Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926.

Bild:
<< vorherige Seite

Er verzog spöttisch den Mund. "So sagst du in diesem Augenblick, so glaubst du vielleicht in diesem Augenblick. Aber -"

Es klopfte. Das Dienstmädchen trat ein und meldete, die Hausbesorgerin aus der Schreyvogelgasse sei da, den Herrn Doktor zum Hofrat zu holen, dem es wieder sehr schlecht gehe. Fridolin begab sich ins Vorzimmer, erfuhr von der Botin, daß der Hofrat einen Herzanfall erlitten und sich sehr übel befinde; und er versprach, unverzüglich hinzukommen.

"Du willst fort -?" fragte ihn Albertine, als er sich rasch zum Fortgehen bereit machte, so ärgerlichen Tons, als füge er ihr mit Vorbedacht ein Unrecht zu.

Fridolin erwiderte, beinahe verwundert: "Ich muß wohl."

Sie seufzte leicht.

"Es wird hoffentlich nicht so schlimm sein," sagte Fridolin, "bisher haben ihm drei Centi Morphin immer noch über den Anfall weggeholfen."

Das Stubenmädchen hatte den Pelz gebracht, Fridolin küßte Albertine ziemlich zerstreut, als wäre das Gespräch der letzten Stunde aus seinem Gedächtnis schon weggewischt, auf Stirn und Mund und eilte davon.

Er verzog spöttisch den Mund. „So sagst du in diesem Augenblick, so glaubst du vielleicht in diesem Augenblick. Aber –“

Es klopfte. Das Dienstmädchen trat ein und meldete, die Hausbesorgerin aus der Schreyvogelgasse sei da, den Herrn Doktor zum Hofrat zu holen, dem es wieder sehr schlecht gehe. Fridolin begab sich ins Vorzimmer, erfuhr von der Botin, daß der Hofrat einen Herzanfall erlitten und sich sehr übel befinde; und er versprach, unverzüglich hinzukommen.

„Du willst fort –?“ fragte ihn Albertine, als er sich rasch zum Fortgehen bereit machte, so ärgerlichen Tons, als füge er ihr mit Vorbedacht ein Unrecht zu.

Fridolin erwiderte, beinahe verwundert: „Ich muß wohl.“

Sie seufzte leicht.

„Es wird hoffentlich nicht so schlimm sein,“ sagte Fridolin, „bisher haben ihm drei Centi Morphin immer noch über den Anfall weggeholfen.“

Das Stubenmädchen hatte den Pelz gebracht, Fridolin küßte Albertine ziemlich zerstreut, als wäre das Gespräch der letzten Stunde aus seinem Gedächtnis schon weggewischt, auf Stirn und Mund und eilte davon.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="15"/>
Er verzog spöttisch den Mund. &#x201E;So sagst du in diesem Augenblick, so glaubst du vielleicht in diesem Augenblick. Aber &#x2013;&#x201C;</p>
        <p>Es klopfte. Das Dienstmädchen trat ein und meldete, die Hausbesorgerin aus der Schreyvogelgasse sei da, den Herrn Doktor zum Hofrat zu holen, dem es wieder sehr schlecht gehe. Fridolin begab sich ins Vorzimmer, erfuhr von der Botin, daß der Hofrat einen Herzanfall erlitten und sich sehr übel befinde; und er versprach, unverzüglich hinzukommen.</p>
        <p>&#x201E;Du willst fort &#x2013;?&#x201C; fragte ihn Albertine, als er sich rasch zum Fortgehen bereit machte, so ärgerlichen Tons, als füge er ihr mit Vorbedacht ein Unrecht zu.</p>
        <p>Fridolin erwiderte, beinahe verwundert: &#x201E;Ich muß wohl.&#x201C;</p>
        <p>Sie seufzte leicht.</p>
        <p>&#x201E;Es wird hoffentlich nicht so schlimm sein,&#x201C; sagte Fridolin, &#x201E;bisher haben ihm drei Centi Morphin immer noch über den Anfall weggeholfen.&#x201C;</p>
        <p>Das Stubenmädchen hatte den Pelz gebracht, Fridolin küßte Albertine ziemlich zerstreut, als wäre das Gespräch der letzten Stunde aus seinem Gedächtnis schon weggewischt, auf Stirn und Mund und eilte davon.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0017] Er verzog spöttisch den Mund. „So sagst du in diesem Augenblick, so glaubst du vielleicht in diesem Augenblick. Aber –“ Es klopfte. Das Dienstmädchen trat ein und meldete, die Hausbesorgerin aus der Schreyvogelgasse sei da, den Herrn Doktor zum Hofrat zu holen, dem es wieder sehr schlecht gehe. Fridolin begab sich ins Vorzimmer, erfuhr von der Botin, daß der Hofrat einen Herzanfall erlitten und sich sehr übel befinde; und er versprach, unverzüglich hinzukommen. „Du willst fort –?“ fragte ihn Albertine, als er sich rasch zum Fortgehen bereit machte, so ärgerlichen Tons, als füge er ihr mit Vorbedacht ein Unrecht zu. Fridolin erwiderte, beinahe verwundert: „Ich muß wohl.“ Sie seufzte leicht. „Es wird hoffentlich nicht so schlimm sein,“ sagte Fridolin, „bisher haben ihm drei Centi Morphin immer noch über den Anfall weggeholfen.“ Das Stubenmädchen hatte den Pelz gebracht, Fridolin küßte Albertine ziemlich zerstreut, als wäre das Gespräch der letzten Stunde aus seinem Gedächtnis schon weggewischt, auf Stirn und Mund und eilte davon.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926/17
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926/17>, abgerufen am 21.11.2024.