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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Br
ein Täubchen sich sehen läßt: so ist es verlohren.
Dieß sind M. und die G-tt-ng-r.
12. Das Camäleon ist das gräßlichste Ungeheuer,
das sich denken läßt. Es nimmt nicht allein die
Farbe, sondern auch die Gestalten von allen oben-
genannten Thieren an. Es treibet die Eigenschaf-
ten jedes Thieres aufs höchste. Jn seinem Ge-
hirne brüten Ungeheuer; aus seiner Nase stürzen
Sündfluthen, die die Erde vertuschen. Es ist
zu fürchterlich, als daß ichs nennen sollte. So
Swift!
Brennen.

Jch habe es oft gesagt, und werde es
noch öfter sagen, mein Herr Doctor ist ein rechter
Meister in der Wortfügung. Anstatt von dem,
sage womit.

Sie zündt das Feuer an, womit die Helden
brennen. Haller, 104 S.

Oder soll es das Feuer seyn, womit man sänget
und brennet. Der Dichter liebet die Figur: das
Räthsel.

Mein mittleidsvolles Lied soll nicht von Rache
brennen. Samml. Nicolai 147 S.

Es würde auch nicht gut seyn, denn es verbrenne-
te
ja: und es wäre doch ewig Schade darum.

Breit.

Man braucht dieses Wort auf mancherley
Art. An Statt tiefe, saget man breite Ein-
sicht.
Diese Umstände erzähle ich so breit, sagt
der Vorredner der bremischen Gedichte. Ob er
nun das Maul oder die Beine so weit von einan-
der sperret, das weis ich nicht. Eines von beyden

ist
Br
ein Taͤubchen ſich ſehen laͤßt: ſo iſt es verlohren.
Dieß ſind M. und die G-tt-ng-r.
12. Das Camaͤleon iſt das graͤßlichſte Ungeheuer,
das ſich denken laͤßt. Es nimmt nicht allein die
Farbe, ſondern auch die Geſtalten von allen oben-
genannten Thieren an. Es treibet die Eigenſchaf-
ten jedes Thieres aufs hoͤchſte. Jn ſeinem Ge-
hirne bruͤten Ungeheuer; aus ſeiner Naſe ſtuͤrzen
Suͤndfluthen, die die Erde vertuſchen. Es iſt
zu fuͤrchterlich, als daß ichs nennen ſollte. So
Swift!
Brennen.

Jch habe es oft geſagt, und werde es
noch oͤfter ſagen, mein Herr Doctor iſt ein rechter
Meiſter in der Wortfuͤgung. Anſtatt von dem,
ſage womit.

Sie zuͤndt das Feuer an, womit die Helden
brennen. Haller, 104 S.

Oder ſoll es das Feuer ſeyn, womit man ſaͤnget
und brennet. Der Dichter liebet die Figur: das
Raͤthſel.

Mein mittleidsvolles Lied ſoll nicht von Rache
brennen. Samml. Nicolai 147 S.

Es wuͤrde auch nicht gut ſeyn, denn es verbrenne-
te
ja: und es waͤre doch ewig Schade darum.

Breit.

Man braucht dieſes Wort auf mancherley
Art. An Statt tiefe, ſaget man breite Ein-
ſicht.
Dieſe Umſtaͤnde erzaͤhle ich ſo breit, ſagt
der Vorredner der bremiſchen Gedichte. Ob er
nun das Maul oder die Beine ſo weit von einan-
der ſperret, das weis ich nicht. Eines von beyden

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[74/0100] Br ein Taͤubchen ſich ſehen laͤßt: ſo iſt es verlohren. Dieß ſind M. und die G-tt-ng-r. 12. Das Camaͤleon iſt das graͤßlichſte Ungeheuer, das ſich denken laͤßt. Es nimmt nicht allein die Farbe, ſondern auch die Geſtalten von allen oben- genannten Thieren an. Es treibet die Eigenſchaf- ten jedes Thieres aufs hoͤchſte. Jn ſeinem Ge- hirne bruͤten Ungeheuer; aus ſeiner Naſe ſtuͤrzen Suͤndfluthen, die die Erde vertuſchen. Es iſt zu fuͤrchterlich, als daß ichs nennen ſollte. So Swift! Brennen. Jch habe es oft geſagt, und werde es noch oͤfter ſagen, mein Herr Doctor iſt ein rechter Meiſter in der Wortfuͤgung. Anſtatt von dem, ſage womit. Sie zuͤndt das Feuer an, womit die Helden brennen. Haller, 104 S. Oder ſoll es das Feuer ſeyn, womit man ſaͤnget und brennet. Der Dichter liebet die Figur: das Raͤthſel. Mein mittleidsvolles Lied ſoll nicht von Rache brennen. Samml. Nicolai 147 S. Es wuͤrde auch nicht gut ſeyn, denn es verbrenne- te ja: und es waͤre doch ewig Schade darum. Breit. Man braucht dieſes Wort auf mancherley Art. An Statt tiefe, ſaget man breite Ein- ſicht. Dieſe Umſtaͤnde erzaͤhle ich ſo breit, ſagt der Vorredner der bremiſchen Gedichte. Ob er nun das Maul oder die Beine ſo weit von einan- der ſperret, das weis ich nicht. Eines von beyden iſt

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/100>, abgerufen am 21.11.2024.