fesseln; denn unsterbliche Dichter können auch die fesseln, oder in Ketten legen. So Bodmer!
An der Morgenseite der Stadt, wo der heitere Pison Aus dem marmornen Bette hervor die entfes- selte Wellen Wieder verbreitet. Noah, 20 S.
Man siehet es, ohne uns, wie der große Mann dem Pison ein Bett, obgleich ein etwas hartes, giebt; und dann die daran gefesselte Wellen ent- fesselt. Wir geben daher einem unbekannten Lie- dermacher zu überlegen, ob er nicht den großen Mann seiner Federn beraubet, wenn er saget: Soll ich der Großen Prunk beneiden, Wenn Thoren sich in Seide kleiden? Nein! Nein! Sie büssen auf den Schwanenbetten Gar oft in selbst geschmiedten Ketten: Jch will entfesselt seyn.
Denn nach seiner beliebten Genauigkeit sollte es ent- kettet heissen. Da uns nun dieses gleich an eine Flohkette erinnert: so sehen wir nicht ab, warum er nicht auch sagen können: Jch will die Ketten scheun?
Da siehet mans, daß man auch oft in Koth tritt, wenn man ihn gleich vermeiden will.
Weiter! Das Wort entschliessen ist gewöhn- lich; allein feurige Dichter wissen auch gewöhnli- chen Worten ungewöhnliche Fügungen zu geben; d. i. einen Edelmann auf einen Bauer zu setzen. So kann man denn sagen, wenn einem die Blähun-
gen
En
feſſeln; denn unſterbliche Dichter koͤnnen auch die feſſeln, oder in Ketten legen. So Bodmer!
An der Morgenſeite der Stadt, wo der heitere Piſon Aus dem marmornen Bette hervor die entfeſ- ſelte Wellen Wieder verbreitet. Noah, 20 S.
Man ſiehet es, ohne uns, wie der große Mann dem Piſon ein Bett, obgleich ein etwas hartes, giebt; und dann die daran gefeſſelte Wellen ent- feſſelt. Wir geben daher einem unbekannten Lie- dermacher zu uͤberlegen, ob er nicht den großen Mann ſeiner Federn beraubet, wenn er ſaget: Soll ich der Großen Prunk beneiden, Wenn Thoren ſich in Seide kleiden? Nein! Nein! Sie buͤſſen auf den Schwanenbetten Gar oft in ſelbſt geſchmiedten Ketten: Jch will entfeſſelt ſeyn.
Denn nach ſeiner beliebten Genauigkeit ſollte es ent- kettet heiſſen. Da uns nun dieſes gleich an eine Flohkette erinnert: ſo ſehen wir nicht ab, warum er nicht auch ſagen koͤnnen: Jch will die Ketten ſcheun?
Da ſiehet mans, daß man auch oft in Koth tritt, wenn man ihn gleich vermeiden will.
Weiter! Das Wort entſchlieſſen iſt gewoͤhn- lich; allein feurige Dichter wiſſen auch gewoͤhnli- chen Worten ungewoͤhnliche Fuͤgungen zu geben; d. i. einen Edelmann auf einen Bauer zu ſetzen. So kann man denn ſagen, wenn einem die Blaͤhun-
gen
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feſſeln, oder in Ketten legen. So Bodmer!
An der Morgenſeite der Stadt, wo der heitere
Piſon
Aus dem marmornen Bette hervor die entfeſ-
ſelte Wellen
Wieder verbreitet. Noah, 20 S.
Man ſiehet es, ohne uns, wie der große Mann
dem Piſon ein Bett, obgleich ein etwas hartes,
giebt; und dann die daran gefeſſelte Wellen ent-
feſſelt. Wir geben daher einem unbekannten Lie-
dermacher zu uͤberlegen, ob er nicht den großen
Mann ſeiner Federn beraubet, wenn er ſaget:
Soll ich der Großen Prunk beneiden,
Wenn Thoren ſich in Seide kleiden?
Nein! Nein!
Sie buͤſſen auf den Schwanenbetten
Gar oft in ſelbſt geſchmiedten Ketten:
Jch will entfeſſelt ſeyn.
Denn nach ſeiner beliebten Genauigkeit ſollte es ent-
kettet heiſſen. Da uns nun dieſes gleich an eine
Flohkette erinnert: ſo ſehen wir nicht ab, warum
er nicht auch ſagen koͤnnen:
Jch will die Ketten ſcheun?
Da ſiehet mans, daß man auch oft in Koth tritt,
wenn man ihn gleich vermeiden will.
Weiter! Das Wort entſchlieſſen iſt gewoͤhn-
lich; allein feurige Dichter wiſſen auch gewoͤhnli-
chen Worten ungewoͤhnliche Fuͤgungen zu geben;
d. i. einen Edelmann auf einen Bauer zu ſetzen.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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