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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Er
doch Lazarus am jüngsten Tage sagen, wenn ihm
Klopstock die Cidli geführet bringen wird?

Erlieset, a. St. erkieset, von auslesen.

Dieses
Wort ist von großer Wirkung in der hallerischen
Terminologie.
Denn so saget der Termino-
logicus:

- - Den Raum des öden Orts
Erfüllt verschiedner Zeug, den regende Gewalt
Erlieset, trennet, mischt, und sammelt in Ge-
stalt. Haller, 101 S.

Jst das nicht schön Deutsch, etwas in Gestalt
sammeln?
Jn der Bibel stehet schon der Zeug.
Dem Zeuge Jsrael Hohn sprechen;
allein hier
stehet es a. St. Stoff.

Ertrocknen am Verstande.

Ein schönes und nicht
lächerliches Gleichniß ist dieses:

Zwo Thüren weit davon wird, wie ein Fisch
im Sande,

Er fern von seinem Volk ertrocknen am Ver-
stande. Haller, 92 S.

Also ertrocknet ein Fisch im Sande am Ver-
stande?
d. i. ein Fisch stirbt, wann er in den
Sand geräth. Ertrocknet er da nun gleich nicht
am Verstande, so wird er doch am Leibe tro-
cken;
und stirbt. Ein Stutzer aber stirbet nicht,
wenn er gleich nicht Zoten reißen kann. Vielen
poetischen Gleichnissen gehet es, wie den meisten
mathematischen Beweisen; denen man auch den
Beweis eben nicht ansiehet, wäre der Mathe-
matiker
nicht vorsichtig, und schriebe ihn darüber.
Dichter thäten daher wohl, wenn sie ihre Gedichte

auch

Er
doch Lazarus am juͤngſten Tage ſagen, wenn ihm
Klopſtock die Cidli gefuͤhret bringen wird?

Erlieſet, a. St. erkieſet, von ausleſen.

Dieſes
Wort iſt von großer Wirkung in der halleriſchen
Terminologie.
Denn ſo ſaget der Termino-
logicus:

- - Den Raum des oͤden Orts
Erfuͤllt verſchiedner Zeug, den regende Gewalt
Erlieſet, trennet, miſcht, und ſammelt in Ge-
ſtalt. Haller, 101 S.

Jſt das nicht ſchoͤn Deutſch, etwas in Geſtalt
ſammeln?
Jn der Bibel ſtehet ſchon der Zeug.
Dem Zeuge Jſrael Hohn ſprechen;
allein hier
ſtehet es a. St. Stoff.

Ertrocknen am Verſtande.

Ein ſchoͤnes und nicht
laͤcherliches Gleichniß iſt dieſes:

Zwo Thuͤren weit davon wird, wie ein Fiſch
im Sande,

Er fern von ſeinem Volk ertrocknen am Ver-
ſtande. Haller, 92 S.

Alſo ertrocknet ein Fiſch im Sande am Ver-
ſtande?
d. i. ein Fiſch ſtirbt, wann er in den
Sand geraͤth. Ertrocknet er da nun gleich nicht
am Verſtande, ſo wird er doch am Leibe tro-
cken;
und ſtirbt. Ein Stutzer aber ſtirbet nicht,
wenn er gleich nicht Zoten reißen kann. Vielen
poetiſchen Gleichniſſen gehet es, wie den meiſten
mathematiſchen Beweiſen; denen man auch den
Beweis eben nicht anſiehet, waͤre der Mathe-
matiker
nicht vorſichtig, und ſchriebe ihn daruͤber.
Dichter thaͤten daher wohl, wenn ſie ihre Gedichte

auch
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[126/0152] Er doch Lazarus am juͤngſten Tage ſagen, wenn ihm Klopſtock die Cidli gefuͤhret bringen wird? Erlieſet, a. St. erkieſet, von ausleſen. Dieſes Wort iſt von großer Wirkung in der halleriſchen Terminologie. Denn ſo ſaget der Termino- logicus: - - Den Raum des oͤden Orts Erfuͤllt verſchiedner Zeug, den regende Gewalt Erlieſet, trennet, miſcht, und ſammelt in Ge- ſtalt. Haller, 101 S. Jſt das nicht ſchoͤn Deutſch, etwas in Geſtalt ſammeln? Jn der Bibel ſtehet ſchon der Zeug. Dem Zeuge Jſrael Hohn ſprechen; allein hier ſtehet es a. St. Stoff. Ertrocknen am Verſtande. Ein ſchoͤnes und nicht laͤcherliches Gleichniß iſt dieſes: Zwo Thuͤren weit davon wird, wie ein Fiſch im Sande, Er fern von ſeinem Volk ertrocknen am Ver- ſtande. Haller, 92 S. Alſo ertrocknet ein Fiſch im Sande am Ver- ſtande? d. i. ein Fiſch ſtirbt, wann er in den Sand geraͤth. Ertrocknet er da nun gleich nicht am Verſtande, ſo wird er doch am Leibe tro- cken; und ſtirbt. Ein Stutzer aber ſtirbet nicht, wenn er gleich nicht Zoten reißen kann. Vielen poetiſchen Gleichniſſen gehet es, wie den meiſten mathematiſchen Beweiſen; denen man auch den Beweis eben nicht anſiehet, waͤre der Mathe- matiker nicht vorſichtig, und ſchriebe ihn daruͤber. Dichter thaͤten daher wohl, wenn ſie ihre Gedichte auch

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/152>, abgerufen am 21.11.2024.