-- Da er so mit geflügeltem Blicke Jede Ferne durcheilt. -- -- e. d. 127 S.
Es muß folglich viele Fernen geben; und man thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu las- sen: sondern ihnen auch ein Paar Flügel, wie dem Merkure, anzuhängen; denn giebt es nicht auch geflügelte Töne, geflügelte Stimmen, ja geflügelte Husten?
Feste.
Klopstock, der Theologe, und Bod- mer, der Hexametrist, haben für gut befun- den, in ihrer sehraffischen Religion die Sonnta- ge abzuschaffen; dafür aber haben sie gewisse Din- ger eingeführet, die sie Feste heissen. Da giebt es Feste des Lichts, und Sonntage der Finster- niß; Feste in Armen; Feste im Antlitze; Fe- ste im Herzen; Feste ich weis nicht wo: Kurz, ewige Feste und Sonntage. Feste im Him- mel ziehen natürlicher Weise auch Werkeltage nach sich. Der Dienst der Seelen bestehet in ewi- gen Hallelujahgesängen; wenn also ein Wer- keltag einfällt, der im himmlischen Kalender mit Schwarz gezeichnet ist: so ist es mäuschenstill im Himmel, und der liebe Gott wird sein Zeug- haus, die Engel aber werden ihre Kleiderkam- mern besehen. Jener wird die alten und stum- pfen Donner einschmelzen lassen: diese werden die dunkeln Gewande zu den seraphischen Schneidern schicken, ihnen wieder ein festlich niederwallendes Glänzen geben zu lassen. Wir haben diese Erfindung höchlich bewundert, und wollen zum Beweise dessen ein Paar Stellen aus
diesem
J 5
Fe
— Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke Jede Ferne durcheilt. — — e. d. 127 S.
Es muß folglich viele Fernen geben; und man thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu laſ- ſen: ſondern ihnen auch ein Paar Fluͤgel, wie dem Merkure, anzuhaͤngen; denn giebt es nicht auch gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen, ja gefluͤgelte Huſten?
Feſte.
Klopſtock, der Theologe, und Bod- mer, der Hexametriſt, haben fuͤr gut befun- den, in ihrer ſehraffiſchen Religion die Sonnta- ge abzuſchaffen; dafuͤr aber haben ſie gewiſſe Din- ger eingefuͤhret, die ſie Feſte heiſſen. Da giebt es Feſte des Lichts, und Sonntage der Finſter- niß; Feſte in Armen; Feſte im Antlitze; Fe- ſte im Herzen; Feſte ich weis nicht wo: Kurz, ewige Feſte und Sonntage. Feſte im Him- mel ziehen natuͤrlicher Weiſe auch Werkeltage nach ſich. Der Dienſt der Seelen beſtehet in ewi- gen Hallelujahgeſaͤngen; wenn alſo ein Wer- keltag einfaͤllt, der im himmliſchen Kalender mit Schwarz gezeichnet iſt: ſo iſt es maͤuschenſtill im Himmel, und der liebe Gott wird ſein Zeug- haus, die Engel aber werden ihre Kleiderkam- mern beſehen. Jener wird die alten und ſtum- pfen Donner einſchmelzen laſſen: dieſe werden die dunkeln Gewande zu den ſeraphiſchen Schneidern ſchicken, ihnen wieder ein feſtlich niederwallendes Glaͤnzen geben zu laſſen. Wir haben dieſe Erfindung hoͤchlich bewundert, und wollen zum Beweiſe deſſen ein Paar Stellen aus
dieſem
J 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0163"n="137"/><fwplace="top"type="header">Fe</fw><lb/><cit><quote>— Da er ſo mit <hirendition="#fr">gefluͤgeltem Blicke<lb/>
Jede Ferne durcheilt. —— e. d. 127 S.</hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Es muß folglich <hirendition="#fr">viele Fernen</hi> geben; und man<lb/>
thut weislich, die <hirendition="#fr">Blicke</hi> nicht nur <hirendition="#fr">fliegen</hi> zu laſ-<lb/>ſen: ſondern ihnen auch ein Paar <hirendition="#fr">Fluͤgel,</hi> wie<lb/>
dem <hirendition="#fr">Merkure,</hi> anzuhaͤngen; denn giebt es nicht<lb/>
auch <hirendition="#fr">gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen,</hi><lb/>
ja <hirendition="#fr">gefluͤgelte Huſten?</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Feſte.</head><p><hirendition="#fr">Klopſtock,</hi> der <hirendition="#fr">Theologe,</hi> und <hirendition="#fr">Bod-<lb/>
mer,</hi> der <hirendition="#fr">Hexametriſt,</hi> haben fuͤr gut befun-<lb/>
den, in ihrer <hirendition="#fr">ſehraffiſchen</hi> Religion die <hirendition="#fr">Sonnta-<lb/>
ge</hi> abzuſchaffen; dafuͤr aber haben ſie gewiſſe Din-<lb/>
ger eingefuͤhret, die ſie <hirendition="#fr">Feſte</hi> heiſſen. Da giebt<lb/>
es <hirendition="#fr">Feſte des Lichts,</hi> und <hirendition="#fr">Sonntage der Finſter-<lb/>
niß; Feſte in Armen; Feſte im Antlitze; Fe-<lb/>ſte im Herzen; Feſte ich weis nicht wo:</hi> Kurz,<lb/><hirendition="#fr">ewige Feſte und Sonntage. Feſte im Him-<lb/>
mel</hi> ziehen natuͤrlicher Weiſe auch <hirendition="#fr">Werkeltage</hi><lb/>
nach ſich. Der Dienſt der Seelen beſtehet in ewi-<lb/>
gen <hirendition="#fr">Hallelujahgeſaͤngen;</hi> wenn alſo ein <hirendition="#fr">Wer-<lb/>
keltag</hi> einfaͤllt, der im <hirendition="#fr">himmliſchen Kalender</hi> mit<lb/><hirendition="#fr">Schwarz</hi> gezeichnet iſt: ſo iſt es maͤuschenſtill<lb/>
im Himmel, und der liebe Gott wird ſein <hirendition="#fr">Zeug-<lb/>
haus,</hi> die Engel aber werden ihre <hirendition="#fr">Kleiderkam-<lb/>
mern</hi> beſehen. Jener wird die <hirendition="#fr">alten</hi> und <hirendition="#fr">ſtum-<lb/>
pfen Donner einſchmelzen</hi> laſſen: dieſe werden<lb/>
die <hirendition="#fr">dunkeln Gewande</hi> zu den <hirendition="#fr">ſeraphiſchen<lb/>
Schneidern</hi>ſchicken, ihnen wieder ein <hirendition="#fr">feſtlich<lb/>
niederwallendes Glaͤnzen</hi> geben zu laſſen. Wir<lb/>
haben dieſe Erfindung hoͤchlich bewundert, und<lb/>
wollen zum Beweiſe deſſen ein Paar Stellen aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">dieſem</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[137/0163]
Fe
— Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke
Jede Ferne durcheilt. — — e. d. 127 S.
Es muß folglich viele Fernen geben; und man
thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu laſ-
ſen: ſondern ihnen auch ein Paar Fluͤgel, wie
dem Merkure, anzuhaͤngen; denn giebt es nicht
auch gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen,
ja gefluͤgelte Huſten?
Feſte. Klopſtock, der Theologe, und Bod-
mer, der Hexametriſt, haben fuͤr gut befun-
den, in ihrer ſehraffiſchen Religion die Sonnta-
ge abzuſchaffen; dafuͤr aber haben ſie gewiſſe Din-
ger eingefuͤhret, die ſie Feſte heiſſen. Da giebt
es Feſte des Lichts, und Sonntage der Finſter-
niß; Feſte in Armen; Feſte im Antlitze; Fe-
ſte im Herzen; Feſte ich weis nicht wo: Kurz,
ewige Feſte und Sonntage. Feſte im Him-
mel ziehen natuͤrlicher Weiſe auch Werkeltage
nach ſich. Der Dienſt der Seelen beſtehet in ewi-
gen Hallelujahgeſaͤngen; wenn alſo ein Wer-
keltag einfaͤllt, der im himmliſchen Kalender mit
Schwarz gezeichnet iſt: ſo iſt es maͤuschenſtill
im Himmel, und der liebe Gott wird ſein Zeug-
haus, die Engel aber werden ihre Kleiderkam-
mern beſehen. Jener wird die alten und ſtum-
pfen Donner einſchmelzen laſſen: dieſe werden
die dunkeln Gewande zu den ſeraphiſchen
Schneidern ſchicken, ihnen wieder ein feſtlich
niederwallendes Glaͤnzen geben zu laſſen. Wir
haben dieſe Erfindung hoͤchlich bewundert, und
wollen zum Beweiſe deſſen ein Paar Stellen aus
dieſem
J 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/163>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.