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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ge
reißt; und verschlingen würde, wenn nicht ein
Sehraff jeden in seinem Schwunge erhielte.

1. haben wir den gleimischen Wirbel; den Wir-
bel der Kleinigkeiten. Dichter, die von ihm ge-
zogen werden, sehen die größten Dinge zwar durch
ein Vergrößerungsglas; allein sie kehren das
Sehrohr um, und alles stellet sich ihnen von der
kleinen Seite vor. Doris spricht bey ihnen so
dumm, als ein Möpschen; und Möpschen so
tändelnd und witzig, als ihre Brünette. Phi-
losophen suchen am Himmel nur die Jungfer:
aber nicht die Sterne. Man trifft darinnen so viel
Schönen an, als kaum der Großsultan einge-
sperret hält; hat gleich der Dichter oft nicht ein
Kammermägdchen zu seiner Phillis. Dieser
Wirbel verschlinget viele Witzlinge, die mit dur-
stiger Kehle von Weine, und mit kaltem Blute
von der Liebe singen. Ruach Abdiel, als der
barmherzigste Teufel, stehet ihm vor, und beherr-
schet ihn aus seinem Orangenblatte, wo auch die-
ser ganze Wirbel Raum hätte.
2. haben wir den Schäferwirbel. Er stößt an den
ersten; und man siehet darinnen beschnittene Män-
ner mit langen Bärten; Viehhirten, die, wie die
Tattarn im Lande umherzogen, zu arkadischen
Schäfern werden. Jhre Schallmeyen schnar-
ren etwas; man kann auch immer am Ende des
Liedes hören, wer der Setzer davon gewesen.
Brummet es: so ist es der alte Schäfer Bod-
mer; quitschet
es aber, wie bey uns die Scha-
lumos
auf den Bauerhochzeiten: so ist es Schä-
fer

Ge
reißt; und verſchlingen wuͤrde, wenn nicht ein
Sehraff jeden in ſeinem Schwunge erhielte.

1. haben wir den gleimiſchen Wirbel; den Wir-
bel der Kleinigkeiten. Dichter, die von ihm ge-
zogen werden, ſehen die groͤßten Dinge zwar durch
ein Vergroͤßerungsglas; allein ſie kehren das
Sehrohr um, und alles ſtellet ſich ihnen von der
kleinen Seite vor. Doris ſpricht bey ihnen ſo
dumm, als ein Moͤpschen; und Moͤpschen ſo
taͤndelnd und witzig, als ihre Bruͤnette. Phi-
loſophen ſuchen am Himmel nur die Jungfer:
aber nicht die Sterne. Man trifft darinnen ſo viel
Schoͤnen an, als kaum der Großſultan einge-
ſperret haͤlt; hat gleich der Dichter oft nicht ein
Kammermaͤgdchen zu ſeiner Phillis. Dieſer
Wirbel verſchlinget viele Witzlinge, die mit dur-
ſtiger Kehle von Weine, und mit kaltem Blute
von der Liebe ſingen. Ruach Abdiel, als der
barmherzigſte Teufel, ſtehet ihm vor, und beherr-
ſchet ihn aus ſeinem Orangenblatte, wo auch die-
ſer ganze Wirbel Raum haͤtte.
2. haben wir den Schaͤferwirbel. Er ſtoͤßt an den
erſten; und man ſiehet darinnen beſchnittene Maͤn-
ner mit langen Baͤrten; Viehhirten, die, wie die
Tattarn im Lande umherzogen, zu arkadiſchen
Schaͤfern werden. Jhre Schallmeyen ſchnar-
ren etwas; man kann auch immer am Ende des
Liedes hoͤren, wer der Setzer davon geweſen.
Brummet es: ſo iſt es der alte Schaͤfer Bod-
mer; quitſchet
es aber, wie bey uns die Scha-
lumos
auf den Bauerhochzeiten: ſo iſt es Schaͤ-
fer
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[164/0190] Ge reißt; und verſchlingen wuͤrde, wenn nicht ein Sehraff jeden in ſeinem Schwunge erhielte. 1. haben wir den gleimiſchen Wirbel; den Wir- bel der Kleinigkeiten. Dichter, die von ihm ge- zogen werden, ſehen die groͤßten Dinge zwar durch ein Vergroͤßerungsglas; allein ſie kehren das Sehrohr um, und alles ſtellet ſich ihnen von der kleinen Seite vor. Doris ſpricht bey ihnen ſo dumm, als ein Moͤpschen; und Moͤpschen ſo taͤndelnd und witzig, als ihre Bruͤnette. Phi- loſophen ſuchen am Himmel nur die Jungfer: aber nicht die Sterne. Man trifft darinnen ſo viel Schoͤnen an, als kaum der Großſultan einge- ſperret haͤlt; hat gleich der Dichter oft nicht ein Kammermaͤgdchen zu ſeiner Phillis. Dieſer Wirbel verſchlinget viele Witzlinge, die mit dur- ſtiger Kehle von Weine, und mit kaltem Blute von der Liebe ſingen. Ruach Abdiel, als der barmherzigſte Teufel, ſtehet ihm vor, und beherr- ſchet ihn aus ſeinem Orangenblatte, wo auch die- ſer ganze Wirbel Raum haͤtte. 2. haben wir den Schaͤferwirbel. Er ſtoͤßt an den erſten; und man ſiehet darinnen beſchnittene Maͤn- ner mit langen Baͤrten; Viehhirten, die, wie die Tattarn im Lande umherzogen, zu arkadiſchen Schaͤfern werden. Jhre Schallmeyen ſchnar- ren etwas; man kann auch immer am Ende des Liedes hoͤren, wer der Setzer davon geweſen. Brummet es: ſo iſt es der alte Schaͤfer Bod- mer; quitſchet es aber, wie bey uns die Scha- lumos auf den Bauerhochzeiten: ſo iſt es Schaͤ- fer

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/190>, abgerufen am 21.11.2024.