Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

He
le mit unsern Gespielinnen kälbern. 5. sehen
wir, daß man in tiefer Entzückung seyn, und doch
wachen könne: nur fürchten wir, daß es dem En-
gel wie dem unsterblichen Neuton gehen möchte,
der, in eben einer solchen Entzückung, den kleinen
niedlichen Finger einer Dame, bey der er saß, für
einen Tobacksstopfer ansah, und mit ihm getrost
die glühende Asche zurück stopfte. 6. werden wir
mit Erstaunung gewahr, daß der himmlische
Virtuose Eloa
oft ein Solo singet: aber wie
wird das klingen? die himmlische Harfe redet ih-
re himmlische Sprache darein:
denn er gebie-
thet sie ihr, der Harfe. Doch, wir besinnen
uns; haben wir nicht Stückchen von irdischen En-
geln
gehöret, welche Stückchen halb gesungen,
halb geredet,
und halb gepfiffen wurden? Es
klang sehr schnakisch.

Heckicht.

So, wir wir einen Edelmann bewun-
dern, dessen Geschlechtsregister sich bis in der Hun-
nen
Zeiten verlieret: so hat uns auch folgendes
Beywort unsere Bewunderung abgedrungen, da
uns sein Ursprung in ein angenehmes Gewirr von
Hecken und Dornen verführet. Wir holeten
auch, wie der erste Rebelle, aus; allein, noch
diese Stunde haben wir unser rechtes Bein aufge-
hoben: denn wir fürchten uns vor den Hecken.

Jhre gigantische Treppe war an der nordli-
chen Seite
Angelegt, in der Gegend, wo Satan, der erste
Rebelle,

Als

He
le mit unſern Geſpielinnen kaͤlbern. 5. ſehen
wir, daß man in tiefer Entzuͤckung ſeyn, und doch
wachen koͤnne: nur fuͤrchten wir, daß es dem En-
gel wie dem unſterblichen Neuton gehen moͤchte,
der, in eben einer ſolchen Entzuͤckung, den kleinen
niedlichen Finger einer Dame, bey der er ſaß, fuͤr
einen Tobacksſtopfer anſah, und mit ihm getroſt
die gluͤhende Aſche zuruͤck ſtopfte. 6. werden wir
mit Erſtaunung gewahr, daß der himmliſche
Virtuoſe Eloa
oft ein Solo ſinget: aber wie
wird das klingen? die himmliſche Harfe redet ih-
re himmliſche Sprache darein:
denn er gebie-
thet ſie ihr, der Harfe. Doch, wir beſinnen
uns; haben wir nicht Stuͤckchen von irdiſchen En-
geln
gehoͤret, welche Stuͤckchen halb geſungen,
halb geredet,
und halb gepfiffen wurden? Es
klang ſehr ſchnakiſch.

Heckicht.

So, wir wir einen Edelmann bewun-
dern, deſſen Geſchlechtsregiſter ſich bis in der Hun-
nen
Zeiten verlieret: ſo hat uns auch folgendes
Beywort unſere Bewunderung abgedrungen, da
uns ſein Urſprung in ein angenehmes Gewirr von
Hecken und Dornen verfuͤhret. Wir holeten
auch, wie der erſte Rebelle, aus; allein, noch
dieſe Stunde haben wir unſer rechtes Bein aufge-
hoben: denn wir fuͤrchten uns vor den Hecken.

Jhre gigantiſche Treppe war an der nordli-
chen Seite
Angelegt, in der Gegend, wo Satan, der erſte
Rebelle,

Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0233" n="207"/><fw place="top" type="header">He</fw><lb/><hi rendition="#fr">le</hi> mit un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;pielinnen ka&#x0364;lbern.</hi> 5. &#x017F;ehen<lb/>
wir, daß man in tiefer Entzu&#x0364;ckung &#x017F;eyn, und doch<lb/>
wachen ko&#x0364;nne: nur fu&#x0364;rchten wir, daß es dem En-<lb/>
gel wie dem un&#x017F;terblichen <hi rendition="#fr">Neuton</hi> gehen mo&#x0364;chte,<lb/>
der, in eben einer &#x017F;olchen Entzu&#x0364;ckung, den kleinen<lb/>
niedlichen Finger einer Dame, bey der er &#x017F;aß, fu&#x0364;r<lb/>
einen Tobacks&#x017F;topfer an&#x017F;ah, und mit ihm getro&#x017F;t<lb/>
die glu&#x0364;hende A&#x017F;che zuru&#x0364;ck &#x017F;topfte. 6. werden wir<lb/>
mit Er&#x017F;taunung gewahr, daß der <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;che<lb/>
Virtuo&#x017F;e Eloa</hi> oft ein <hi rendition="#fr">Solo</hi> &#x017F;inget: aber wie<lb/>
wird das klingen? die <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;che Harfe redet ih-<lb/>
re himmli&#x017F;che Sprache darein:</hi> denn er gebie-<lb/>
thet &#x017F;ie ihr, der <hi rendition="#fr">Harfe.</hi> Doch, wir be&#x017F;innen<lb/>
uns; haben wir nicht Stu&#x0364;ckchen von <hi rendition="#fr">irdi&#x017F;chen En-<lb/>
geln</hi> geho&#x0364;ret, welche Stu&#x0364;ckchen <hi rendition="#fr">halb ge&#x017F;ungen,<lb/>
halb geredet,</hi> und <hi rendition="#fr">halb gepfiffen wurden?</hi> Es<lb/>
klang &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">&#x017F;chnaki&#x017F;ch.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Heckicht.</head>
            <p>So, wir wir einen Edelmann bewun-<lb/>
dern, de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;chlechtsregi&#x017F;ter &#x017F;ich bis in der <hi rendition="#fr">Hun-<lb/>
nen</hi> Zeiten verlieret: &#x017F;o hat uns auch folgendes<lb/>
Beywort un&#x017F;ere Bewunderung abgedrungen, da<lb/>
uns &#x017F;ein Ur&#x017F;prung in ein angenehmes Gewirr von<lb/><hi rendition="#fr">Hecken</hi> und <hi rendition="#fr">Dornen</hi> verfu&#x0364;hret. Wir <hi rendition="#fr">holeten</hi><lb/>
auch, wie <hi rendition="#fr">der er&#x017F;te Rebelle, aus;</hi> allein, noch<lb/>
die&#x017F;e Stunde haben wir un&#x017F;er rechtes Bein aufge-<lb/>
hoben: denn wir fu&#x0364;rchten uns vor den <hi rendition="#fr">Hecken.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Jhre <hi rendition="#fr">giganti&#x017F;che Treppe</hi> war an der nordli-<lb/><hi rendition="#et">chen Seite</hi><lb/>
Angelegt, in der Gegend, wo Satan, <hi rendition="#fr">der er&#x017F;te<lb/><hi rendition="#et">Rebelle,</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0233] He le mit unſern Geſpielinnen kaͤlbern. 5. ſehen wir, daß man in tiefer Entzuͤckung ſeyn, und doch wachen koͤnne: nur fuͤrchten wir, daß es dem En- gel wie dem unſterblichen Neuton gehen moͤchte, der, in eben einer ſolchen Entzuͤckung, den kleinen niedlichen Finger einer Dame, bey der er ſaß, fuͤr einen Tobacksſtopfer anſah, und mit ihm getroſt die gluͤhende Aſche zuruͤck ſtopfte. 6. werden wir mit Erſtaunung gewahr, daß der himmliſche Virtuoſe Eloa oft ein Solo ſinget: aber wie wird das klingen? die himmliſche Harfe redet ih- re himmliſche Sprache darein: denn er gebie- thet ſie ihr, der Harfe. Doch, wir beſinnen uns; haben wir nicht Stuͤckchen von irdiſchen En- geln gehoͤret, welche Stuͤckchen halb geſungen, halb geredet, und halb gepfiffen wurden? Es klang ſehr ſchnakiſch. Heckicht. So, wir wir einen Edelmann bewun- dern, deſſen Geſchlechtsregiſter ſich bis in der Hun- nen Zeiten verlieret: ſo hat uns auch folgendes Beywort unſere Bewunderung abgedrungen, da uns ſein Urſprung in ein angenehmes Gewirr von Hecken und Dornen verfuͤhret. Wir holeten auch, wie der erſte Rebelle, aus; allein, noch dieſe Stunde haben wir unſer rechtes Bein aufge- hoben: denn wir fuͤrchten uns vor den Hecken. Jhre gigantiſche Treppe war an der nordli- chen Seite Angelegt, in der Gegend, wo Satan, der erſte Rebelle, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/233
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/233>, abgerufen am 21.11.2024.