ein Freund, wenn er sich von dem andern tren- nen muß: und das finden wir gar nicht übertrie- ben. Noch ein Paar Küsse! Ein ganzes halbes Dutzend! Und das ist kein Wunder: denn, wie die letzte Arie zeiget, so ist er besoffen.
Vom Taumel (lieber, Bächer!) entzückender Regung berauschet, Mit Ruhe, die niemand für Kronen vertauschet, Umschatte, o! Himmel! den redlichsten Freund. J. F. E. Fabricius.
Am schönsten ist es, daß dieser Herr seinem Freun- de, oder dem Himmel, einen Rausch, oder Tau- mel anwünschet. Das Wort Taumel drücket überdieß in der heiligen Sprache einen göttli- chen Rausch oder Begeisterung aus; und die- semnach haben wir viel besoffene Dichter. Noch ein Küßchen! denn wie könnte man ein Schäfer- dichter seyn, und nicht küssen?
"Gestalt und Pracht, der Farben Stärke, "Die Mund u. Brust u. Wangen schmückt, "Thun zwar so lange Wunderwerke, "Als man im Kusse Blumen pflückt. Zernitz, 70 S.
Wir haben es versuchet; wir bestreuten den Mund unsers Engelchens mit Blumen, und küßten: aber es schmeckte nicht; denn wir küßten nur Blumen, und pflückten sie nicht. Wir kniee- ten daher auf eine Wiese, wo Veilchen stunden, und küßten und pflückten. Wir pflückten aber auch Kuhblumen: denn indem wir küßten: so sahen wir nicht; wir hätten auch wohl in et-
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ein Freund, wenn er ſich von dem andern tren- nen muß: und das finden wir gar nicht uͤbertrie- ben. Noch ein Paar Kuͤſſe! Ein ganzes halbes Dutzend! Und das iſt kein Wunder: denn, wie die letzte Arie zeiget, ſo iſt er beſoffen.
Vom Taumel (lieber, Baͤcher!) entzuͤckender Regung berauſchet, Mit Ruhe, die niemand fuͤr Kronen vertauſchet, Umſchatte, o! Himmel! den redlichſten Freund. J. F. E. Fabricius.
Am ſchoͤnſten iſt es, daß dieſer Herr ſeinem Freun- de, oder dem Himmel, einen Rauſch, oder Tau- mel anwuͤnſchet. Das Wort Taumel druͤcket uͤberdieß in der heiligen Sprache einen goͤttli- chen Rauſch oder Begeiſterung aus; und die- ſemnach haben wir viel beſoffene Dichter. Noch ein Kuͤßchen! denn wie koͤnnte man ein Schaͤfer- dichter ſeyn, und nicht kuͤſſen?
“Geſtalt und Pracht, der Farben Staͤrke, “Die Mund u. Bruſt u. Wangen ſchmuͤckt, “Thun zwar ſo lange Wunderwerke, “Als man im Kuſſe Blumen pfluͤckt. Zernitz, 70 S.
Wir haben es verſuchet; wir beſtreuten den Mund unſers Engelchens mit Blumen, und kuͤßten: aber es ſchmeckte nicht; denn wir kuͤßten nur Blumen, und pfluͤckten ſie nicht. Wir kniee- ten daher auf eine Wieſe, wo Veilchen ſtunden, und kuͤßten und pfluͤckten. Wir pfluͤckten aber auch Kuhblumen: denn indem wir kuͤßten: ſo ſahen wir nicht; wir haͤtten auch wohl in et-
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die letzte Arie zeiget, ſo iſt er beſoffen.
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J. F. E. Fabricius.
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uͤberdieß in der heiligen Sprache einen goͤttli-
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ſemnach haben wir viel beſoffene Dichter. Noch
ein Kuͤßchen! denn wie koͤnnte man ein Schaͤfer-
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“Geſtalt und Pracht, der Farben Staͤrke,
“Die Mund u. Bruſt u. Wangen ſchmuͤckt,
“Thun zwar ſo lange Wunderwerke,
“Als man im Kuſſe Blumen pfluͤckt.
Zernitz, 70 S.
Wir haben es verſuchet; wir beſtreuten den Mund
unſers Engelchens mit Blumen, und kuͤßten:
aber es ſchmeckte nicht; denn wir kuͤßten nur
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/283>, abgerufen am 26.06.2024.
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