Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ab
Wenn zwischen Haß und Gunst bey ihm ein
Abtritt ist,
Und manchmal sich sein Herz im Munde
gar vergißt. Haller, 90 S.
Warum nicht im Abtritte?
Abwesend. Ein Blick, der abwesend ist, ist
das nicht ein Blick, der nicht daheim, nicht zu
Hause ist? Haller, 63 S.

Seht den verwirrten Blick, der stets abwesend ist,
Und itzt vielleicht den Raum von fernen Welten
mißt.

Wir haben nach diesem Blicke gesehen; aber ihn
nicht gefunden; können ihm auch solches nicht
übel nehmen, indem er eine solche schwere Beschäf-
tigung, als die ist, wann man Welten mißt,
über sich genommen hat. Wir bewundern indes-
sen die vortreffliche Scansion in abwesend. Jm
Noah giebt es auch dergleichen Seelen, die
nicht daheim sind.

Abgetrennt.

Der Höfe Lustbarkeit, Spiel, Tanz
und helle Pracht,
Gefällt ihm abgetrennt von der schlaf-
losen
Nacht. Zernitz, 9 S.

Sie waren auf der Nacht genähet: könn-
ten sie sonst abgetrennet werden? Jch be-
wundere die Scansion in schlaflosen, wie
auch die einzelne Zahl von der Höfe Lustbarkeit,
a. St. der Höfe Lustbarkeiten. Eine gewisse
Schule will eine Klage eingeben, daß, da sie über
die gewöhnlichen Sprachen eine ganz besondere
deutsche noch lernen müsse, ihr eine Sprachlehre

darzu
A 3
Ab
Wenn zwiſchen Haß und Gunſt bey ihm ein
Abtritt iſt,
Und manchmal ſich ſein Herz im Munde
gar vergißt. Haller, 90 S.
Warum nicht im Abtritte?
Abweſend. Ein Blick, der abweſend iſt, iſt
das nicht ein Blick, der nicht daheim, nicht zu
Hauſe iſt? Haller, 63 S.

Seht den verwirrten Blick, der ſtets abweſend iſt,
Und itzt vielleicht den Raum von fernen Welten
mißt.

Wir haben nach dieſem Blicke geſehen; aber ihn
nicht gefunden; koͤnnen ihm auch ſolches nicht
uͤbel nehmen, indem er eine ſolche ſchwere Beſchaͤf-
tigung, als die iſt, wann man Welten mißt,
uͤber ſich genommen hat. Wir bewundern indeſ-
ſen die vortreffliche Scanſion in abweſend. Jm
Noah giebt es auch dergleichen Seelen, die
nicht daheim ſind.

Abgetrennt.

Der Hoͤfe Luſtbarkeit, Spiel, Tanz
und helle Pracht,
Gefaͤllt ihm abgetrennt von der ſchlaf-
loſen
Nacht. Zernitz, 9 S.

Sie waren auf der Nacht genaͤhet: koͤnn-
ten ſie ſonſt abgetrennet werden? Jch be-
wundere die Scanſion in ſchlafloſen, wie
auch die einzelne Zahl von der Hoͤfe Luſtbarkeit,
a. St. der Hoͤfe Luſtbarkeiten. Eine gewiſſe
Schule will eine Klage eingeben, daß, da ſie uͤber
die gewoͤhnlichen Sprachen eine ganz beſondere
deutſche noch lernen muͤſſe, ihr eine Sprachlehre

darzu
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0031" n="5"/>
            <fw place="top" type="header">Ab</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>Wenn zwi&#x017F;chen Haß und Gun&#x017F;t bey ihm ein<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Abtritt</hi> i&#x017F;t,</hi><lb/>
Und manchmal &#x017F;ich &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Herz im Munde</hi><lb/><hi rendition="#et">gar vergißt. <hi rendition="#fr">Haller, 90 S.</hi></hi><lb/>
Warum nicht im <hi rendition="#fr">Abtritte?</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Abwe&#x017F;end.</head>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#fr">Ein Blick, der abwe&#x017F;end i&#x017F;t, i&#x017F;t<lb/>
das nicht ein Blick, der nicht daheim, nicht zu<lb/>
Hau&#x017F;e i&#x017F;t? <hi rendition="#et">Haller, 63 S.</hi></hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Seht den verwirrten Blick, der &#x017F;tets abwe&#x017F;end i&#x017F;t,<lb/>
Und itzt vielleicht den Raum von fernen Welten<lb/><hi rendition="#et">mißt.</hi></p><lb/>
            <p>Wir haben nach die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Blicke ge&#x017F;ehen;</hi> aber ihn<lb/>
nicht gefunden; ko&#x0364;nnen ihm auch &#x017F;olches nicht<lb/>
u&#x0364;bel nehmen, indem er eine &#x017F;olche &#x017F;chwere Be&#x017F;cha&#x0364;f-<lb/>
tigung, als die i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">wann man Welten mißt,</hi><lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich genommen hat. Wir bewundern inde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en die vortreffliche Scan&#x017F;ion in <hi rendition="#fr">abwe&#x017F;end.</hi> Jm<lb/><hi rendition="#fr">Noah</hi> giebt es auch dergleichen <hi rendition="#fr">Seelen, die<lb/>
nicht daheim &#x017F;ind.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Abgetrennt.</head>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;fe Lu&#x017F;tbarkeit,</hi> Spiel, Tanz<lb/><hi rendition="#et">und helle Pracht,<lb/>
Gefa&#x0364;llt ihm <hi rendition="#fr">abgetrennt</hi> von der <hi rendition="#fr">&#x017F;chlaf-<lb/>
lo&#x017F;en</hi> Nacht. <hi rendition="#fr">Zernitz, 9 S.</hi></hi></p><lb/>
            <p>Sie waren auf <hi rendition="#fr">der Nacht gena&#x0364;het:</hi> ko&#x0364;nn-<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#fr">abgetrennet werden?</hi> Jch be-<lb/>
wundere die <hi rendition="#fr">Scan&#x017F;ion</hi> in <hi rendition="#fr">&#x017F;chlaflo&#x017F;en,</hi> wie<lb/>
auch die <hi rendition="#fr">einzelne</hi> Zahl von der <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;fe Lu&#x017F;tbarkeit,</hi><lb/>
a. St. der Ho&#x0364;fe <hi rendition="#fr">Lu&#x017F;tbarkeiten.</hi> Eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Schule will eine Klage eingeben, daß, da &#x017F;ie u&#x0364;ber<lb/>
die gewo&#x0364;hnlichen Sprachen eine ganz be&#x017F;ondere<lb/><hi rendition="#fr">deut&#x017F;che</hi> noch lernen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ihr eine Sprachlehre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">darzu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0031] Ab Wenn zwiſchen Haß und Gunſt bey ihm ein Abtritt iſt, Und manchmal ſich ſein Herz im Munde gar vergißt. Haller, 90 S. Warum nicht im Abtritte? Abweſend. Ein Blick, der abweſend iſt, iſt das nicht ein Blick, der nicht daheim, nicht zu Hauſe iſt? Haller, 63 S. Seht den verwirrten Blick, der ſtets abweſend iſt, Und itzt vielleicht den Raum von fernen Welten mißt. Wir haben nach dieſem Blicke geſehen; aber ihn nicht gefunden; koͤnnen ihm auch ſolches nicht uͤbel nehmen, indem er eine ſolche ſchwere Beſchaͤf- tigung, als die iſt, wann man Welten mißt, uͤber ſich genommen hat. Wir bewundern indeſ- ſen die vortreffliche Scanſion in abweſend. Jm Noah giebt es auch dergleichen Seelen, die nicht daheim ſind. Abgetrennt. Der Hoͤfe Luſtbarkeit, Spiel, Tanz und helle Pracht, Gefaͤllt ihm abgetrennt von der ſchlaf- loſen Nacht. Zernitz, 9 S. Sie waren auf der Nacht genaͤhet: koͤnn- ten ſie ſonſt abgetrennet werden? Jch be- wundere die Scanſion in ſchlafloſen, wie auch die einzelne Zahl von der Hoͤfe Luſtbarkeit, a. St. der Hoͤfe Luſtbarkeiten. Eine gewiſſe Schule will eine Klage eingeben, daß, da ſie uͤber die gewoͤhnlichen Sprachen eine ganz beſondere deutſche noch lernen muͤſſe, ihr eine Sprachlehre darzu A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/31
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/31>, abgerufen am 21.11.2024.