Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Me
Gesichte eines gewissen Thieres eine Aehnlichkeit ha-
ben; man will gar von derselben auf die Gemüths-
art schliessen. Umgekehrt! so wäre es recht! von
der Gemüthsart auf die Aehnlichkeit!

Menschenbild.

So kann man sagen, ein Ochsen-
bild;
denn sagen wir nicht ein Weibesbild, ein
Mannsbild?

"Sie will (die Gottheit) ihr göttlich Bild in
Menschenbilder hüllen.
Samml. Nicol. 88 S.

Hüllet man etwas in Bilder: so reisset man die
Bilder erstlich ab. Allein die Gottheit will
Menschen machen, ein Bild, das uns gleich
sey.
So spricht die Bibel! aber sie irret: und
das göttliche Bild, der Geist, ist in Menschenbil-
der eingehüllet:
natürlich, wie eine Lattwerge;
oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn
einem Kranken vor ihnen ekelt.

Menschengewebe;

folglich auch ein Göttergespinn.

"Wenn er das Menschengewebe der irdischen
Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S.
Menschliche Mahlzeit.

Jst das wohl eine mensch-
liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane
Menschen verzehren?
Und darum nennet sie doch
der große Rath eine menschliche Mahlzeit.

"Diese geschlachteten Körper, die Leichen auf
Leichen gehäufet;
"Die Gefäße mit Blut, den Duft des sieden-
den Erztes,
"Der aufsteigend den leckern Geruch zu den
Satanen wehet.
"Wahr-
T 5

Me
Geſichte eines gewiſſen Thieres eine Aehnlichkeit ha-
ben; man will gar von derſelben auf die Gemuͤths-
art ſchlieſſen. Umgekehrt! ſo waͤre es recht! von
der Gemuͤthsart auf die Aehnlichkeit!

Menſchenbild.

So kann man ſagen, ein Ochſen-
bild;
denn ſagen wir nicht ein Weibesbild, ein
Mannsbild?

“Sie will (die Gottheit) ihr goͤttlich Bild in
Menſchenbilder huͤllen.
Samml. Nicol. 88 S.

Huͤllet man etwas in Bilder: ſo reiſſet man die
Bilder erſtlich ab. Allein die Gottheit will
Menſchen machen, ein Bild, das uns gleich
ſey.
So ſpricht die Bibel! aber ſie irret: und
das goͤttliche Bild, der Geiſt, iſt in Menſchenbil-
der eingehuͤllet:
natuͤrlich, wie eine Lattwerge;
oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn
einem Kranken vor ihnen ekelt.

Menſchengewebe;

folglich auch ein Goͤttergeſpinn.

“Wenn er das Menſchengewebe der irdiſchen
Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S.
Menſchliche Mahlzeit.

Jſt das wohl eine menſch-
liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane
Menſchen verzehren?
Und darum nennet ſie doch
der große Rath eine menſchliche Mahlzeit.

“Dieſe geſchlachteten Koͤrper, die Leichen auf
Leichen gehaͤufet;
“Die Gefaͤße mit Blut, den Duft des ſieden-
den Erztes,
“Der aufſteigend den leckern Geruch zu den
Satanen wehet.
“Wahr-
T 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0323" n="297"/><fw place="top" type="header">Me</fw><lb/>
Ge&#x017F;ichte eines gewi&#x017F;&#x017F;en Thieres eine Aehnlichkeit ha-<lb/>
ben; man will gar von der&#x017F;elben auf die Gemu&#x0364;ths-<lb/>
art &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Umgekehrt! &#x017F;o wa&#x0364;re es recht! von<lb/>
der Gemu&#x0364;thsart auf die Aehnlichkeit!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Men&#x017F;chenbild.</head>
            <p>So kann man &#x017F;agen, ein <hi rendition="#fr">Och&#x017F;en-<lb/>
bild;</hi> denn &#x017F;agen wir nicht ein <hi rendition="#fr">Weibesbild,</hi> ein<lb/><hi rendition="#fr">Mannsbild?</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Sie will (die Gottheit) ihr <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttlich Bild</hi> in<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Men&#x017F;chenbilder hu&#x0364;llen.<lb/>
Samml. Nicol. 88 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Hu&#x0364;llet</hi> man etwas in <hi rendition="#fr">Bilder:</hi> &#x017F;o <hi rendition="#fr">rei&#x017F;&#x017F;et</hi> man die<lb/><hi rendition="#fr">Bilder</hi> er&#x017F;tlich <hi rendition="#fr">ab.</hi> Allein die <hi rendition="#fr">Gottheit will<lb/>
Men&#x017F;chen machen, ein Bild, das uns gleich<lb/>
&#x017F;ey.</hi> So &#x017F;pricht die <hi rendition="#fr">Bibel!</hi> aber &#x017F;ie irret: und<lb/>
das <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttliche</hi> Bild, der <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t,</hi> i&#x017F;t in <hi rendition="#fr">Men&#x017F;chenbil-<lb/>
der eingehu&#x0364;llet:</hi> natu&#x0364;rlich, wie eine <hi rendition="#fr">Lattwerge;</hi><lb/>
oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn<lb/>
einem Kranken vor ihnen ekelt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Men&#x017F;chengewebe;</head>
            <p>folglich auch ein <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tterge&#x017F;pinn.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Wenn er das <hi rendition="#fr">Men&#x017F;chengewebe</hi> der irdi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Seligkeit fliehet. <hi rendition="#fr">Off. St. Kl. 28 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Men&#x017F;chliche Mahlzeit.</head>
            <p>J&#x017F;t das wohl eine <hi rendition="#fr">men&#x017F;ch-<lb/>
liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane<lb/>
Men&#x017F;chen verzehren?</hi> Und darum nennet &#x017F;ie doch<lb/>
der <hi rendition="#fr">große Rath</hi> eine <hi rendition="#fr">men&#x017F;chliche Mahlzeit.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chlachteten Ko&#x0364;rper,</hi> die Leichen auf<lb/><hi rendition="#et">Leichen geha&#x0364;ufet;</hi><lb/>
&#x201C;Die Gefa&#x0364;ße mit Blut, den Duft des &#x017F;ieden-<lb/><hi rendition="#et">den Erztes,</hi><lb/>
&#x201C;Der auf&#x017F;teigend den leckern <hi rendition="#fr">Geruch</hi> zu den<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Satanen</hi> wehet.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Wahr-</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0323] Me Geſichte eines gewiſſen Thieres eine Aehnlichkeit ha- ben; man will gar von derſelben auf die Gemuͤths- art ſchlieſſen. Umgekehrt! ſo waͤre es recht! von der Gemuͤthsart auf die Aehnlichkeit! Menſchenbild. So kann man ſagen, ein Ochſen- bild; denn ſagen wir nicht ein Weibesbild, ein Mannsbild? “Sie will (die Gottheit) ihr goͤttlich Bild in Menſchenbilder huͤllen. Samml. Nicol. 88 S. Huͤllet man etwas in Bilder: ſo reiſſet man die Bilder erſtlich ab. Allein die Gottheit will Menſchen machen, ein Bild, das uns gleich ſey. So ſpricht die Bibel! aber ſie irret: und das goͤttliche Bild, der Geiſt, iſt in Menſchenbil- der eingehuͤllet: natuͤrlich, wie eine Lattwerge; oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn einem Kranken vor ihnen ekelt. Menſchengewebe; folglich auch ein Goͤttergeſpinn. “Wenn er das Menſchengewebe der irdiſchen Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S. Menſchliche Mahlzeit. Jſt das wohl eine menſch- liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane Menſchen verzehren? Und darum nennet ſie doch der große Rath eine menſchliche Mahlzeit. “Dieſe geſchlachteten Koͤrper, die Leichen auf Leichen gehaͤufet; “Die Gefaͤße mit Blut, den Duft des ſieden- den Erztes, “Der aufſteigend den leckern Geruch zu den Satanen wehet. “Wahr- T 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/323
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/323>, abgerufen am 22.11.2024.