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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Mi Mo
"Auch die Seelen, die zarten kaum sprossen-
den Körper entflohen.
2 S. d. Off. St. Kl.

o! sene Rarite! Die Seelen waren noch nicht
reif; sie werden schon wiederkommen; denn un-
term größern Schauplatze der Welten verste-
hen wir die Erde.

"Jhre Beschützer begleiten sie zu sich, und leh-
ren sie reizend
"Unter dem Klange belebender Harfen, in
lieblichen Liedern:
"Wie und woher sie entstanden; wie groß
die menschliche Seele
"Von dem vollkommensten Geiste gemacht
sey; wie jugendlich heiter
"Sonnen und Monden nach ihrer Geburt
zum Schöpfer gekommen. e. d.

So daß es ein Wunder ist, daß die Jungen so dumm
sind, wann sie zur Welt kommen, und der Schul-
meister sie kaum mit Einbläuen auf das A B C
verhelfen kann; ja manche Seele kann sich Zeit
Lebens nicht darauf besinnen. Wir nennen die-
ses den Raritätenkasten; lassen also einen flüßi-
gen Schimmer,
ein menschenloses Gestade,
ein jugendlich, und andere Seltenheiten mit Ver-
gnügen bewundern.

Modeln;

sich zum Manne modeln; sich zur Jung-
fer modeln;
sich zum Narren modeln; sich zum
Weisen modeln; sich zu Hallern modeln; ach!
wie Se. Unsterblichk. sich nicht zum Dichter
gemodelt
haben!

"Sie
Mi Mo
“Auch die Seelen, die zarten kaum ſproſſen-
den Koͤrper entflohen.
2 S. d. Off. St. Kl.

o! ſene Rarité! Die Seelen waren noch nicht
reif; ſie werden ſchon wiederkommen; denn un-
term groͤßern Schauplatze der Welten verſte-
hen wir die Erde.

“Jhre Beſchuͤtzer begleiten ſie zu ſich, und leh-
ren ſie reizend
“Unter dem Klange belebender Harfen, in
lieblichen Liedern:
Wie und woher ſie entſtanden; wie groß
die menſchliche Seele
“Von dem vollkommenſten Geiſte gemacht
ſey; wie jugendlich heiter
“Sonnen und Monden nach ihrer Geburt
zum Schoͤpfer gekommen. e. d.

So daß es ein Wunder iſt, daß die Jungen ſo dumm
ſind, wann ſie zur Welt kommen, und der Schul-
meiſter ſie kaum mit Einblaͤuen auf das A B C
verhelfen kann; ja manche Seele kann ſich Zeit
Lebens nicht darauf beſinnen. Wir nennen die-
ſes den Raritaͤtenkaſten; laſſen alſo einen fluͤßi-
gen Schimmer,
ein menſchenloſes Geſtade,
ein jugendlich, und andere Seltenheiten mit Ver-
gnuͤgen bewundern.

Modeln;

ſich zum Manne modeln; ſich zur Jung-
fer modeln;
ſich zum Narren modeln; ſich zum
Weiſen modeln; ſich zu Hallern modeln; ach!
wie Se. Unſterblichk. ſich nicht zum Dichter
gemodelt
haben!

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[302/0328] Mi Mo “Auch die Seelen, die zarten kaum ſproſſen- den Koͤrper entflohen. 2 S. d. Off. St. Kl. o! ſene Rarité! Die Seelen waren noch nicht reif; ſie werden ſchon wiederkommen; denn un- term groͤßern Schauplatze der Welten verſte- hen wir die Erde. “Jhre Beſchuͤtzer begleiten ſie zu ſich, und leh- ren ſie reizend “Unter dem Klange belebender Harfen, in lieblichen Liedern: “Wie und woher ſie entſtanden; wie groß die menſchliche Seele “Von dem vollkommenſten Geiſte gemacht ſey; wie jugendlich heiter “Sonnen und Monden nach ihrer Geburt zum Schoͤpfer gekommen. e. d. So daß es ein Wunder iſt, daß die Jungen ſo dumm ſind, wann ſie zur Welt kommen, und der Schul- meiſter ſie kaum mit Einblaͤuen auf das A B C verhelfen kann; ja manche Seele kann ſich Zeit Lebens nicht darauf beſinnen. Wir nennen die- ſes den Raritaͤtenkaſten; laſſen alſo einen fluͤßi- gen Schimmer, ein menſchenloſes Geſtade, ein jugendlich, und andere Seltenheiten mit Ver- gnuͤgen bewundern. Modeln; ſich zum Manne modeln; ſich zur Jung- fer modeln; ſich zum Narren modeln; ſich zum Weiſen modeln; ſich zu Hallern modeln; ach! wie Se. Unſterblichk. ſich nicht zum Dichter gemodelt haben! “Sie

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/328>, abgerufen am 22.11.2024.