Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Ph Pr
wir haben nämlich keine Schnitzbilder noch Fuß-
gestelle.

-- "Ueberall siehet man Alleen,
"Grasbänke, steinerne Tische, auf Postamen-
ten Statuen. Nimr. 212 S.

Ach! wie die Hofdamen Sr. Maj. der Köni-
gin Thirza
nicht werden in den Alleen oder
Gängen auf und nieder geschlendert seyn! Hier
stellen wir uns vor, wie der Herr Magister
würde im Grünen gesessen und gesungen haben:
natürlich, wie eine Holzscheere.

Physiognomon.

Herr Magister! was heißt
das? Wir wohnen ja in Deutschland, und ihr
Kerl siehet aus, als wenn er auf einem Dorfe bey
Athen
gebohren wäre.

-- "Der beste Physiognomon,
"Der ältste Empyrikus schließt sicher aufs
Jnnre der Menschen. Nimr. 232 S.

Empyrici, sind das nicht Marktschreyer? Man
vertausche die Wörter!

Prälaten im Nimrod!

Ha! Ha! Ha! Warum
nicht auch die Monstranz und die Transsubstan-
tiation?
Ey! Herr Magister! wie wissen Sie
nicht alles zu verheutigen! Lassen Sie doch auch
Ordenskreuze austheilen!

"Thirza kam ihrem Gemahl in der offnen
Sänfte entgegen
"Mit den Prälaten des Reichs; empfieng ihn
unter dem Stadtthor. Nimr. 224 S.
Priester.

Das wäre, dächte ich, nun eben kein La-
ster, wenn man in den Priester verartete. Ge-

wöhnli-
Y 2

Ph Pr
wir haben naͤmlich keine Schnitzbilder noch Fuß-
geſtelle.

— “Ueberall ſiehet man Alleen,
“Grasbaͤnke, ſteinerne Tiſche, auf Poſtamen-
ten Statuen. Nimr. 212 S.

Ach! wie die Hofdamen Sr. Maj. der Koͤni-
gin Thirza
nicht werden in den Alleen oder
Gaͤngen auf und nieder geſchlendert ſeyn! Hier
ſtellen wir uns vor, wie der Herr Magiſter
wuͤrde im Gruͤnen geſeſſen und geſungen haben:
natuͤrlich, wie eine Holzſcheere.

Phyſiognomon.

Herr Magiſter! was heißt
das? Wir wohnen ja in Deutſchland, und ihr
Kerl ſiehet aus, als wenn er auf einem Dorfe bey
Athen
gebohren waͤre.

— “Der beſte Phyſiognomon,
“Der aͤltſte Empyrikus ſchließt ſicher aufs
Jnnre der Menſchen. Nimr. 232 S.

Empyrici, ſind das nicht Marktſchreyer? Man
vertauſche die Woͤrter!

Praͤlaten im Nimrod!

Ha! Ha! Ha! Warum
nicht auch die Monſtranz und die Transſubſtan-
tiation?
Ey! Herr Magiſter! wie wiſſen Sie
nicht alles zu verheutigen! Laſſen Sie doch auch
Ordenskreuze austheilen!

Thirza kam ihrem Gemahl in der offnen
Saͤnfte entgegen
“Mit den Praͤlaten des Reichs; empfieng ihn
unter dem Stadtthor. Nimr. 224 S.
Prieſter.

Das waͤre, daͤchte ich, nun eben kein La-
ſter, wenn man in den Prieſter verartete. Ge-

woͤhnli-
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0365" n="339"/><fw place="top" type="header">Ph Pr</fw><lb/>
wir haben na&#x0364;mlich keine <hi rendition="#fr">Schnitzbilder</hi> noch <hi rendition="#fr">Fuß-<lb/>
ge&#x017F;telle.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Ueberall &#x017F;iehet man <hi rendition="#fr">Alleen,</hi><lb/>
&#x201C;Grasba&#x0364;nke, &#x017F;teinerne Ti&#x017F;che, auf <hi rendition="#fr">Po&#x017F;tamen-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">ten Statuen. Nimr. 212 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Ach! wie die <hi rendition="#fr">Hofdamen Sr. Maj. der Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin Thirza</hi> nicht werden in den <hi rendition="#fr">Alleen</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Ga&#x0364;ngen</hi> auf und nieder ge&#x017F;chlendert &#x017F;eyn! Hier<lb/>
&#x017F;tellen wir uns vor, wie der <hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter</hi><lb/>
wu&#x0364;rde im <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;nen</hi> ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en und ge&#x017F;ungen haben:<lb/>
natu&#x0364;rlich, wie eine <hi rendition="#fr">Holz&#x017F;cheere.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Phy&#x017F;iognomon.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter!</hi> was heißt<lb/>
das? Wir wohnen ja in <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chland,</hi> und ihr<lb/>
Kerl &#x017F;iehet aus, als wenn er auf einem <hi rendition="#fr">Dorfe bey<lb/>
Athen</hi> gebohren wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Der be&#x017F;te <hi rendition="#fr">Phy&#x017F;iognomon,</hi><lb/>
&#x201C;Der a&#x0364;lt&#x017F;te <hi rendition="#fr">Empyrikus</hi> &#x017F;chließt &#x017F;icher aufs<lb/><hi rendition="#et">Jnnre der Men&#x017F;chen. <hi rendition="#fr">Nimr. 232 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Empyrici,</hi> &#x017F;ind das nicht <hi rendition="#fr">Markt&#x017F;chreyer?</hi> Man<lb/>
vertau&#x017F;che die Wo&#x0364;rter!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Pra&#x0364;laten im Nimrod!</head>
            <p>Ha! Ha! Ha! Warum<lb/>
nicht auch die <hi rendition="#fr">Mon&#x017F;tranz</hi> und die <hi rendition="#fr">Trans&#x017F;ub&#x017F;tan-<lb/>
tiation?</hi> Ey! <hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter!</hi> wie wi&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
nicht alles zu <hi rendition="#fr">verheutigen!</hi> La&#x017F;&#x017F;en Sie doch auch<lb/><hi rendition="#fr">Ordenskreuze</hi> austheilen!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Thirza</hi> kam ihrem Gemahl in der offnen<lb/><hi rendition="#et">Sa&#x0364;nfte entgegen</hi><lb/>
&#x201C;Mit den <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;laten des Reichs;</hi> empfieng ihn<lb/><hi rendition="#et">unter dem Stadtthor. <hi rendition="#fr">Nimr. 224 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Prie&#x017F;ter.</head>
            <p>Das wa&#x0364;re, da&#x0364;chte ich, nun eben kein La-<lb/>
&#x017F;ter, wenn man <hi rendition="#fr">in den Prie&#x017F;ter verartete.</hi> Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wo&#x0364;hnli-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0365] Ph Pr wir haben naͤmlich keine Schnitzbilder noch Fuß- geſtelle. — “Ueberall ſiehet man Alleen, “Grasbaͤnke, ſteinerne Tiſche, auf Poſtamen- ten Statuen. Nimr. 212 S. Ach! wie die Hofdamen Sr. Maj. der Koͤni- gin Thirza nicht werden in den Alleen oder Gaͤngen auf und nieder geſchlendert ſeyn! Hier ſtellen wir uns vor, wie der Herr Magiſter wuͤrde im Gruͤnen geſeſſen und geſungen haben: natuͤrlich, wie eine Holzſcheere. Phyſiognomon. Herr Magiſter! was heißt das? Wir wohnen ja in Deutſchland, und ihr Kerl ſiehet aus, als wenn er auf einem Dorfe bey Athen gebohren waͤre. — “Der beſte Phyſiognomon, “Der aͤltſte Empyrikus ſchließt ſicher aufs Jnnre der Menſchen. Nimr. 232 S. Empyrici, ſind das nicht Marktſchreyer? Man vertauſche die Woͤrter! Praͤlaten im Nimrod! Ha! Ha! Ha! Warum nicht auch die Monſtranz und die Transſubſtan- tiation? Ey! Herr Magiſter! wie wiſſen Sie nicht alles zu verheutigen! Laſſen Sie doch auch Ordenskreuze austheilen! “Thirza kam ihrem Gemahl in der offnen Saͤnfte entgegen “Mit den Praͤlaten des Reichs; empfieng ihn unter dem Stadtthor. Nimr. 224 S. Prieſter. Das waͤre, daͤchte ich, nun eben kein La- ſter, wenn man in den Prieſter verartete. Ge- woͤhnli- Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/365
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/365>, abgerufen am 22.11.2024.