Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Pu
"Fünfzehn Tag' im Purpurgewand mit
Strömen des Lichts
"Kamen das Feld der wieder entwickelten
Luft zu umfassen. Noah, 302 S.

D. h. Der Himmel ward klar, und die Tage
heiter.
Um dieses verblümt zu geben: ziehe man
den Tagen eine Purpurhose an; gieße Ströme
des Lichtes darüber her,
daß sie naß werden,
wie die Enten; darauf mögen sie ihre Arme von
einander breiten, und den Acker der Luft, die
man aus einander wickelt, umfassen. So
gehts! Erst kam Haller, und lehrte uns schwei-
zerisch;
dem folgen Bodmer und Klopstock,
und lehren uns rothwälsch.

Püffe.

Püffe brauchet der Herr Magister im
Nimrod, ohne zu fürchten, der gesunden Ver-
nunft ein Paar Püffe zu geben, und von der Sa-
tire ein Paar Püffe wieder zu bekommen. Hier
sind seine und unsere Püffe.

-- "Doch stürmt ins Schiff ein Winds-
braut
"Und deckts mit Sande und Schaum bey den
schröcklichsten Püffen der Wellen.
Nimr. 240 S.

Hat der große Kenner nicht Recht, der da gesagt:
daß im Nimrod mehr Schönheiten, und im
Hermann weniger Fehler wären? Denn giebts
im Letzteren wohl solche Püffe? Schnitzer wohl;
aber nicht Püffe. Wenn nun in einem Gedichte
mehr Schönheiten; und in dem andern weniger
Fehler sind: welches ist besser?

Pyra-
Pu
Fuͤnfzehn Tag’ im Purpurgewand mit
Stroͤmen des Lichts
Kamen das Feld der wieder entwickelten
Luft zu umfaſſen. Noah, 302 S.

D. h. Der Himmel ward klar, und die Tage
heiter.
Um dieſes verbluͤmt zu geben: ziehe man
den Tagen eine Purpurhoſe an; gieße Stroͤme
des Lichtes daruͤber her,
daß ſie naß werden,
wie die Enten; darauf moͤgen ſie ihre Arme von
einander breiten, und den Acker der Luft, die
man aus einander wickelt, umfaſſen. So
gehts! Erſt kam Haller, und lehrte uns ſchwei-
zeriſch;
dem folgen Bodmer und Klopſtock,
und lehren uns rothwaͤlſch.

Puͤffe.

Puͤffe brauchet der Herr Magiſter im
Nimrod, ohne zu fuͤrchten, der geſunden Ver-
nunft ein Paar Puͤffe zu geben, und von der Sa-
tire ein Paar Puͤffe wieder zu bekommen. Hier
ſind ſeine und unſere Puͤffe.

— “Doch ſtuͤrmt ins Schiff ein Winds-
braut
“Und deckts mit Sande und Schaum bey den
ſchroͤcklichſten Puͤffen der Wellen.
Nimr. 240 S.

Hat der große Kenner nicht Recht, der da geſagt:
daß im Nimrod mehr Schoͤnheiten, und im
Hermann weniger Fehler waͤren? Denn giebts
im Letzteren wohl ſolche Puͤffe? Schnitzer wohl;
aber nicht Puͤffe. Wenn nun in einem Gedichte
mehr Schoͤnheiten; und in dem andern weniger
Fehler ſind: welches iſt beſſer?

Pyra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0368" n="342"/>
            <fw place="top" type="header">Pu</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nfzehn</hi> Tag&#x2019; <hi rendition="#fr">im Purpurgewand mit</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Stro&#x0364;men des Lichts</hi></hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Kamen das Feld</hi> der wieder <hi rendition="#fr">entwickelten</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Luft</hi> zu <hi rendition="#fr">umfa&#x017F;&#x017F;en. Noah, 302 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>D. h. <hi rendition="#fr">Der Himmel ward klar, und die Tage<lb/>
heiter.</hi> Um die&#x017F;es <hi rendition="#fr">verblu&#x0364;mt</hi> zu geben: ziehe man<lb/>
den <hi rendition="#fr">Tagen</hi> eine <hi rendition="#fr">Purpurho&#x017F;e</hi> an; <hi rendition="#fr">gieße Stro&#x0364;me<lb/>
des Lichtes daru&#x0364;ber her,</hi> daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">naß</hi> werden,<lb/>
wie die <hi rendition="#fr">Enten;</hi> darauf mo&#x0364;gen &#x017F;ie ihre <hi rendition="#fr">Arme</hi> von<lb/>
einander <hi rendition="#fr">breiten,</hi> und den <hi rendition="#fr">Acker der Luft,</hi> die<lb/>
man <hi rendition="#fr">aus einander wickelt, umfa&#x017F;&#x017F;en.</hi> So<lb/>
gehts! Er&#x017F;t kam <hi rendition="#fr">Haller,</hi> und lehrte uns <hi rendition="#fr">&#x017F;chwei-<lb/>
zeri&#x017F;ch;</hi> dem folgen <hi rendition="#fr">Bodmer und Klop&#x017F;tock,</hi><lb/>
und lehren uns <hi rendition="#fr">rothwa&#x0364;l&#x017F;ch.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Pu&#x0364;ffe.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Pu&#x0364;ffe</hi> brauchet der Herr <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter</hi> im<lb/><hi rendition="#fr">Nimrod,</hi> ohne zu fu&#x0364;rchten, der ge&#x017F;unden Ver-<lb/>
nunft <hi rendition="#fr">ein Paar Pu&#x0364;ffe</hi> zu geben, und von der Sa-<lb/>
tire ein <hi rendition="#fr">Paar Pu&#x0364;ffe</hi> wieder zu bekommen. Hier<lb/>
&#x017F;ind <hi rendition="#fr">&#x017F;eine</hi> und <hi rendition="#fr">un&#x017F;ere Pu&#x0364;ffe.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Doch &#x017F;tu&#x0364;rmt ins Schiff ein Winds-<lb/><hi rendition="#et">braut</hi><lb/>
&#x201C;Und deckts mit Sande und Schaum bey den<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chro&#x0364;cklich&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;ffen</hi> der Wellen.<lb/><hi rendition="#fr">Nimr. 240 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Hat der große Kenner nicht Recht, der da ge&#x017F;agt:<lb/>
daß im <hi rendition="#fr">Nimrod</hi> mehr Scho&#x0364;nheiten, und im<lb/><hi rendition="#fr">Hermann</hi> weniger Fehler wa&#x0364;ren? Denn giebts<lb/>
im Letzteren wohl &#x017F;olche <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;ffe? Schnitzer</hi> wohl;<lb/>
aber nicht <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;ffe.</hi> Wenn nun in einem Gedichte<lb/>
mehr Scho&#x0364;nheiten; und in dem andern weniger<lb/>
Fehler &#x017F;ind: welches i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er?</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Pyra-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0368] Pu “Fuͤnfzehn Tag’ im Purpurgewand mit Stroͤmen des Lichts “Kamen das Feld der wieder entwickelten Luft zu umfaſſen. Noah, 302 S. D. h. Der Himmel ward klar, und die Tage heiter. Um dieſes verbluͤmt zu geben: ziehe man den Tagen eine Purpurhoſe an; gieße Stroͤme des Lichtes daruͤber her, daß ſie naß werden, wie die Enten; darauf moͤgen ſie ihre Arme von einander breiten, und den Acker der Luft, die man aus einander wickelt, umfaſſen. So gehts! Erſt kam Haller, und lehrte uns ſchwei- zeriſch; dem folgen Bodmer und Klopſtock, und lehren uns rothwaͤlſch. Puͤffe. Puͤffe brauchet der Herr Magiſter im Nimrod, ohne zu fuͤrchten, der geſunden Ver- nunft ein Paar Puͤffe zu geben, und von der Sa- tire ein Paar Puͤffe wieder zu bekommen. Hier ſind ſeine und unſere Puͤffe. — “Doch ſtuͤrmt ins Schiff ein Winds- braut “Und deckts mit Sande und Schaum bey den ſchroͤcklichſten Puͤffen der Wellen. Nimr. 240 S. Hat der große Kenner nicht Recht, der da geſagt: daß im Nimrod mehr Schoͤnheiten, und im Hermann weniger Fehler waͤren? Denn giebts im Letzteren wohl ſolche Puͤffe? Schnitzer wohl; aber nicht Puͤffe. Wenn nun in einem Gedichte mehr Schoͤnheiten; und in dem andern weniger Fehler ſind: welches iſt beſſer? Pyra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/368
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/368>, abgerufen am 22.11.2024.