Schatten werfen muß. Sie zeichnen, sie malen; oft aber kömmt eine Sau, und bedecket alles.
Schatten.
Krause, grüne, und andere farbich- te Schatten sind gewöhnliche Dinge, wie die schwarzen und grünen Gedanken. Aber Schat- ten, die alle Dinge mit gleichen Farben abma- len, mögen Wunder seyn. Ein berühmter Ver- fasser vernünftiger Gedanken, über die Geheim- nisse der Christen, schreibet: Der Verstand müsse in finstere Schatten gehen, die alle Dinge mit gleichen Farben abmalen.
Wir ersuchen die Maler der Sitten, uns von die- sen ihren Kunstverwandten eine kleine Nachricht zu geben. Unsere Bemühung, einen Schatten, der malet, ja der alle Dinge mit gleichen Farben malet, aufzutreiben, ist leider! vergeblich gewe- sen; obgleich das Malen heutiges Tages allge- mein, und nicht nur für die Augen, sondern auch für die Ohren, für die Nase, kurz! für die äußerlichen und innerlichen Sinne gemalet wird. Warum sind denn aber die natürlichen und regelmäßigen Bilder noch so selten und theuer? Darum: weil alle Stümper malen, denen man, bey Ergreifung des Pinsels, aus dem Dichter zuru- fen sollte: Viel lieber einen Flegel Dem Maler in die Faust!
Schatz.
Ey! Hier haben wir einen schönen Schatz gehoben; ohne Wünschelruthe, ohne Kobold.
"-- Ein
Sc
Schatten werfen muß. Sie zeichnen, ſie malen; oft aber koͤmmt eine Sau, und bedecket alles.
Schatten.
Krauſe, gruͤne, und andere farbich- te Schatten ſind gewoͤhnliche Dinge, wie die ſchwarzen und gruͤnen Gedanken. Aber Schat- ten, die alle Dinge mit gleichen Farben abma- len, moͤgen Wunder ſeyn. Ein beruͤhmter Ver- faſſer vernuͤnftiger Gedanken, uͤber die Geheim- niſſe der Chriſten, ſchreibet: Der Verſtand muͤſſe in finſtere Schatten gehen, die alle Dinge mit gleichen Farben abmalen.
Wir erſuchen die Maler der Sitten, uns von die- ſen ihren Kunſtverwandten eine kleine Nachricht zu geben. Unſere Bemuͤhung, einen Schatten, der malet, ja der alle Dinge mit gleichen Farben malet, aufzutreiben, iſt leider! vergeblich gewe- ſen; obgleich das Malen heutiges Tages allge- mein, und nicht nur fuͤr die Augen, ſondern auch fuͤr die Ohren, fuͤr die Naſe, kurz! fuͤr die aͤußerlichen und innerlichen Sinne gemalet wird. Warum ſind denn aber die natuͤrlichen und regelmaͤßigen Bilder noch ſo ſelten und theuer? Darum: weil alle Stuͤmper malen, denen man, bey Ergreifung des Pinſels, aus dem Dichter zuru- fen ſollte: Viel lieber einen Flegel Dem Maler in die Fauſt!
Schatz.
Ey! Hier haben wir einen ſchoͤnen Schatz gehoben; ohne Wuͤnſchelruthe, ohne Kobold.
“— Ein
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Schatten werfen muß. Sie zeichnen, ſie malen;
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Schatten. Krauſe, gruͤne, und andere farbich-
te Schatten ſind gewoͤhnliche Dinge, wie die
ſchwarzen und gruͤnen Gedanken. Aber Schat-
ten, die alle Dinge mit gleichen Farben abma-
len, moͤgen Wunder ſeyn. Ein beruͤhmter Ver-
faſſer vernuͤnftiger Gedanken, uͤber die Geheim-
niſſe der Chriſten, ſchreibet:
Der Verſtand muͤſſe in finſtere Schatten
gehen, die alle Dinge mit gleichen Farben
abmalen.
Wir erſuchen die Maler der Sitten, uns von die-
ſen ihren Kunſtverwandten eine kleine Nachricht zu
geben. Unſere Bemuͤhung, einen Schatten, der
malet, ja der alle Dinge mit gleichen Farben
malet, aufzutreiben, iſt leider! vergeblich gewe-
ſen; obgleich das Malen heutiges Tages allge-
mein, und nicht nur fuͤr die Augen, ſondern auch
fuͤr die Ohren, fuͤr die Naſe, kurz! fuͤr die
aͤußerlichen und innerlichen Sinne gemalet
wird. Warum ſind denn aber die natuͤrlichen und
regelmaͤßigen Bilder noch ſo ſelten und theuer?
Darum: weil alle Stuͤmper malen, denen man,
bey Ergreifung des Pinſels, aus dem Dichter zuru-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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