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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Se
wenn ich auch Jhnen begegne. Es ist ein Merk-
mal, daß die Tiefe die wahre Natur des Menschen
ist; weil auch Leute, die diese Tiefe vermeiden
wollen, hinein plumpen. Sie sind jung; Sie
können sich bessern: besehen sie diesen Vers: hier
ist er!

"Wann die halb erstorbnen Brüste mir durch
Seufzer aufgelebt;
"Wann ein böser Traum die Sinnen in ver-
neuten Gram verwebt.

Die Sinnen sind hübsche Faden, Herr Ba-
ron!
Sonder Zweifel wollen Sie sagen: Wann
ein böser Traum ihren Schönen etwas betrüb-
tes vorgestellet; und sie aufs neue betrübet hat.

Nicht wahr? Hätten sie da nicht sagen können?

"Wann ein Geist in bösen Träumen ächzend um
ihr Bett geschwebt.

Denn, wie Sie wissen, so fürchten sich die lieben Kin-
derchen oft vor Gespenstern. Sie würden da-
durch den Weberstuhl vermieden haben, den ihre
Schönen, um so künstlich zu weben, doch nur
aufs Bett hätten setzen müssen. Bedenken Sie:
bey so zarten Gliedern ein Weberstuhl!

Seicht.

Ein Mode- und Lieblingswort, das wie
eine alte Ritterlanze zu Scherz und Ernst zu gebrau-
chen ist.

"Wo Trieb, u. seichter Witz bey grüner Bäu-
men Frucht,
"Die trinkbar weiße Milch beym zahmen
Vieh gesucht. Zernitz, 2 S.

Um Vergebung! Der Witz ist nie melken gegan-

gen.
B b 5

Se
wenn ich auch Jhnen begegne. Es iſt ein Merk-
mal, daß die Tiefe die wahre Natur des Menſchen
iſt; weil auch Leute, die dieſe Tiefe vermeiden
wollen, hinein plumpen. Sie ſind jung; Sie
koͤnnen ſich beſſern: beſehen ſie dieſen Vers: hier
iſt er!

“Wann die halb erſtorbnen Bruͤſte mir durch
Seufzer aufgelebt;
“Wann ein boͤſer Traum die Sinnen in ver-
neuten Gram verwebt.

Die Sinnen ſind huͤbſche Faden, Herr Ba-
ron!
Sonder Zweifel wollen Sie ſagen: Wann
ein boͤſer Traum ihren Schoͤnen etwas betruͤb-
tes vorgeſtellet; und ſie aufs neue betruͤbet hat.

Nicht wahr? Haͤtten ſie da nicht ſagen koͤnnen?

“Wann ein Geiſt in boͤſen Traͤumen aͤchzend um
ihr Bett geſchwebt.

Denn, wie Sie wiſſen, ſo fuͤrchten ſich die lieben Kin-
derchen oft vor Geſpenſtern. Sie wuͤrden da-
durch den Weberſtuhl vermieden haben, den ihre
Schoͤnen, um ſo kuͤnſtlich zu weben, doch nur
aufs Bett haͤtten ſetzen muͤſſen. Bedenken Sie:
bey ſo zarten Gliedern ein Weberſtuhl!

Seicht.

Ein Mode- und Lieblingswort, das wie
eine alte Ritterlanze zu Scherz und Ernſt zu gebrau-
chen iſt.

“Wo Trieb, u. ſeichter Witz bey gruͤner Baͤu-
men Frucht,
“Die trinkbar weiße Milch beym zahmen
Vieh geſucht. Zernitz, 2 S.

Um Vergebung! Der Witz iſt nie melken gegan-

gen.
B b 5
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[393/0419] Se wenn ich auch Jhnen begegne. Es iſt ein Merk- mal, daß die Tiefe die wahre Natur des Menſchen iſt; weil auch Leute, die dieſe Tiefe vermeiden wollen, hinein plumpen. Sie ſind jung; Sie koͤnnen ſich beſſern: beſehen ſie dieſen Vers: hier iſt er! “Wann die halb erſtorbnen Bruͤſte mir durch Seufzer aufgelebt; “Wann ein boͤſer Traum die Sinnen in ver- neuten Gram verwebt. Die Sinnen ſind huͤbſche Faden, Herr Ba- ron! Sonder Zweifel wollen Sie ſagen: Wann ein boͤſer Traum ihren Schoͤnen etwas betruͤb- tes vorgeſtellet; und ſie aufs neue betruͤbet hat. Nicht wahr? Haͤtten ſie da nicht ſagen koͤnnen? “Wann ein Geiſt in boͤſen Traͤumen aͤchzend um ihr Bett geſchwebt. Denn, wie Sie wiſſen, ſo fuͤrchten ſich die lieben Kin- derchen oft vor Geſpenſtern. Sie wuͤrden da- durch den Weberſtuhl vermieden haben, den ihre Schoͤnen, um ſo kuͤnſtlich zu weben, doch nur aufs Bett haͤtten ſetzen muͤſſen. Bedenken Sie: bey ſo zarten Gliedern ein Weberſtuhl! Seicht. Ein Mode- und Lieblingswort, das wie eine alte Ritterlanze zu Scherz und Ernſt zu gebrau- chen iſt. “Wo Trieb, u. ſeichter Witz bey gruͤner Baͤu- men Frucht, “Die trinkbar weiße Milch beym zahmen Vieh geſucht. Zernitz, 2 S. Um Vergebung! Der Witz iſt nie melken gegan- gen. B b 5

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/419>, abgerufen am 22.11.2024.