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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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schön denken könnte. Was für Gedachtes liegt
nicht in dem ersten Satze?

Der Leib Adams, ein Gebäude, ein Bau,
der babylonische Thurm, die Verwirrung
der Sprachen, und die Zerstreuung der Völ-
ker.
Wenn man bey einem jeden dieser Stücke
sich nur zehn Minuten aufhalten wollte, so hätte
man eine ganze Stunde geprediget. Und wer
kann mehr verlangen? Findet man aber diesen
Vortheil in den Anweisungen zur geistlichen Bered-
samkeit? Nein! so offenherzig sind sie nicht gegen
die Anfänger. Die arme Jugend!

Sproß.

Wir haben die Ehre, unserm Leser einen
Sproß von einem Stamme zu überreichen, des-
sen Wurzeln, des Stammes nämlich, in der
Tiefe eingewurzelt sind.

"Verdirbt bey stillem Reiz, vom Laster, das er
flieht,
"Kein unbemerkter Sproß ihm dort sein groß
Gemüth. Zernitz, 84 S.

Bey lautem Reize wollten wir rathen, diesen
Sproß abzuschneiden.

Squadron.

Sowohl die Rechtschreibung, als
die Anwendung dieses Wortes, ist viel zu bewun-
dernswürdig, als mein Büchelein dieser Zierde zu
berauben. Verachtet doch die vollkommenste
Schöne auch ein Schminkpflästerchen nicht.

"Auf dieß Versprechen kühn bewegten die wil-
den Giganten

"Jhre

Sp Sq
ſchoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr Gedachtes liegt
nicht in dem erſten Satze?

Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau,
der babyloniſche Thurm, die Verwirrung
der Sprachen, und die Zerſtreuung der Voͤl-
ker.
Wenn man bey einem jeden dieſer Stuͤcke
ſich nur zehn Minuten aufhalten wollte, ſo haͤtte
man eine ganze Stunde geprediget. Und wer
kann mehr verlangen? Findet man aber dieſen
Vortheil in den Anweiſungen zur geiſtlichen Bered-
ſamkeit? Nein! ſo offenherzig ſind ſie nicht gegen
die Anfaͤnger. Die arme Jugend!

Sproß.

Wir haben die Ehre, unſerm Leſer einen
Sproß von einem Stamme zu uͤberreichen, deſ-
ſen Wurzeln, des Stammes naͤmlich, in der
Tiefe eingewurzelt ſind.

“Verdirbt bey ſtillem Reiz, vom Laſter, das er
flieht,
“Kein unbemerkter Sproß ihm dort ſein groß
Gemuͤth. Zernitz, 84 S.

Bey lautem Reize wollten wir rathen, dieſen
Sproß abzuſchneiden.

Squadron.

Sowohl die Rechtſchreibung, als
die Anwendung dieſes Wortes, iſt viel zu bewun-
dernswuͤrdig, als mein Buͤchelein dieſer Zierde zu
berauben. Verachtet doch die vollkommenſte
Schoͤne auch ein Schminkpflaͤſterchen nicht.

“Auf dieß Verſprechen kuͤhn bewegten die wil-
den Giganten

“Jhre
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[402/0428] Sp Sq ſchoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr Gedachtes liegt nicht in dem erſten Satze? Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau, der babyloniſche Thurm, die Verwirrung der Sprachen, und die Zerſtreuung der Voͤl- ker. Wenn man bey einem jeden dieſer Stuͤcke ſich nur zehn Minuten aufhalten wollte, ſo haͤtte man eine ganze Stunde geprediget. Und wer kann mehr verlangen? Findet man aber dieſen Vortheil in den Anweiſungen zur geiſtlichen Bered- ſamkeit? Nein! ſo offenherzig ſind ſie nicht gegen die Anfaͤnger. Die arme Jugend! Sproß. Wir haben die Ehre, unſerm Leſer einen Sproß von einem Stamme zu uͤberreichen, deſ- ſen Wurzeln, des Stammes naͤmlich, in der Tiefe eingewurzelt ſind. “Verdirbt bey ſtillem Reiz, vom Laſter, das er flieht, “Kein unbemerkter Sproß ihm dort ſein groß Gemuͤth. Zernitz, 84 S. Bey lautem Reize wollten wir rathen, dieſen Sproß abzuſchneiden. Squadron. Sowohl die Rechtſchreibung, als die Anwendung dieſes Wortes, iſt viel zu bewun- dernswuͤrdig, als mein Buͤchelein dieſer Zierde zu berauben. Verachtet doch die vollkommenſte Schoͤne auch ein Schminkpflaͤſterchen nicht. “Auf dieß Verſprechen kuͤhn bewegten die wil- den Giganten “Jhre

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/428>, abgerufen am 22.11.2024.