Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.An verbrämete? Wir ahmen ihm nach, so viel wirnur immer können. Anmuth. Jch weis nicht, ob die Anmuth jemals Die Anmuth wird hier auch in Armen schön Der erste Vers würde nicht so schön seyn, enthielte Annehmen. Hr. von Haller füget dieses Wort so: Die Tugend nimmt sich leicht bey ihrem Bey- Würde das nicht in unseren niedern parnaßischen Anstarren, a. St. anschauen, oder etwas starr an- starren;
An verbraͤmete? Wir ahmen ihm nach, ſo viel wirnur immer koͤnnen. Anmuth. Jch weis nicht, ob die Anmuth jemals Die Anmuth wird hier auch in Armen ſchoͤn Der erſte Vers wuͤrde nicht ſo ſchoͤn ſeyn, enthielte Annehmen. Hr. von Haller fuͤget dieſes Wort ſo: Die Tugend nimmt ſich leicht bey ihrem Bey- Wuͤrde das nicht in unſeren niedern parnaßiſchen Anſtarren, a. St. anſchauen, oder etwas ſtarr an- ſtarren;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="20"/><fw place="top" type="header">An</fw><lb/> verbraͤmete? Wir ahmen ihm nach, ſo viel wir<lb/> nur immer koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Anmuth.</head> <p>Jch weis nicht, ob die <hi rendition="#fr">Anmuth</hi> jemals<lb/><hi rendition="#fr">haͤßlich</hi> iſt gefunden worden. Auf der 20 <hi rendition="#fr">S. der<lb/> halleriſchen Ged.</hi> wird ſie auch <hi rendition="#fr">bey Armen</hi><lb/> ſchoͤn gefunden. Auf eine anmuthige Art dunkel<lb/> zu werden, zeigt Verſtand, und zwar den feinſten.</p><lb/> <cit> <quote>Die <hi rendition="#fr">Anmuth</hi> wird hier auch <hi rendition="#fr">in Armen</hi> ſchoͤn<lb/><hi rendition="#et">gefunden;</hi><lb/> Man <hi rendition="#fr">wiegt</hi> die Gunſt hier nicht fuͤr ſchwere Ki-<lb/><hi rendition="#et">ſten <hi rendition="#fr">hin</hi> ꝛc.</hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Der erſte Vers wuͤrde nicht ſo ſchoͤn ſeyn, enthielte<lb/> er nicht eine kleine Zweydeutigkeit. Das Vor-<lb/> wort <hi rendition="#fr">in</hi> wirket dieſes; denn wir koͤnnen dadurch<lb/><hi rendition="#fr">eine Anmuth</hi> verſtehen, <hi rendition="#fr">die auch in den Armen<lb/> der Verliebten ſchoͤn gefunden wird.</hi> Die Sa-<lb/> che iſt gewoͤhnlich; der Ausdruck nicht. Von dem<lb/> Worte <hi rendition="#fr">hinwiegen</hi> beſiehe den Buchſtab <hi rendition="#fr">H</hi> un-<lb/> ſers <hi rendition="#fr">Woͤrterbuchs.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Annehmen.</head> <p><hi rendition="#fr">Hr. von Haller</hi> fuͤget dieſes Wort ſo:</p><lb/> <cit> <quote>Die Tugend <hi rendition="#fr">nimmt</hi> ſich leicht <hi rendition="#fr">bey ihrem Bey-<lb/><hi rendition="#et">ſpiel an. H. Ged. 81 S.</hi></hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Wuͤrde das nicht in unſeren niedern <hi rendition="#fr">parnaßiſchen</hi><lb/> Landen heiſſen: <hi rendition="#fr">Man wird leicht tugendhaft,<lb/> wenn man Beyſpiele der Tugend ſieht?</hi> Aber<lb/> wie weitſchweifig klinget das nicht!</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Anſtarren,</head> <p>a. St. <hi rendition="#fr">anſchauen,</hi> oder etwas <hi rendition="#fr">ſtarr an-<lb/> ſehen.</hi> Dieſes Lieblingswort der Herren<lb/><hi rendition="#fr">Schweizer</hi> haben wir den unſterblichen Geſaͤngen<lb/> ihres Oberhauptes zu danken. Dieſer goͤttliche<lb/> Mann hatte nicht genug <hi rendition="#fr">vor einer Sache zu er-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſtarren;</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0046]
An
verbraͤmete? Wir ahmen ihm nach, ſo viel wir
nur immer koͤnnen.
Anmuth. Jch weis nicht, ob die Anmuth jemals
haͤßlich iſt gefunden worden. Auf der 20 S. der
halleriſchen Ged. wird ſie auch bey Armen
ſchoͤn gefunden. Auf eine anmuthige Art dunkel
zu werden, zeigt Verſtand, und zwar den feinſten.
Die Anmuth wird hier auch in Armen ſchoͤn
gefunden;
Man wiegt die Gunſt hier nicht fuͤr ſchwere Ki-
ſten hin ꝛc.
Der erſte Vers wuͤrde nicht ſo ſchoͤn ſeyn, enthielte
er nicht eine kleine Zweydeutigkeit. Das Vor-
wort in wirket dieſes; denn wir koͤnnen dadurch
eine Anmuth verſtehen, die auch in den Armen
der Verliebten ſchoͤn gefunden wird. Die Sa-
che iſt gewoͤhnlich; der Ausdruck nicht. Von dem
Worte hinwiegen beſiehe den Buchſtab H un-
ſers Woͤrterbuchs.
Annehmen. Hr. von Haller fuͤget dieſes Wort ſo:
Die Tugend nimmt ſich leicht bey ihrem Bey-
ſpiel an. H. Ged. 81 S.
Wuͤrde das nicht in unſeren niedern parnaßiſchen
Landen heiſſen: Man wird leicht tugendhaft,
wenn man Beyſpiele der Tugend ſieht? Aber
wie weitſchweifig klinget das nicht!
Anſtarren, a. St. anſchauen, oder etwas ſtarr an-
ſehen. Dieſes Lieblingswort der Herren
Schweizer haben wir den unſterblichen Geſaͤngen
ihres Oberhauptes zu danken. Dieſer goͤttliche
Mann hatte nicht genug vor einer Sache zu er-
ſtarren;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |