Bildern auf das vollkommenste ähnlich; ja die kleinen singenden und musicirenden Engelchen auf den Bal- konen gleichen so sehr den Engelchen auf dem Genter Bilde, daß man sie für Miniatur-Porträte der nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen großen Figuren zum Vorbilde dienten.
Die unbeschreiblich schönen Köpfe der Apostel, der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo- hannes des Täufers sind in Farbe, Ausdruck, Form, Behandlung der Haare ganz so, wie auf den Tafeln Johann van Eycks in der Boissereeschen Sammlung, besonders erinnert hier Vieles an die Tafel des heiligen Lukas. So ist es ferner mit dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung der verschiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats. Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere, die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern und Eremiten gesehen zu habe glaube. Die Pracht der Farben ist übrigens ganz so strahlend wie wir sie in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be- wundern müssen.
Bildern auf das vollkommenſte ähnlich; ja die kleinen ſingenden und muſicirenden Engelchen auf den Bal- konen gleichen ſo ſehr den Engelchen auf dem Genter Bilde, daß man ſie für Miniatur-Porträte der nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen großen Figuren zum Vorbilde dienten.
Die unbeſchreiblich ſchönen Köpfe der Apoſtel, der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo- hannes des Täufers ſind in Farbe, Ausdruck, Form, Behandlung der Haare ganz ſo, wie auf den Tafeln Johann van Eycks in der Boiſſeréeſchen Sammlung, beſonders erinnert hier Vieles an die Tafel des heiligen Lukas. So iſt es ferner mit dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung der verſchiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats. Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere, die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern und Eremiten geſehen zu habe glaube. Die Pracht der Farben iſt übrigens ganz ſo ſtrahlend wie wir ſie in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be- wundern müſſen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0108"n="96"/><lb/>
Bildern auf das vollkommenſte ähnlich; ja die kleinen<lb/>ſingenden und muſicirenden Engelchen auf den Bal-<lb/>
konen gleichen ſo ſehr den Engelchen auf dem Genter<lb/>
Bilde, daß man ſie für Miniatur-Porträte der<lb/>
nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen<lb/>
großen Figuren zum Vorbilde dienten.</p><lb/><p>Die unbeſchreiblich ſchönen Köpfe der Apoſtel,<lb/>
der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo-<lb/>
hannes des Täufers ſind in Farbe, Ausdruck,<lb/>
Form, Behandlung der Haare ganz ſo, wie auf<lb/>
den Tafeln Johann van Eycks in der Boiſſer<hirendition="#aq">é</hi>eſchen<lb/>
Sammlung, beſonders erinnert hier Vieles an die<lb/>
Tafel des heiligen Lukas. So iſt es ferner mit<lb/>
dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung<lb/>
der verſchiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats.<lb/>
Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere,<lb/>
die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern<lb/>
und Eremiten geſehen zu habe glaube. Die Pracht<lb/>
der Farben iſt übrigens ganz ſo ſtrahlend wie wir ſie<lb/>
in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be-<lb/>
wundern müſſen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[96/0108]
Bildern auf das vollkommenſte ähnlich; ja die kleinen
ſingenden und muſicirenden Engelchen auf den Bal-
konen gleichen ſo ſehr den Engelchen auf dem Genter
Bilde, daß man ſie für Miniatur-Porträte der
nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen
großen Figuren zum Vorbilde dienten.
Die unbeſchreiblich ſchönen Köpfe der Apoſtel,
der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo-
hannes des Täufers ſind in Farbe, Ausdruck,
Form, Behandlung der Haare ganz ſo, wie auf
den Tafeln Johann van Eycks in der Boiſſeréeſchen
Sammlung, beſonders erinnert hier Vieles an die
Tafel des heiligen Lukas. So iſt es ferner mit
dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung
der verſchiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats.
Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere,
die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern
und Eremiten geſehen zu habe glaube. Die Pracht
der Farben iſt übrigens ganz ſo ſtrahlend wie wir ſie
in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be-
wundern müſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/108>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.