Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


zu erheben, und ein solches Buch ging hernach viele
Generationen hindurch, in Fürstenhäusern und
Klöstern als ein köstlicher Schatz von einem Erben
auf den andern. Eine kurze Geschichte des Gebet-
buchs, von dem eben die Rede ist, mag hier zum
Belege davon dienen. Morellos anonymer Reisende
fand es im Besitz des Kardinal Grimano, der es
von einem Sicilianer, Messer Antonio, für die
damals sehr beträchtliche Summe von fünfhundert
Zechinen erkauft hatte. Bei seinem Ableben hinter-
ließ der Kardinal dieses Buch seinem Neffen, Ma-
rino, Patriarchen von Aquileja, doch mit der Be-
dingung, daß es nach dessen Tode dem Staate
zufallen und in der Schatzkammer aufbewahrt
werden solle. Marinos Nachfolger, der Patriarch
Giovanni Grimaldi, erhielt indessen von der Sig-
noria die Erlaubniß, es ebenfalls Zeitlebens be-
halten zu dürfen, und übergab es erst kurz vor
seinem Tode dem Staat in einem besonders dazu
verfertigten, mit Edelsteinen und Gemmen reich
verzierten Kästchen von Ebenholz. Lange ward
darauf das Buch in der Bibliothek St. Marco mit


zu erheben, und ein ſolches Buch ging hernach viele
Generationen hindurch, in Fürſtenhäuſern und
Klöſtern als ein köſtlicher Schatz von einem Erben
auf den andern. Eine kurze Geſchichte des Gebet-
buchs, von dem eben die Rede iſt, mag hier zum
Belege davon dienen. Morellos anonymer Reiſende
fand es im Beſitz des Kardinal Grimano, der es
von einem Sicilianer, Meſser Antonio, für die
damals ſehr beträchtliche Summe von fünfhundert
Zechinen erkauft hatte. Bei ſeinem Ableben hinter-
ließ der Kardinal dieſes Buch ſeinem Neffen, Ma-
rino, Patriarchen von Aquileja, doch mit der Be-
dingung, daß es nach deſſen Tode dem Staate
zufallen und in der Schatzkammer aufbewahrt
werden ſolle. Marinos Nachfolger, der Patriarch
Giovanni Grimaldi, erhielt indeſſen von der Sig-
noria die Erlaubniß, es ebenfalls Zeitlebens be-
halten zu dürfen, und übergab es erſt kurz vor
ſeinem Tode dem Staat in einem beſonders dazu
verfertigten, mit Edelſteinen und Gemmen reich
verzierten Käſtchen von Ebenholz. Lange ward
darauf das Buch in der Bibliothek St. Marco mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0138" n="126"/><lb/>
zu erheben, und ein &#x017F;olches Buch ging hernach viele<lb/>
Generationen hindurch, in Für&#x017F;tenhäu&#x017F;ern und<lb/>
Klö&#x017F;tern als ein kö&#x017F;tlicher Schatz von einem Erben<lb/>
auf den andern. Eine kurze Ge&#x017F;chichte des Gebet-<lb/>
buchs, von dem eben die Rede i&#x017F;t, mag hier zum<lb/>
Belege davon dienen. Morellos anonymer Rei&#x017F;ende<lb/>
fand es im Be&#x017F;itz des Kardinal Grimano, der es<lb/>
von einem Sicilianer, <hi rendition="#aq">Me&#x017F;ser Antonio</hi>, für die<lb/>
damals &#x017F;ehr beträchtliche Summe von fünfhundert<lb/>
Zechinen erkauft hatte. Bei &#x017F;einem Ableben hinter-<lb/>
ließ der Kardinal die&#x017F;es Buch &#x017F;einem Neffen, Ma-<lb/>
rino, Patriarchen von Aquileja, doch mit der Be-<lb/>
dingung, daß es nach de&#x017F;&#x017F;en Tode dem Staate<lb/>
zufallen und in der Schatzkammer aufbewahrt<lb/>
werden &#x017F;olle. Marinos Nachfolger, der Patriarch<lb/>
Giovanni Grimaldi, erhielt inde&#x017F;&#x017F;en von der Sig-<lb/>
noria die Erlaubniß, es ebenfalls Zeitlebens be-<lb/>
halten zu dürfen, und übergab es er&#x017F;t kurz vor<lb/>
&#x017F;einem Tode dem Staat in einem be&#x017F;onders dazu<lb/>
verfertigten, mit Edel&#x017F;teinen und Gemmen reich<lb/>
verzierten Kä&#x017F;tchen von Ebenholz. Lange ward<lb/>
darauf das Buch in der Bibliothek St. Marco mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0138] zu erheben, und ein ſolches Buch ging hernach viele Generationen hindurch, in Fürſtenhäuſern und Klöſtern als ein köſtlicher Schatz von einem Erben auf den andern. Eine kurze Geſchichte des Gebet- buchs, von dem eben die Rede iſt, mag hier zum Belege davon dienen. Morellos anonymer Reiſende fand es im Beſitz des Kardinal Grimano, der es von einem Sicilianer, Meſser Antonio, für die damals ſehr beträchtliche Summe von fünfhundert Zechinen erkauft hatte. Bei ſeinem Ableben hinter- ließ der Kardinal dieſes Buch ſeinem Neffen, Ma- rino, Patriarchen von Aquileja, doch mit der Be- dingung, daß es nach deſſen Tode dem Staate zufallen und in der Schatzkammer aufbewahrt werden ſolle. Marinos Nachfolger, der Patriarch Giovanni Grimaldi, erhielt indeſſen von der Sig- noria die Erlaubniß, es ebenfalls Zeitlebens be- halten zu dürfen, und übergab es erſt kurz vor ſeinem Tode dem Staat in einem beſonders dazu verfertigten, mit Edelſteinen und Gemmen reich verzierten Käſtchen von Ebenholz. Lange ward darauf das Buch in der Bibliothek St. Marco mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/138
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/138>, abgerufen am 27.11.2024.