würdiges Bild des bürgerlichen Lebens jener Zeit, müssen jene Blätter Aufmerksamkeit und Theilnahme erregen. Wir schelten die Sitten jener Tage roh und ungebildet, sie waren es auch in vieler Hinsicht, und doch spricht die regste Theilnahme an allem Großen und Schönen aus der Art wie Fürsten, Edelleute und Bürger die bescheidne anspruchslose Erscheinung des großen Meisters überall aufnahmen, und ihm selbst sogar fürstliche Ehre erzeigten.
Wie gern er lebte, welche wahrhaft kindliche Freude er an allem hatte, was Gutes und Schönes ihm widerfuhr, geht aus dem Ganzen noch viel deutlicher hervor, als dieser Auszug es darstellen kann. Mit großer Gemüthlichkeit führt er viele, größtentheils ihm zu Ehren gegebne Bankette, auch einige Maskenzüge an; auch kommen mit unter einige im Spiel gewonnene oder verlorne Gulden und Stüber vor, denn über Einnahme und Ausgabe hielt er sehr ordentlich Rechnung. Dennoch war er gern freigebig, wie alle heitre Naturen; fast verschwenderisch theilte er überall seine Kunstwerke nach allen Seiten aus, doch heißt es auch einmal:
würdiges Bild des bürgerlichen Lebens jener Zeit, müſſen jene Blätter Aufmerkſamkeit und Theilnahme erregen. Wir ſchelten die Sitten jener Tage roh und ungebildet, ſie waren es auch in vieler Hinſicht, und doch ſpricht die regſte Theilnahme an allem Großen und Schönen aus der Art wie Fürſten, Edelleute und Bürger die beſcheidne anſpruchsloſe Erſcheinung des großen Meiſters überall aufnahmen, und ihm ſelbſt ſogar fürſtliche Ehre erzeigten.
Wie gern er lebte, welche wahrhaft kindliche Freude er an allem hatte, was Gutes und Schönes ihm widerfuhr, geht aus dem Ganzen noch viel deutlicher hervor, als dieſer Auszug es darſtellen kann. Mit großer Gemüthlichkeit führt er viele, größtentheils ihm zu Ehren gegebne Bankette, auch einige Maskenzüge an; auch kommen mit unter einige im Spiel gewonnene oder verlorne Gulden und Stüber vor, denn über Einnahme und Ausgabe hielt er ſehr ordentlich Rechnung. Dennoch war er gern freigebig, wie alle heitre Naturen; faſt verſchwenderiſch theilte er überall ſeine Kunſtwerke nach allen Seiten aus, doch heißt es auch einmal:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0271"n="259"/><lb/>
würdiges Bild des bürgerlichen Lebens jener Zeit,<lb/>
müſſen jene Blätter Aufmerkſamkeit und Theilnahme<lb/>
erregen. Wir ſchelten die Sitten jener Tage roh<lb/>
und ungebildet, ſie waren es auch in vieler Hinſicht,<lb/>
und doch ſpricht die regſte Theilnahme an allem<lb/>
Großen und Schönen aus der Art wie Fürſten,<lb/>
Edelleute und Bürger die beſcheidne anſpruchsloſe<lb/>
Erſcheinung des großen Meiſters überall aufnahmen,<lb/>
und ihm ſelbſt ſogar fürſtliche Ehre erzeigten.</p><lb/><p>Wie gern er lebte, welche wahrhaft kindliche<lb/>
Freude er an allem hatte, was Gutes und Schönes<lb/>
ihm widerfuhr, geht aus dem Ganzen noch viel<lb/>
deutlicher hervor, als dieſer Auszug es darſtellen<lb/>
kann. Mit großer Gemüthlichkeit führt er viele,<lb/>
größtentheils ihm zu Ehren gegebne Bankette, auch<lb/>
einige Maskenzüge an; auch kommen mit unter<lb/>
einige im Spiel gewonnene oder verlorne Gulden<lb/>
und Stüber vor, denn über Einnahme und Ausgabe<lb/>
hielt er ſehr ordentlich Rechnung. Dennoch war<lb/>
er gern freigebig, wie alle heitre Naturen; faſt<lb/>
verſchwenderiſch theilte er überall ſeine Kunſtwerke<lb/>
nach allen Seiten aus, doch heißt es auch einmal:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[259/0271]
würdiges Bild des bürgerlichen Lebens jener Zeit,
müſſen jene Blätter Aufmerkſamkeit und Theilnahme
erregen. Wir ſchelten die Sitten jener Tage roh
und ungebildet, ſie waren es auch in vieler Hinſicht,
und doch ſpricht die regſte Theilnahme an allem
Großen und Schönen aus der Art wie Fürſten,
Edelleute und Bürger die beſcheidne anſpruchsloſe
Erſcheinung des großen Meiſters überall aufnahmen,
und ihm ſelbſt ſogar fürſtliche Ehre erzeigten.
Wie gern er lebte, welche wahrhaft kindliche
Freude er an allem hatte, was Gutes und Schönes
ihm widerfuhr, geht aus dem Ganzen noch viel
deutlicher hervor, als dieſer Auszug es darſtellen
kann. Mit großer Gemüthlichkeit führt er viele,
größtentheils ihm zu Ehren gegebne Bankette, auch
einige Maskenzüge an; auch kommen mit unter
einige im Spiel gewonnene oder verlorne Gulden
und Stüber vor, denn über Einnahme und Ausgabe
hielt er ſehr ordentlich Rechnung. Dennoch war
er gern freigebig, wie alle heitre Naturen; faſt
verſchwenderiſch theilte er überall ſeine Kunſtwerke
nach allen Seiten aus, doch heißt es auch einmal:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/271>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.