Gesundheit zerstörte. Ein heitrer Strahl brach in- dessen doch noch in das Dunkel seiner Tage, als Melanchton, im Jahr 1526 zum drittenmal, wegen der Einweihung des Gymnasiums von St. Ägidien, Nürnberg besuchte. Bei seinem Freunde Pirkheimer lernte Albrecht Dürer den Mann kennen, der schon um Luthers willen ihm theuer seyn mußte, und ver- lebte dort mit ihm manche herzerhebende Stunde, in trostreichen frommen Gesprächen und gegenseitiger erfreulicher Mittheilung ihrer Gedanken.
Zwei Jahre später, im Jahr 1528, am 6. April, in der Charwoche, im sieben und funfzigsten Jahre seines Alters, entschwang sich sein entfesselter Geist, und ein metallner Sarkophag mit einer lateini- schen Jnschrift bezeichnete die Stelle, wo man auf dem Kirchhof der St. Johanniskirche seine sterbliche Hülle zur Ruhe brachte.
Von seinem Leben in der lezten Zeit und seinem Tode, wie auch von seinem Verhältniß zu seinen Freunden, gibt Bilibald Pirkheimer im An- fange des schon erwähnten merkwürdigen Briefes ein zu rührendes und treues Bild, als daß man
Geſundheit zerſtörte. Ein heitrer Strahl brach in- deſſen doch noch in das Dunkel ſeiner Tage, als Melanchton, im Jahr 1526 zum drittenmal, wegen der Einweihung des Gymnaſiums von St. Ägidien, Nürnberg beſuchte. Bei ſeinem Freunde Pirkheimer lernte Albrecht Dürer den Mann kennen, der ſchon um Luthers willen ihm theuer ſeyn mußte, und ver- lebte dort mit ihm manche herzerhebende Stunde, in troſtreichen frommen Geſprächen und gegenſeitiger erfreulicher Mittheilung ihrer Gedanken.
Zwei Jahre ſpäter, im Jahr 1528, am 6. April, in der Charwoche, im ſieben und funfzigſten Jahre ſeines Alters, entſchwang ſich ſein entfeſſelter Geiſt, und ein metallner Sarkophag mit einer lateini- ſchen Jnſchrift bezeichnete die Stelle, wo man auf dem Kirchhof der St. Johanniskirche ſeine ſterbliche Hülle zur Ruhe brachte.
Von ſeinem Leben in der lezten Zeit und ſeinem Tode, wie auch von ſeinem Verhältniß zu ſeinen Freunden, gibt Bilibald Pirkheimer im An- fange des ſchon erwähnten merkwürdigen Briefes ein zu rührendes und treues Bild, als daß man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0273"n="261"/><lb/>
Geſundheit zerſtörte. Ein heitrer Strahl brach in-<lb/>
deſſen doch noch in das Dunkel ſeiner Tage, als<lb/>
Melanchton, im Jahr 1526 zum drittenmal, wegen<lb/>
der Einweihung des Gymnaſiums von St. Ägidien,<lb/>
Nürnberg beſuchte. Bei ſeinem Freunde Pirkheimer<lb/>
lernte Albrecht Dürer den Mann kennen, der ſchon<lb/>
um Luthers willen ihm theuer ſeyn mußte, und ver-<lb/>
lebte dort mit ihm manche herzerhebende Stunde,<lb/>
in troſtreichen frommen Geſprächen und gegenſeitiger<lb/>
erfreulicher Mittheilung ihrer Gedanken.</p><lb/><p>Zwei Jahre ſpäter, im Jahr 1528, am 6.<lb/>
April, in der Charwoche, im ſieben und funfzigſten<lb/>
Jahre ſeines Alters, entſchwang ſich ſein entfeſſelter<lb/>
Geiſt, und ein metallner Sarkophag mit einer lateini-<lb/>ſchen Jnſchrift bezeichnete die Stelle, wo man auf<lb/>
dem Kirchhof der St. Johanniskirche ſeine ſterbliche<lb/>
Hülle zur Ruhe brachte.</p><lb/><p>Von ſeinem Leben in der lezten Zeit und<lb/>ſeinem Tode, wie auch von ſeinem Verhältniß zu<lb/>ſeinen Freunden, gibt Bilibald Pirkheimer im An-<lb/>
fange des ſchon erwähnten merkwürdigen Briefes<lb/>
ein zu rührendes und treues Bild, als daß man<lb/></p></div></body></text></TEI>
[261/0273]
Geſundheit zerſtörte. Ein heitrer Strahl brach in-
deſſen doch noch in das Dunkel ſeiner Tage, als
Melanchton, im Jahr 1526 zum drittenmal, wegen
der Einweihung des Gymnaſiums von St. Ägidien,
Nürnberg beſuchte. Bei ſeinem Freunde Pirkheimer
lernte Albrecht Dürer den Mann kennen, der ſchon
um Luthers willen ihm theuer ſeyn mußte, und ver-
lebte dort mit ihm manche herzerhebende Stunde,
in troſtreichen frommen Geſprächen und gegenſeitiger
erfreulicher Mittheilung ihrer Gedanken.
Zwei Jahre ſpäter, im Jahr 1528, am 6.
April, in der Charwoche, im ſieben und funfzigſten
Jahre ſeines Alters, entſchwang ſich ſein entfeſſelter
Geiſt, und ein metallner Sarkophag mit einer lateini-
ſchen Jnſchrift bezeichnete die Stelle, wo man auf
dem Kirchhof der St. Johanniskirche ſeine ſterbliche
Hülle zur Ruhe brachte.
Von ſeinem Leben in der lezten Zeit und
ſeinem Tode, wie auch von ſeinem Verhältniß zu
ſeinen Freunden, gibt Bilibald Pirkheimer im An-
fange des ſchon erwähnten merkwürdigen Briefes
ein zu rührendes und treues Bild, als daß man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/273>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.