auf goldnem Grunde acht heilige Männer und Apostel, auf jeder vier; über jedem derselben erhebt sich eine durch schwarze Umrisse und Schraf- firungen angedeutete kapellenartige Nische. Auf den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu- sammen gehören, sind auf schwarzem Grunde, auf jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen abgebildet; diese stehen nicht mehr ganz auf einer Linie, einige sind mehr vor, andere mehr zurück- gestellt, die Köpfe nähern sich mehr in Ton und Behandlung von Licht und Schatten dem wahren wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von edlem großartigem Styl um die Gestalten her, die trefflich gemalten Köpfe sind so unbeschreiblich edel fromm und bedeutend, daß man es kaum vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und das Anschauen dieser Gemälde gab mir wenigstens eine Ahnung von dem, was das Werk seyn muß, welches von Kennern als der höchste von diesem Meister erreichte Gipfel seiner Kunst betrachtet wird.
auf goldnem Grunde acht heilige Männer und Apoſtel, auf jeder vier; über jedem derſelben erhebt ſich eine durch ſchwarze Umriſſe und Schraf- firungen angedeutete kapellenartige Niſche. Auf den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu- ſammen gehören, ſind auf ſchwarzem Grunde, auf jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen abgebildet; dieſe ſtehen nicht mehr ganz auf einer Linie, einige ſind mehr vor, andere mehr zurück- geſtellt, die Köpfe nähern ſich mehr in Ton und Behandlung von Licht und Schatten dem wahren wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von edlem großartigem Styl um die Geſtalten her, die trefflich gemalten Köpfe ſind ſo unbeſchreiblich edel fromm und bedeutend, daß man es kaum vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und das Anſchauen dieſer Gemälde gab mir wenigſtens eine Ahnung von dem, was das Werk ſeyn muß, welches von Kennern als der höchſte von dieſem Meiſter erreichte Gipfel ſeiner Kunſt betrachtet wird.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0028"n="16"/><lb/>
auf goldnem Grunde acht heilige Männer und<lb/>
Apoſtel, auf jeder vier; über jedem derſelben<lb/>
erhebt ſich eine durch ſchwarze Umriſſe und Schraf-<lb/>
firungen angedeutete kapellenartige Niſche. Auf<lb/>
den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu-<lb/>ſammen gehören, ſind auf ſchwarzem Grunde, auf<lb/>
jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen<lb/>
abgebildet; dieſe ſtehen nicht mehr ganz auf einer<lb/>
Linie, einige ſind mehr vor, andere mehr zurück-<lb/>
geſtellt, die Köpfe nähern ſich mehr in Ton und<lb/>
Behandlung von Licht und Schatten dem wahren<lb/>
wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder<lb/>
fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von<lb/>
edlem großartigem Styl um die Geſtalten her,<lb/>
die trefflich gemalten Köpfe ſind ſo unbeſchreiblich<lb/>
edel fromm und bedeutend, daß man es kaum<lb/>
vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und<lb/>
das Anſchauen dieſer Gemälde gab mir wenigſtens<lb/>
eine Ahnung von dem, was das Werk ſeyn muß,<lb/>
welches von Kennern als der höchſte von dieſem<lb/>
Meiſter erreichte Gipfel ſeiner Kunſt betrachtet<lb/>
wird.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[16/0028]
auf goldnem Grunde acht heilige Männer und
Apoſtel, auf jeder vier; über jedem derſelben
erhebt ſich eine durch ſchwarze Umriſſe und Schraf-
firungen angedeutete kapellenartige Niſche. Auf
den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu-
ſammen gehören, ſind auf ſchwarzem Grunde, auf
jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen
abgebildet; dieſe ſtehen nicht mehr ganz auf einer
Linie, einige ſind mehr vor, andere mehr zurück-
geſtellt, die Köpfe nähern ſich mehr in Ton und
Behandlung von Licht und Schatten dem wahren
wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder
fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von
edlem großartigem Styl um die Geſtalten her,
die trefflich gemalten Köpfe ſind ſo unbeſchreiblich
edel fromm und bedeutend, daß man es kaum
vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und
das Anſchauen dieſer Gemälde gab mir wenigſtens
eine Ahnung von dem, was das Werk ſeyn muß,
welches von Kennern als der höchſte von dieſem
Meiſter erreichte Gipfel ſeiner Kunſt betrachtet
wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/28>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.