spricht schon der nächste Moment, der auch ihn zu den Füßen des göttlichen Kindes niederbeugen wird. Dieser Maurenkönig ist in Allem das treue, sehr ähnliche Porträt Herzogs Karl des Kühnen, wahr- scheinlich sogar bis auf Waffen, Schmuck und Be- kleidung, denn wenigstens erinnerte mich sein roth- sammtner Rock, der in Luzern nebst anderer ihm ab- genommenen Krieges-Beute aufbewahrt wird, durch Farbe und Form auf das lebhafteste an dieses Ge- mälde.
Hinter Karl dem Kühnen schließen mehrere Be- gleiter der Könige sich an den schon erwähnten weiß gekleideten Edelknaben; einige nehmen an der Verehrung, welche ihre Gebieter dem Kinde be- zeigen, demüthigen Antheil, andre drücken nur Erstaunen oder Neugierde aus. Stumpf und ge- dankenlos starren einige gelbbraune orientalische Gesichter hervor, in der Ferne sieht man den Zug mehrerer herannahender Diener. Die Pracht des juwelenreichen Orients herrscht in Schmuck, Klei- dung und in den blitzenden Geschenken, dabei eine ganz eigne Lokalität in den sonderbar fremdar-
ſpricht ſchon der nächſte Moment, der auch ihn zu den Füßen des göttlichen Kindes niederbeugen wird. Dieſer Maurenkönig iſt in Allem das treue, ſehr ähnliche Porträt Herzogs Karl des Kühnen, wahr- ſcheinlich ſogar bis auf Waffen, Schmuck und Be- kleidung, denn wenigſtens erinnerte mich ſein roth- ſammtner Rock, der in Luzern nebſt anderer ihm ab- genommenen Krieges-Beute aufbewahrt wird, durch Farbe und Form auf das lebhafteſte an dieſes Ge- mälde.
Hinter Karl dem Kühnen ſchließen mehrere Be- gleiter der Könige ſich an den ſchon erwähnten weiß gekleideten Edelknaben; einige nehmen an der Verehrung, welche ihre Gebieter dem Kinde be- zeigen, demüthigen Antheil, andre drücken nur Erſtaunen oder Neugierde aus. Stumpf und ge- dankenlos ſtarren einige gelbbraune orientaliſche Geſichter hervor, in der Ferne ſieht man den Zug mehrerer herannahender Diener. Die Pracht des juwelenreichen Orients herrſcht in Schmuck, Klei- dung und in den blitzenden Geſchenken, dabei eine ganz eigne Lokalität in den ſonderbar fremdar-
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ſpricht ſchon der nächſte Moment, der auch ihn zu
den Füßen des göttlichen Kindes niederbeugen wird.
Dieſer Maurenkönig iſt in Allem das treue, ſehr
ähnliche Porträt Herzogs Karl des Kühnen, wahr-
ſcheinlich ſogar bis auf Waffen, Schmuck und Be-
kleidung, denn wenigſtens erinnerte mich ſein roth-
ſammtner Rock, der in Luzern nebſt anderer ihm ab-
genommenen Krieges-Beute aufbewahrt wird, durch
Farbe und Form auf das lebhafteſte an dieſes Ge-
mälde.
Hinter Karl dem Kühnen ſchließen mehrere Be-
gleiter der Könige ſich an den ſchon erwähnten weiß
gekleideten Edelknaben; einige nehmen an der
Verehrung, welche ihre Gebieter dem Kinde be-
zeigen, demüthigen Antheil, andre drücken nur
Erſtaunen oder Neugierde aus. Stumpf und ge-
dankenlos ſtarren einige gelbbraune orientaliſche
Geſichter hervor, in der Ferne ſieht man den Zug
mehrerer herannahender Diener. Die Pracht des
juwelenreichen Orients herrſcht in Schmuck, Klei-
dung und in den blitzenden Geſchenken, dabei
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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