Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


faßte Alles auf, um in der heimlichen Werkstatt eine
neue schönere Welt daraus zu schaffen. Das aus
allen Ländern, selbst aus dem fernen Orient, her-
beigezogne Personal der Dienerschaft des Fürsten
trug nicht wenig dazu bei dem Hofe ein wunderbar
romantisches Ansehen zu geben, das man in unsern
Tagen vielleicht theatralisch nennen möchte. Jeder
mußte die Tracht seines Landes treulich beibehalten,
und daß Johann van Eyck alle diese verschiednen
Kostume zu benutzeu wußte beweisen die wohlge-
haltnen orientalischen Trachten und Gestalten auf
seiner Abbildung der weisen Könige des Morgen-
landes. Auch seine auffallende Vorliebe für Edel-
steine und Kleinodien, so wie die geschmackvolle Art,
mit der er seine Bildungen zwar verschwenderisch,
doch nicht überladen mit diesen zu schmücken wußte,
rührt wahrscheinlich aus jener glänzenden Epoche
seines Lebens her.

Nicht lange nach Antritt seiner Regierung,
wahrscheinlich um das Jahr 1424 oder 1425, for-
derte Herzog Philipp die Brüder van Eyck zu einem
Kunstwerk auf, dessen gleichen an Bedeutsamkeit

4 *


faßte Alles auf, um in der heimlichen Werkſtatt eine
neue ſchönere Welt daraus zu ſchaffen. Das aus
allen Ländern, ſelbſt aus dem fernen Orient, her-
beigezogne Perſonal der Dienerſchaft des Fürſten
trug nicht wenig dazu bei dem Hofe ein wunderbar
romantiſches Anſehen zu geben, das man in unſern
Tagen vielleicht theatraliſch nennen möchte. Jeder
mußte die Tracht ſeines Landes treulich beibehalten,
und daß Johann van Eyck alle dieſe verſchiednen
Koſtume zu benutzeu wußte beweiſen die wohlge-
haltnen orientaliſchen Trachten und Geſtalten auf
ſeiner Abbildung der weiſen Könige des Morgen-
landes. Auch ſeine auffallende Vorliebe für Edel-
ſteine und Kleinodien, ſo wie die geſchmackvolle Art,
mit der er ſeine Bildungen zwar verſchwenderiſch,
doch nicht überladen mit dieſen zu ſchmücken wußte,
rührt wahrſcheinlich aus jener glänzenden Epoche
ſeines Lebens her.

Nicht lange nach Antritt ſeiner Regierung,
wahrſcheinlich um das Jahr 1424 oder 1425, for-
derte Herzog Philipp die Brüder van Eyck zu einem
Kunſtwerk auf, deſſen gleichen an Bedeutſamkeit

4 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="51"/><lb/>
faßte Alles auf, um in der heimlichen Werk&#x017F;tatt eine<lb/>
neue &#x017F;chönere Welt daraus zu &#x017F;chaffen. Das aus<lb/>
allen Ländern, &#x017F;elb&#x017F;t aus dem fernen Orient, her-<lb/>
beigezogne Per&#x017F;onal der Diener&#x017F;chaft des Für&#x017F;ten<lb/>
trug nicht wenig dazu bei dem Hofe ein wunderbar<lb/>
romanti&#x017F;ches An&#x017F;ehen zu geben, das man in un&#x017F;ern<lb/>
Tagen vielleicht theatrali&#x017F;ch nennen möchte. Jeder<lb/>
mußte die Tracht &#x017F;eines Landes treulich beibehalten,<lb/>
und daß Johann van Eyck alle die&#x017F;e ver&#x017F;chiednen<lb/>
Ko&#x017F;tume zu benutzeu wußte bewei&#x017F;en die wohlge-<lb/>
haltnen orientali&#x017F;chen Trachten und Ge&#x017F;talten auf<lb/>
&#x017F;einer Abbildung der wei&#x017F;en Könige des Morgen-<lb/>
landes. Auch &#x017F;eine auffallende Vorliebe für Edel-<lb/>
&#x017F;teine und Kleinodien, &#x017F;o wie die ge&#x017F;chmackvolle Art,<lb/>
mit der er &#x017F;eine Bildungen zwar ver&#x017F;chwenderi&#x017F;ch,<lb/>
doch nicht überladen mit die&#x017F;en zu &#x017F;chmücken wußte,<lb/>
rührt wahr&#x017F;cheinlich aus jener glänzenden Epoche<lb/>
&#x017F;eines Lebens her.</p><lb/>
        <p>Nicht lange nach Antritt &#x017F;einer Regierung,<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich um das Jahr 1424 oder 1425, for-<lb/>
derte Herzog Philipp die Brüder van Eyck zu einem<lb/>
Kun&#x017F;twerk auf, de&#x017F;&#x017F;en gleichen an Bedeut&#x017F;amkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">4 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0063] faßte Alles auf, um in der heimlichen Werkſtatt eine neue ſchönere Welt daraus zu ſchaffen. Das aus allen Ländern, ſelbſt aus dem fernen Orient, her- beigezogne Perſonal der Dienerſchaft des Fürſten trug nicht wenig dazu bei dem Hofe ein wunderbar romantiſches Anſehen zu geben, das man in unſern Tagen vielleicht theatraliſch nennen möchte. Jeder mußte die Tracht ſeines Landes treulich beibehalten, und daß Johann van Eyck alle dieſe verſchiednen Koſtume zu benutzeu wußte beweiſen die wohlge- haltnen orientaliſchen Trachten und Geſtalten auf ſeiner Abbildung der weiſen Könige des Morgen- landes. Auch ſeine auffallende Vorliebe für Edel- ſteine und Kleinodien, ſo wie die geſchmackvolle Art, mit der er ſeine Bildungen zwar verſchwenderiſch, doch nicht überladen mit dieſen zu ſchmücken wußte, rührt wahrſcheinlich aus jener glänzenden Epoche ſeines Lebens her. Nicht lange nach Antritt ſeiner Regierung, wahrſcheinlich um das Jahr 1424 oder 1425, for- derte Herzog Philipp die Brüder van Eyck zu einem Kunſtwerk auf, deſſen gleichen an Bedeutſamkeit 4 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/63
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/63>, abgerufen am 21.11.2024.