Kreis bis auf einen kleinen Theil unten, wo er den Horizont berührt, ganz sichtbar ist, thront der Heiland in ernster Richterstrenge. Ein glühend rothes Schwert, die Spitze nach ihm gewendet, schwebt zur linken Seite dicht an seinem Haupt, zur rechten eine Lilie. Eine in der Luft schwebende goldne Kugel, in welcher sich die nächsten Gegen- stände spiegeln, dient ihm zum Schemel. Er ist mit einem rothen Mantel bekleidet, der auf der Brust durch eine reiche Spange zusammengehalten wird, dann von beiden Seiten zurückfällt, so daß der nackte Körper sichtbar wird, und über dem Schooß in großem schönen Faltenwurf sich aus- breitet. Vier Engel in farbigen langen Gewändern schweben über ihm mit den Emblemen seines Leidens für eine sündige Welt. Dicht hinter dem Regen- bogen, auf Wolken sitzend, bilden die zwölf Apostel einen sich diesem anschließenden Kreis, auf jeder Seite sechse; am Ende dieses Kreises knieet zur Rechten Maria in betender Stellung, eine Stralen- glorie um das Haupt, in einen weiten dunkelgrünen Mantel matronenartig verhüllt; der Ausdruck ihres
Kreis bis auf einen kleinen Theil unten, wo er den Horizont berührt, ganz ſichtbar iſt, thront der Heiland in ernſter Richterſtrenge. Ein glühend rothes Schwert, die Spitze nach ihm gewendet, ſchwebt zur linken Seite dicht an ſeinem Haupt, zur rechten eine Lilie. Eine in der Luft ſchwebende goldne Kugel, in welcher ſich die nächſten Gegen- ſtände ſpiegeln, dient ihm zum Schemel. Er iſt mit einem rothen Mantel bekleidet, der auf der Bruſt durch eine reiche Spange zuſammengehalten wird, dann von beiden Seiten zurückfällt, ſo daß der nackte Körper ſichtbar wird, und über dem Schooß in großem ſchönen Faltenwurf ſich aus- breitet. Vier Engel in farbigen langen Gewändern ſchweben über ihm mit den Emblemen ſeines Leidens für eine ſündige Welt. Dicht hinter dem Regen- bogen, auf Wolken ſitzend, bilden die zwölf Apoſtel einen ſich dieſem anſchließenden Kreis, auf jeder Seite ſechſe; am Ende dieſes Kreiſes knieet zur Rechten Maria in betender Stellung, eine Stralen- glorie um das Haupt, in einen weiten dunkelgrünen Mantel matronenartig verhüllt; der Ausdruck ihres
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[85/0097]
Kreis bis auf einen kleinen Theil unten, wo er den
Horizont berührt, ganz ſichtbar iſt, thront der
Heiland in ernſter Richterſtrenge. Ein glühend
rothes Schwert, die Spitze nach ihm gewendet,
ſchwebt zur linken Seite dicht an ſeinem Haupt,
zur rechten eine Lilie. Eine in der Luft ſchwebende
goldne Kugel, in welcher ſich die nächſten Gegen-
ſtände ſpiegeln, dient ihm zum Schemel. Er iſt
mit einem rothen Mantel bekleidet, der auf der
Bruſt durch eine reiche Spange zuſammengehalten
wird, dann von beiden Seiten zurückfällt, ſo daß
der nackte Körper ſichtbar wird, und über dem
Schooß in großem ſchönen Faltenwurf ſich aus-
breitet. Vier Engel in farbigen langen Gewändern
ſchweben über ihm mit den Emblemen ſeines Leidens
für eine ſündige Welt. Dicht hinter dem Regen-
bogen, auf Wolken ſitzend, bilden die zwölf Apoſtel
einen ſich dieſem anſchließenden Kreis, auf jeder
Seite ſechſe; am Ende dieſes Kreiſes knieet zur
Rechten Maria in betender Stellung, eine Stralen-
glorie um das Haupt, in einen weiten dunkelgrünen
Mantel matronenartig verhüllt; der Ausdruck ihres
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/97>, abgerufen am 16.02.2025.
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