Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.Monats Mai, oder den ersten des Juni zu Leyden Hugo Jakobs, sein Vater, war ein geachteter Monats Mai, oder den erſten des Juni zu Leyden Hugo Jakobs, ſein Vater, war ein geachteter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="2"/> Monats Mai, oder den erſten des Juni zu Leyden<lb/> in das Leben trat.</p><lb/> <p>Hugo Jakobs, ſein Vater, war ein geachteter<lb/> Maler, und Malergeräth das erſte Spielwerk des<lb/> Knaben. Lukas erſter Blick fiel auf Paletten und<lb/> Pinſel, auf Kreide, Reißfeder und Radirnadel.<lb/> Mit ſchwacher kindiſcher Hand griff er nach dieſen<lb/> und führte ſie, beinahe ehe er ſie nur gehörig feſt<lb/> zu halten wußte. Der Vater hatte innige Freude<lb/> an dem natürlichen Geſchicke, welches der Knabe<lb/> dabei zeigte, er half ihm und lehrte ihn, wirklich<lb/> ſpielend, den Gebrauch aller dieſer Werkzeuge; das<lb/> Kind kannte bald keine andere Luſt als an dieſen<lb/> Dingen, und die Luſt ſtieg ſo wie es heran wuchs.<lb/> Oft, wenn Lukas in ſpater Nacht noch zeichnete,<lb/> ſchalt ſeine Mutter und nahm ihm das Licht weg,<lb/> weil ſie fürchtete, ſeine Geſundheit möchte unter<lb/> der unabläſſigen Anſtrengung leiden, aber er lies<lb/> dennoch nicht ab. Er zeichnete nach der Natur Alles<lb/> was ihm vorkam, Köpfe, Hände, Füße, Gebäude,<lb/> Gegenden, vor Allem aber, und mit auffallender<lb/> Vorliebe, Gewänder von verſchiedenartigen Stoffen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
Monats Mai, oder den erſten des Juni zu Leyden
in das Leben trat.
Hugo Jakobs, ſein Vater, war ein geachteter
Maler, und Malergeräth das erſte Spielwerk des
Knaben. Lukas erſter Blick fiel auf Paletten und
Pinſel, auf Kreide, Reißfeder und Radirnadel.
Mit ſchwacher kindiſcher Hand griff er nach dieſen
und führte ſie, beinahe ehe er ſie nur gehörig feſt
zu halten wußte. Der Vater hatte innige Freude
an dem natürlichen Geſchicke, welches der Knabe
dabei zeigte, er half ihm und lehrte ihn, wirklich
ſpielend, den Gebrauch aller dieſer Werkzeuge; das
Kind kannte bald keine andere Luſt als an dieſen
Dingen, und die Luſt ſtieg ſo wie es heran wuchs.
Oft, wenn Lukas in ſpater Nacht noch zeichnete,
ſchalt ſeine Mutter und nahm ihm das Licht weg,
weil ſie fürchtete, ſeine Geſundheit möchte unter
der unabläſſigen Anſtrengung leiden, aber er lies
dennoch nicht ab. Er zeichnete nach der Natur Alles
was ihm vorkam, Köpfe, Hände, Füße, Gebäude,
Gegenden, vor Allem aber, und mit auffallender
Vorliebe, Gewänder von verſchiedenartigen Stoffen,
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