Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.Doch nur ein Jahr genoß er noch das theuer Er ward auf dem Gottesacker der Sanct Lukas Kranachs seltne Treue und Festigkeit des Doch nur ein Jahr genoß er noch das theuer Er ward auf dem Gottesacker der Sanct Lukas Kranachs ſeltne Treue und Feſtigkeit des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="120"/> <p>Doch nur ein Jahr genoß er noch das theuer<lb/> erkaufte Glück, ſeinen geliebten Herrn in Freiheit<lb/> zu ſehen, und in ſeiner Nähe, von Allen geehrt und<lb/> geliebt wie er es verdiente, zu leben. Ein lebens-<lb/> müder, aber noch kräftiger Greis von ein und achtzig<lb/> Jahren, ging er am ſechzehnten October des Jahres<lb/> 1553 in eine beßre Welt.</p><lb/> <p>Er ward auf dem Gottesacker der Sanct<lb/> Jakobs-Kirche in Weimar begraben. Der Leichen-<lb/> ſtein, mit dem ſein Fürſt den Hügel bezeichnete,<lb/> unter dem ſeine Gebeine ruhen, ſteht jetzt neben<lb/> demſelben der Kirchhofsmauer eingefügt. Der alte<lb/> Meiſter iſt in Lebensgröße, die Palette in den<lb/> Händen, darauf abgebildet, und eine lateiniſche Um-<lb/> ſchrift verkündet ſeinen Namen, ſein Alter, ſein<lb/> Sterbejahr, und die wohlerworbne Liebe ſeines<lb/> Herrn, der wenige Monate ſpäter im nächſtfolgen-<lb/> den Jahre mit ihm dort wieder vereint ward, wo<lb/> keine Thränen Unterdrückter mehr fließen.</p><lb/> <p>Lukas Kranachs ſeltne Treue und Feſtigkeit des<lb/> Gemüths, ſein reines fleckenloſes Leben, machen<lb/> ihn, ſelbſt abgeſehen von allem Übrigen, der innig-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0130]
Doch nur ein Jahr genoß er noch das theuer
erkaufte Glück, ſeinen geliebten Herrn in Freiheit
zu ſehen, und in ſeiner Nähe, von Allen geehrt und
geliebt wie er es verdiente, zu leben. Ein lebens-
müder, aber noch kräftiger Greis von ein und achtzig
Jahren, ging er am ſechzehnten October des Jahres
1553 in eine beßre Welt.
Er ward auf dem Gottesacker der Sanct
Jakobs-Kirche in Weimar begraben. Der Leichen-
ſtein, mit dem ſein Fürſt den Hügel bezeichnete,
unter dem ſeine Gebeine ruhen, ſteht jetzt neben
demſelben der Kirchhofsmauer eingefügt. Der alte
Meiſter iſt in Lebensgröße, die Palette in den
Händen, darauf abgebildet, und eine lateiniſche Um-
ſchrift verkündet ſeinen Namen, ſein Alter, ſein
Sterbejahr, und die wohlerworbne Liebe ſeines
Herrn, der wenige Monate ſpäter im nächſtfolgen-
den Jahre mit ihm dort wieder vereint ward, wo
keine Thränen Unterdrückter mehr fließen.
Lukas Kranachs ſeltne Treue und Feſtigkeit des
Gemüths, ſein reines fleckenloſes Leben, machen
ihn, ſelbſt abgeſehen von allem Übrigen, der innig-
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