Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.was er im Hause des Propheten gesehen hatte, an Seltsam! während die schöne, jugendfrische Marie was er im Hauſe des Propheten geſehen hatte, an Seltſam! während die ſchöne, jugendfriſche Marie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="120"/> was er im Hauſe des Propheten geſehen hatte, an<lb/> ſeinem Geiſte vorübergehen.</p><lb/> <p>Seltſam! während die ſchöne, jugendfriſche Marie<lb/> nur einen ſehr vorübergehenden Eindruck auf ihn ge-<lb/> macht hatte, konnte er das Bild der dahinſterbenden<lb/> Dina nicht wieder los werden und mußte ſich fort-<lb/> während mit ihm beſchäftigen. Er glaubte, nach dem,<lb/> was er geſehen, gehört und bemerkt hatte, ſchließen<lb/> zu dürfen, daß in dem Verhältniſſe zwiſchen ihr und<lb/> ihrer Umgebung nicht Alles ſo ſei, wie es ſeyn ſollte<lb/> und daß ein, vielleicht furchtbares, Geheimniß zwi-<lb/> ſchen dieſen Dreien obwalte. Daß Dina nicht für die<lb/> niedre Rolle einer Dienenden geboren, daß ſie nur<lb/> durch ein vielleicht grauſames Schickſal in dieſelbe<lb/> hinabgedrängt worden ſei, war klar für ihn, denn<lb/> das verriethen ihm ihre Blicke, ihr Anſtand und die<lb/> Hoheit, die ihr ganzes Weſen umfloß, ja ſelbſt die<lb/> wenigen Worte, die ihren Lippen in ſeiner Gegenwart<lb/> entſchlüpft waren. Es war ihm auch nicht entgan-<lb/> gen, daß der Prophet eine faſt magiſche Gewalt, bloß<lb/> durch ſeine Blicke, auf die Unglückliche ausübte und<lb/> daß ſie zitterte, erbleichte, wenn ein zürnender Blick<lb/> ſeines Auges ſie traf, während ſie Marien gegenüber<lb/> ein faſt ſtolzes, ja verächtliches Benehmen an den Tag<lb/> legte, das ſogar ſo weit ging, daß ſie ihr auf ihre<lb/> Anrede die Antwort ſchuldig blieb.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [120/0128]
was er im Hauſe des Propheten geſehen hatte, an
ſeinem Geiſte vorübergehen.
Seltſam! während die ſchöne, jugendfriſche Marie
nur einen ſehr vorübergehenden Eindruck auf ihn ge-
macht hatte, konnte er das Bild der dahinſterbenden
Dina nicht wieder los werden und mußte ſich fort-
während mit ihm beſchäftigen. Er glaubte, nach dem,
was er geſehen, gehört und bemerkt hatte, ſchließen
zu dürfen, daß in dem Verhältniſſe zwiſchen ihr und
ihrer Umgebung nicht Alles ſo ſei, wie es ſeyn ſollte
und daß ein, vielleicht furchtbares, Geheimniß zwi-
ſchen dieſen Dreien obwalte. Daß Dina nicht für die
niedre Rolle einer Dienenden geboren, daß ſie nur
durch ein vielleicht grauſames Schickſal in dieſelbe
hinabgedrängt worden ſei, war klar für ihn, denn
das verriethen ihm ihre Blicke, ihr Anſtand und die
Hoheit, die ihr ganzes Weſen umfloß, ja ſelbſt die
wenigen Worte, die ihren Lippen in ſeiner Gegenwart
entſchlüpft waren. Es war ihm auch nicht entgan-
gen, daß der Prophet eine faſt magiſche Gewalt, bloß
durch ſeine Blicke, auf die Unglückliche ausübte und
daß ſie zitterte, erbleichte, wenn ein zürnender Blick
ſeines Auges ſie traf, während ſie Marien gegenüber
ein faſt ſtolzes, ja verächtliches Benehmen an den Tag
legte, das ſogar ſo weit ging, daß ſie ihr auf ihre
Anrede die Antwort ſchuldig blieb.
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