Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

-- "Nur körperlich," versetzte sie, einen dank-
baren Blick auf den jungen Mann heftend, der ihr
so viele Theilnahme bewies und ihr dadurch unaus-
sprechlich wohl that; "nur körperlich, Sir, geistig
aber thun mir diese Anstrengungen unendlich wohl,
und was ist denn der elende Körper? Aber kommen
Sie," fügte sie mit einiger Aengstlichkeit im Blick
und im Tone der Stimme hinzu, "man wird Sie be-
reits mit einiger Ungeduld erwarten." Mit diesen
Worten verschloß sie die Hausthür wieder und machte
Miene, die Treppe hinansteigen zu wollen.

-- "Erlauben Sie mir, Jhnen den Arm zu bie-
ten, Miß," sagte Arnold, als Beide an der unter-
sten Stufe der Treppe angelangt waren, und zugleich
hielt er ihr seinen Arm hin.

Dina erröthete lebhaft bei diesem Beweise der
Güte und der Theilnahme mit ihrem krankhaften Zu-
stande, den ihr dieser fremde junge Mann gab; aber
sie zögerte, sein freundliches Anerbieten anzunehmen.

-- "Jch danke Jhnen, ich danke Jhnen recht
sehr, Sir!" sagte sie dann mit einiger Hast; "man
würde es nicht schicklich finden, würde es Jhnen ge-
wiß mißdeuten, wenn man Sie eine Person führen
sähe, die ......" Sie stockte, ihre bleichen Wangen
färbten sich und eine Thräne, die sie zwischen ihren
Wimpern zerdrückte, trat in ihr Auge.

9 *

— „Nur körperlich,“ verſetzte ſie, einen dank-
baren Blick auf den jungen Mann heftend, der ihr
ſo viele Theilnahme bewies und ihr dadurch unaus-
ſprechlich wohl that; „nur körperlich, Sir, geiſtig
aber thun mir dieſe Anſtrengungen unendlich wohl,
und was iſt denn der elende Körper? Aber kommen
Sie,“ fügte ſie mit einiger Aengſtlichkeit im Blick
und im Tone der Stimme hinzu, „man wird Sie be-
reits mit einiger Ungeduld erwarten.“ Mit dieſen
Worten verſchloß ſie die Hausthür wieder und machte
Miene, die Treppe hinanſteigen zu wollen.

— „Erlauben Sie mir, Jhnen den Arm zu bie-
ten, Miß,“ ſagte Arnold, als Beide an der unter-
ſten Stufe der Treppe angelangt waren, und zugleich
hielt er ihr ſeinen Arm hin.

Dina erröthete lebhaft bei dieſem Beweiſe der
Güte und der Theilnahme mit ihrem krankhaften Zu-
ſtande, den ihr dieſer fremde junge Mann gab; aber
ſie zögerte, ſein freundliches Anerbieten anzunehmen.

— „Jch danke Jhnen, ich danke Jhnen recht
ſehr, Sir!“ ſagte ſie dann mit einiger Haſt; „man
würde es nicht ſchicklich finden, würde es Jhnen ge-
wiß mißdeuten, wenn man Sie eine Perſon führen
ſähe, die ......“ Sie ſtockte, ihre bleichen Wangen
färbten ſich und eine Thräne, die ſie zwiſchen ihren
Wimpern zerdrückte, trat in ihr Auge.

9 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0139" n="131"/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Nur körperlich,&#x201C; ver&#x017F;etzte &#x017F;ie, einen dank-<lb/>
baren Blick auf den jungen Mann heftend, der ihr<lb/>
&#x017F;o viele Theilnahme bewies und ihr dadurch unaus-<lb/>
&#x017F;prechlich wohl that; &#x201E;nur körperlich, Sir, gei&#x017F;tig<lb/>
aber thun mir die&#x017F;e An&#x017F;trengungen unendlich wohl,<lb/>
und was i&#x017F;t denn der elende Körper? Aber kommen<lb/>
Sie,&#x201C; fügte &#x017F;ie mit einiger Aeng&#x017F;tlichkeit im Blick<lb/>
und im Tone der Stimme hinzu, &#x201E;man wird Sie be-<lb/>
reits mit einiger Ungeduld erwarten.&#x201C; Mit die&#x017F;en<lb/>
Worten ver&#x017F;chloß &#x017F;ie die Hausthür wieder und machte<lb/>
Miene, die Treppe hinan&#x017F;teigen zu wollen.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Erlauben Sie mir, Jhnen den Arm zu bie-<lb/>
ten, Miß,&#x201C; &#x017F;agte Arnold, als Beide an der unter-<lb/>
&#x017F;ten Stufe der Treppe angelangt waren, und zugleich<lb/>
hielt er ihr &#x017F;einen Arm hin.</p><lb/>
        <p>Dina erröthete lebhaft bei die&#x017F;em Bewei&#x017F;e der<lb/>
Güte und der Theilnahme mit ihrem krankhaften Zu-<lb/>
&#x017F;tande, den ihr die&#x017F;er fremde junge Mann gab; aber<lb/>
&#x017F;ie zögerte, &#x017F;ein freundliches Anerbieten anzunehmen.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Jch danke Jhnen, ich danke Jhnen recht<lb/>
&#x017F;ehr, Sir!&#x201C; &#x017F;agte &#x017F;ie dann mit einiger Ha&#x017F;t; &#x201E;man<lb/>
würde es nicht &#x017F;chicklich finden, würde es Jhnen ge-<lb/>
wiß mißdeuten, wenn man Sie eine Per&#x017F;on führen<lb/>
&#x017F;ähe, die ......&#x201C; Sie &#x017F;tockte, ihre bleichen Wangen<lb/>
färbten &#x017F;ich und eine Thräne, die &#x017F;ie zwi&#x017F;chen ihren<lb/>
Wimpern zerdrückte, trat in ihr Auge.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">9 *</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0139] — „Nur körperlich,“ verſetzte ſie, einen dank- baren Blick auf den jungen Mann heftend, der ihr ſo viele Theilnahme bewies und ihr dadurch unaus- ſprechlich wohl that; „nur körperlich, Sir, geiſtig aber thun mir dieſe Anſtrengungen unendlich wohl, und was iſt denn der elende Körper? Aber kommen Sie,“ fügte ſie mit einiger Aengſtlichkeit im Blick und im Tone der Stimme hinzu, „man wird Sie be- reits mit einiger Ungeduld erwarten.“ Mit dieſen Worten verſchloß ſie die Hausthür wieder und machte Miene, die Treppe hinanſteigen zu wollen. — „Erlauben Sie mir, Jhnen den Arm zu bie- ten, Miß,“ ſagte Arnold, als Beide an der unter- ſten Stufe der Treppe angelangt waren, und zugleich hielt er ihr ſeinen Arm hin. Dina erröthete lebhaft bei dieſem Beweiſe der Güte und der Theilnahme mit ihrem krankhaften Zu- ſtande, den ihr dieſer fremde junge Mann gab; aber ſie zögerte, ſein freundliches Anerbieten anzunehmen. — „Jch danke Jhnen, ich danke Jhnen recht ſehr, Sir!“ ſagte ſie dann mit einiger Haſt; „man würde es nicht ſchicklich finden, würde es Jhnen ge- wiß mißdeuten, wenn man Sie eine Perſon führen ſähe, die ......“ Sie ſtockte, ihre bleichen Wangen färbten ſich und eine Thräne, die ſie zwiſchen ihren Wimpern zerdrückte, trat in ihr Auge. 9 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/139
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/139>, abgerufen am 04.12.2024.