Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

dem, halb schmollendem Tone, "Sie haben nicht eben
gezeigt, Sir, daß Sie ein großes Verlangen nach
Dem tragen, was Sie als eine Gunst des Geschicks
zu bezeichnen beliebten: wir sahen Sie nur einmal
und dann nicht wieder, bis mein Vater Sie auf's
Neu um einen Besuch bei uns bat."

-- "Es könnte mich leicht stolz machen, Miß,
daß Sie es der Mühe werth hielten, davon Notiz zu
nehmen," war seine Antwort. "Jch, für meinen
Theil, hielt mich für so unbedeutend, daß ich glaubte,
meine Abwesenheit würde gar nicht von Jhnen bemerkt
werden."

-- "Lassen wir das, Sir," sagte sie, sich auf
das Sopha niedersetzend und ihm zugleich einen Stuhl
anbietend, "lassen wir das! Jch bin ein armes, un-
wissendes Mädchen und verstehe mich nicht auf die
Kunst, Gespräche der Art zu führen. Jhnen soll
verziehen seyn, wenn Sie versprechen, sich bessern zu
wollen, und damit ist die Sache zu Ende! Jetzt er-
zählen Sie mir Etwas, sagen Sie mir, wie es draußen
in der Welt aussieht, denn ich erfahre jetzt gar nichts
mehr davon, seit Joe -- seit mein Vater --" ver-
besserte sie sich, "den Kopf so voll von Geschäf-
ten hat, daß ihm kaum Augenblicke für mich übrig
bleiben."

-- "Mir erging es in der letzten Zeit fast eben

dem, halb ſchmollendem Tone, „Sie haben nicht eben
gezeigt, Sir, daß Sie ein großes Verlangen nach
Dem tragen, was Sie als eine Gunſt des Geſchicks
zu bezeichnen beliebten: wir ſahen Sie nur einmal
und dann nicht wieder, bis mein Vater Sie auf’s
Neu um einen Beſuch bei uns bat.“

— „Es könnte mich leicht ſtolz machen, Miß,
daß Sie es der Mühe werth hielten, davon Notiz zu
nehmen,“ war ſeine Antwort. „Jch, für meinen
Theil, hielt mich für ſo unbedeutend, daß ich glaubte,
meine Abweſenheit würde gar nicht von Jhnen bemerkt
werden.“

— „Laſſen wir das, Sir,“ ſagte ſie, ſich auf
das Sopha niederſetzend und ihm zugleich einen Stuhl
anbietend, „laſſen wir das! Jch bin ein armes, un-
wiſſendes Mädchen und verſtehe mich nicht auf die
Kunſt, Geſpräche der Art zu führen. Jhnen ſoll
verziehen ſeyn, wenn Sie verſprechen, ſich beſſern zu
wollen, und damit iſt die Sache zu Ende! Jetzt er-
zählen Sie mir Etwas, ſagen Sie mir, wie es draußen
in der Welt ausſieht, denn ich erfahre jetzt gar nichts
mehr davon, ſeit Joe — ſeit mein Vater —“ ver-
beſſerte ſie ſich, „den Kopf ſo voll von Geſchäf-
ten hat, daß ihm kaum Augenblicke für mich übrig
bleiben.“

— „Mir erging es in der letzten Zeit faſt eben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0142" n="134"/>
dem, halb &#x017F;chmollendem Tone, &#x201E;Sie haben nicht eben<lb/>
gezeigt, Sir, daß Sie ein großes Verlangen nach<lb/>
Dem tragen, was Sie als eine Gun&#x017F;t des Ge&#x017F;chicks<lb/>
zu bezeichnen beliebten: wir &#x017F;ahen Sie nur einmal<lb/>
und dann nicht wieder, bis mein Vater Sie auf&#x2019;s<lb/>
Neu um einen Be&#x017F;uch bei uns bat.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Es könnte mich leicht &#x017F;tolz machen, Miß,<lb/>
daß Sie es der Mühe werth hielten, davon Notiz zu<lb/>
nehmen,&#x201C; war &#x017F;eine Antwort. &#x201E;Jch, für meinen<lb/>
Theil, hielt mich für &#x017F;o unbedeutend, daß ich glaubte,<lb/>
meine Abwe&#x017F;enheit würde gar nicht von Jhnen bemerkt<lb/>
werden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;La&#x017F;&#x017F;en wir das, Sir,&#x201C; &#x017F;agte &#x017F;ie, &#x017F;ich auf<lb/>
das Sopha nieder&#x017F;etzend und ihm zugleich einen Stuhl<lb/>
anbietend, &#x201E;la&#x017F;&#x017F;en wir das! Jch bin ein armes, un-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;endes Mädchen und ver&#x017F;tehe mich nicht auf die<lb/>
Kun&#x017F;t, Ge&#x017F;präche der Art zu führen. Jhnen &#x017F;oll<lb/>
verziehen &#x017F;eyn, wenn Sie ver&#x017F;prechen, &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;ern zu<lb/>
wollen, und damit i&#x017F;t die Sache zu Ende! Jetzt er-<lb/>
zählen Sie mir Etwas, &#x017F;agen Sie mir, wie es draußen<lb/>
in der Welt aus&#x017F;ieht, denn ich erfahre jetzt gar nichts<lb/>
mehr davon, &#x017F;eit Joe &#x2014; &#x017F;eit mein Vater &#x2014;&#x201C; ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erte &#x017F;ie &#x017F;ich, &#x201E;den Kopf &#x017F;o voll von Ge&#x017F;chäf-<lb/>
ten hat, daß ihm kaum Augenblicke für mich übrig<lb/>
bleiben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Mir erging es in der letzten Zeit fa&#x017F;t eben<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] dem, halb ſchmollendem Tone, „Sie haben nicht eben gezeigt, Sir, daß Sie ein großes Verlangen nach Dem tragen, was Sie als eine Gunſt des Geſchicks zu bezeichnen beliebten: wir ſahen Sie nur einmal und dann nicht wieder, bis mein Vater Sie auf’s Neu um einen Beſuch bei uns bat.“ — „Es könnte mich leicht ſtolz machen, Miß, daß Sie es der Mühe werth hielten, davon Notiz zu nehmen,“ war ſeine Antwort. „Jch, für meinen Theil, hielt mich für ſo unbedeutend, daß ich glaubte, meine Abweſenheit würde gar nicht von Jhnen bemerkt werden.“ — „Laſſen wir das, Sir,“ ſagte ſie, ſich auf das Sopha niederſetzend und ihm zugleich einen Stuhl anbietend, „laſſen wir das! Jch bin ein armes, un- wiſſendes Mädchen und verſtehe mich nicht auf die Kunſt, Geſpräche der Art zu führen. Jhnen ſoll verziehen ſeyn, wenn Sie verſprechen, ſich beſſern zu wollen, und damit iſt die Sache zu Ende! Jetzt er- zählen Sie mir Etwas, ſagen Sie mir, wie es draußen in der Welt ausſieht, denn ich erfahre jetzt gar nichts mehr davon, ſeit Joe — ſeit mein Vater —“ ver- beſſerte ſie ſich, „den Kopf ſo voll von Geſchäf- ten hat, daß ihm kaum Augenblicke für mich übrig bleiben.“ — „Mir erging es in der letzten Zeit faſt eben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/142
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/142>, abgerufen am 04.12.2024.