Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte, den vielleicht für immer von ihr scheidenden, einem schauderhaften Tode entgegengehenden Sohn noch ein- mal an ihr Herz zu schließen und, seine Wangen mit ihren Thränen bethauend, einen letzten Abschied von dem Geliebtesten zu nehmen, stand, als der Zug sich in Bewegung setzte, mit dem Rücken gegen den Wig- wam gelehnt und bedeckte sich das von Thränen über- fluthete Antlitz mit beiden Händen.
Ein unaussprechliches Mitleid mit der Armen er- füllte Arnolds Herz und er mußte der eigenen theuren, durch den Tod auf immer von ihm getrennten Mutter lebhafter denn je gedenken. Er, der dem Zuge als der Letzte gefolgt war, kehrte daher noch einmal um und die eiskalte Hand Ria-weki's -- dies war der Name des armen Weibes -- ergreifend, sagte er:
-- "Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög- lich, soll dir der Sohn gerettet werden."
-- "So spricht mein Sohn, das gute Bleichge- sicht," schluchzte das Weib, "und ich weiß, daß er halten wird, was er der armen Mutter White-hawks versprochen, sofern er sein Versprechen halten kann; aber ach! zu gering sind die Gaben, die du zur Sühne zu bieten hast, und arm wie wir sind, besitzen wir selbst nichts, was die Chippewas nicht eben so gut und vielleicht noch besser besäßen und so mit Verach-
Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte, den vielleicht für immer von ihr ſcheidenden, einem ſchauderhaften Tode entgegengehenden Sohn noch ein- mal an ihr Herz zu ſchließen und, ſeine Wangen mit ihren Thränen bethauend, einen letzten Abſchied von dem Geliebteſten zu nehmen, ſtand, als der Zug ſich in Bewegung ſetzte, mit dem Rücken gegen den Wig- wam gelehnt und bedeckte ſich das von Thränen über- fluthete Antlitz mit beiden Händen.
Ein unausſprechliches Mitleid mit der Armen er- füllte Arnolds Herz und er mußte der eigenen theuren, durch den Tod auf immer von ihm getrennten Mutter lebhafter denn je gedenken. Er, der dem Zuge als der Letzte gefolgt war, kehrte daher noch einmal um und die eiskalte Hand Ria-weki’s — dies war der Name des armen Weibes — ergreifend, ſagte er:
— „Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög- lich, ſoll dir der Sohn gerettet werden.“
— „So ſpricht mein Sohn, das gute Bleichge- ſicht,“ ſchluchzte das Weib, „und ich weiß, daß er halten wird, was er der armen Mutter White-hawks verſprochen, ſofern er ſein Verſprechen halten kann; aber ach! zu gering ſind die Gaben, die du zur Sühne zu bieten haſt, und arm wie wir ſind, beſitzen wir ſelbſt nichts, was die Chippewas nicht eben ſo gut und vielleicht noch beſſer beſäßen und ſo mit Verach-
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Die arme Mutter, welche es nicht gewagt hatte,
den vielleicht für immer von ihr ſcheidenden, einem
ſchauderhaften Tode entgegengehenden Sohn noch ein-
mal an ihr Herz zu ſchließen und, ſeine Wangen mit
ihren Thränen bethauend, einen letzten Abſchied von
dem Geliebteſten zu nehmen, ſtand, als der Zug ſich
in Bewegung ſetzte, mit dem Rücken gegen den Wig-
wam gelehnt und bedeckte ſich das von Thränen über-
fluthete Antlitz mit beiden Händen.
Ein unausſprechliches Mitleid mit der Armen er-
füllte Arnolds Herz und er mußte der eigenen theuren,
durch den Tod auf immer von ihm getrennten Mutter
lebhafter denn je gedenken. Er, der dem Zuge als
der Letzte gefolgt war, kehrte daher noch einmal um
und die eiskalte Hand Ria-weki’s — dies war der
Name des armen Weibes — ergreifend, ſagte er:
— „Beruhige dich, Mutter! Wenn irgend mög-
lich, ſoll dir der Sohn gerettet werden.“
— „So ſpricht mein Sohn, das gute Bleichge-
ſicht,“ ſchluchzte das Weib, „und ich weiß, daß er
halten wird, was er der armen Mutter White-hawks
verſprochen, ſofern er ſein Verſprechen halten kann;
aber ach! zu gering ſind die Gaben, die du zur Sühne
zu bieten haſt, und arm wie wir ſind, beſitzen wir
ſelbſt nichts, was die Chippewas nicht eben ſo gut
und vielleicht noch beſſer beſäßen und ſo mit Verach-
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/38>, abgerufen am 27.07.2024.
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