Ledergürtel den ihm einst von Arnold geschenkte Dolch, jetzt ohne Scheide; auf dem Rücken trug er den Bo- gen und die nie ihr Ziel verfehlenden Pfeile.
Hinter diesen Beiden ging ein naher Blutsfreund Waupees und White-hawks. Er führte an seiner Hand den völlig gesattelten und gezäumten Mustang des Jünglings, der die auf seinem Rücken befestigten Waffen seines Gebieters trug; denn wenn dieser dem Tode zur Beute fiel, mußte das Thier auch sterben und nebst seinen Waffen neben ihm begraben werden, so wollte es der Gebrauch. Es war, als ob das edle Roß eine Ahnung davon habe, zu welcher Bestim- mung man es so mit sich führe, denn gleich seinem jungen Gebieter erhob es stolz das Haupt und blähte die fleischfarbenen Nüstern weit auf.
Die übrigen Sioux schritten paarweise, Alle be- waffnet, Alle geschmückt wie zu einem Feste, Alle im tiefsten Schweigen und mit ernster, aber nicht trauri- ger Miene. Von Zeit zu Zeit ließ Einer aus dem Haufen das mächtige Horn ertönen, um den gleich- falls herbeieilenden Chippewas das Zeichen ihres Her- annahens zu geben.
Den Beschluß machte Arnold, neben dem Bruno herlief, der, nach Art der Hunde, aber bald hierhin, bald dorthin streifte, um diesen oder jenen guten Be- kannten unter den Wilden, vorzüglich aber seinen
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Ledergürtel den ihm einſt von Arnold geſchenkte Dolch, jetzt ohne Scheide; auf dem Rücken trug er den Bo- gen und die nie ihr Ziel verfehlenden Pfeile.
Hinter dieſen Beiden ging ein naher Blutsfreund Waupees und White-hawks. Er führte an ſeiner Hand den völlig geſattelten und gezäumten Mustang des Jünglings, der die auf ſeinem Rücken befeſtigten Waffen ſeines Gebieters trug; denn wenn dieſer dem Tode zur Beute fiel, mußte das Thier auch ſterben und nebſt ſeinen Waffen neben ihm begraben werden, ſo wollte es der Gebrauch. Es war, als ob das edle Roß eine Ahnung davon habe, zu welcher Beſtim- mung man es ſo mit ſich führe, denn gleich ſeinem jungen Gebieter erhob es ſtolz das Haupt und blähte die fleiſchfarbenen Nüſtern weit auf.
Die übrigen Sioux ſchritten paarweiſe, Alle be- waffnet, Alle geſchmückt wie zu einem Feſte, Alle im tiefſten Schweigen und mit ernſter, aber nicht trauri- ger Miene. Von Zeit zu Zeit ließ Einer aus dem Haufen das mächtige Horn ertönen, um den gleich- falls herbeieilenden Chippewas das Zeichen ihres Her- annahens zu geben.
Den Beſchluß machte Arnold, neben dem Bruno herlief, der, nach Art der Hunde, aber bald hierhin, bald dorthin ſtreifte, um dieſen oder jenen guten Be- kannten unter den Wilden, vorzüglich aber ſeinen
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Ledergürtel den ihm einſt von Arnold geſchenkte Dolch,
jetzt ohne Scheide; auf dem Rücken trug er den Bo-
gen und die nie ihr Ziel verfehlenden Pfeile.
Hinter dieſen Beiden ging ein naher Blutsfreund
Waupees und White-hawks. Er führte an ſeiner
Hand den völlig geſattelten und gezäumten Mustang
des Jünglings, der die auf ſeinem Rücken befeſtigten
Waffen ſeines Gebieters trug; denn wenn dieſer dem
Tode zur Beute fiel, mußte das Thier auch ſterben
und nebſt ſeinen Waffen neben ihm begraben werden,
ſo wollte es der Gebrauch. Es war, als ob das edle
Roß eine Ahnung davon habe, zu welcher Beſtim-
mung man es ſo mit ſich führe, denn gleich ſeinem
jungen Gebieter erhob es ſtolz das Haupt und blähte
die fleiſchfarbenen Nüſtern weit auf.
Die übrigen Sioux ſchritten paarweiſe, Alle be-
waffnet, Alle geſchmückt wie zu einem Feſte, Alle im
tiefſten Schweigen und mit ernſter, aber nicht trauri-
ger Miene. Von Zeit zu Zeit ließ Einer aus dem
Haufen das mächtige Horn ertönen, um den gleich-
falls herbeieilenden Chippewas das Zeichen ihres Her-
annahens zu geben.
Den Beſchluß machte Arnold, neben dem Bruno
herlief, der, nach Art der Hunde, aber bald hierhin,
bald dorthin ſtreifte, um dieſen oder jenen guten Be-
kannten unter den Wilden, vorzüglich aber ſeinen
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/41>, abgerufen am 27.07.2024.
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