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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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frühern Erlebnisse umgab, machten bald die neugierige
Menge aufmerksam auf ihn, und je entschiedener er
sich von der ganzen übrigen Welt zurückzog und jeg-
lichen Umgang mit Andern vermied, desto eifriger spürte
man ihm nach und suchte in Berührung mit ihm zu
kommen.

Jeden Morgen sah man ihn kurz vor Aufgang
der Sonne das Häuschen verlassen, das von ihm be-
wohnt und jedesmal bei seinem Weggange sorgfältig
hinter sich verschlossen wurde, und einer tief in den
Hügel gesprengten Grotte zugehen, wo er, wie man
vermuthete, im Gebete verweilte. Dann kehrte er in
seine Wohnung zurück und man sah ihn den ganzen
Tag nicht wieder. Die benöthigten Lebensmittel wur-
den ihm von einem Manne zugeführt, den man nur
unter dem Namen Hieram kannte und der, ohne
daß man wußte, woher er gekommen, fast zu gleicher
Zeit mit Joe Smith im Staate Ohio erschienen war.
Doch auch dieser, das nahmen die neugierigen Späher
deutlich wahr, durfte das Heiligthum des kleinen, fest
mit grünen Jalousien verschlossenen Hauses nicht be-
treten, sondern er setzte die mit Lebensmitteln gefüll-
ten Körbe vor der Hausthür nieder, gab seine Ge-
genwart durch Klopfen kund und entfernte sich dann
mit eiligen Schritten, während das Gebrachte herein-
genommen wurde.

frühern Erlebniſſe umgab, machten bald die neugierige
Menge aufmerkſam auf ihn, und je entſchiedener er
ſich von der ganzen übrigen Welt zurückzog und jeg-
lichen Umgang mit Andern vermied, deſto eifriger ſpürte
man ihm nach und ſuchte in Berührung mit ihm zu
kommen.

Jeden Morgen ſah man ihn kurz vor Aufgang
der Sonne das Häuschen verlaſſen, das von ihm be-
wohnt und jedesmal bei ſeinem Weggange ſorgfältig
hinter ſich verſchloſſen wurde, und einer tief in den
Hügel geſprengten Grotte zugehen, wo er, wie man
vermuthete, im Gebete verweilte. Dann kehrte er in
ſeine Wohnung zurück und man ſah ihn den ganzen
Tag nicht wieder. Die benöthigten Lebensmittel wur-
den ihm von einem Manne zugeführt, den man nur
unter dem Namen Hieram kannte und der, ohne
daß man wußte, woher er gekommen, faſt zu gleicher
Zeit mit Joe Smith im Staate Ohio erſchienen war.
Doch auch dieſer, das nahmen die neugierigen Späher
deutlich wahr, durfte das Heiligthum des kleinen, feſt
mit grünen Jalouſien verſchloſſenen Hauſes nicht be-
treten, ſondern er ſetzte die mit Lebensmitteln gefüll-
ten Körbe vor der Hausthür nieder, gab ſeine Ge-
genwart durch Klopfen kund und entfernte ſich dann
mit eiligen Schritten, während das Gebrachte herein-
genommen wurde.

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[62/0070] frühern Erlebniſſe umgab, machten bald die neugierige Menge aufmerkſam auf ihn, und je entſchiedener er ſich von der ganzen übrigen Welt zurückzog und jeg- lichen Umgang mit Andern vermied, deſto eifriger ſpürte man ihm nach und ſuchte in Berührung mit ihm zu kommen. Jeden Morgen ſah man ihn kurz vor Aufgang der Sonne das Häuschen verlaſſen, das von ihm be- wohnt und jedesmal bei ſeinem Weggange ſorgfältig hinter ſich verſchloſſen wurde, und einer tief in den Hügel geſprengten Grotte zugehen, wo er, wie man vermuthete, im Gebete verweilte. Dann kehrte er in ſeine Wohnung zurück und man ſah ihn den ganzen Tag nicht wieder. Die benöthigten Lebensmittel wur- den ihm von einem Manne zugeführt, den man nur unter dem Namen Hieram kannte und der, ohne daß man wußte, woher er gekommen, faſt zu gleicher Zeit mit Joe Smith im Staate Ohio erſchienen war. Doch auch dieſer, das nahmen die neugierigen Späher deutlich wahr, durfte das Heiligthum des kleinen, feſt mit grünen Jalouſien verſchloſſenen Hauſes nicht be- treten, ſondern er ſetzte die mit Lebensmitteln gefüll- ten Körbe vor der Hausthür nieder, gab ſeine Ge- genwart durch Klopfen kund und entfernte ſich dann mit eiligen Schritten, während das Gebrachte herein- genommen wurde.

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/70>, abgerufen am 16.05.2024.