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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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-- "Jch antwortete: Nicht dulden dürfen wir,
Vater, daß ein Freund, ein Bruder, sich so für uns
beraube; daher will ich trachten, ihm seinen Schatz
wieder zu verschaffen, und sollte ich das Leben daran
setzen müssen."

-- "Thue das, mein Sohn, und Manitou, der
gute Handlungen belohnt und böse bestraft, er, der
ein Feind der Undankbaren ist, wird dir beistehen,
sagte mein Vater und wir redeten nicht weiter von
der Sache."

-- "Jch aber hatte sie immer vor Augen und
sie ließ mir weder Tag noch Nacht Ruhe. Eifriger
denn je stellte ich jetzt dem Rothwilde und dem Büf-
fel auf der Jagd nach, nicht des Fleisches wegen,
denn wir hatten dessen im Ueberflusse im Wigwam
und ich speiste die Raubthiere damit, sondern um
viele Felle zu erhalten, für die man von den Trap-
pers haben kann, was man will. Die schönsten hob
ich auf, die schlechteren vertauschte ich gegen Feuer-
wasser, Pulver, Blei und andere Dinge, auf die man
wegen ihrer Nützlichkeit Werth setzt, und als ich ge-
nug zu haben glaubte, belud ich meinen Mustang,
ein starkes und munteres Thier, damit und ritt fort
aus der Niederlassung, ohne Jemanden zu sagen,
wohin."

-- "Nachdem ich zwei Tagereisen gemacht, langte

— „Jch antwortete: Nicht dulden dürfen wir,
Vater, daß ein Freund, ein Bruder, ſich ſo für uns
beraube; daher will ich trachten, ihm ſeinen Schatz
wieder zu verſchaffen, und ſollte ich das Leben daran
ſetzen müſſen.“

— „Thue das, mein Sohn, und Manitou, der
gute Handlungen belohnt und böſe beſtraft, er, der
ein Feind der Undankbaren iſt, wird dir beiſtehen,
ſagte mein Vater und wir redeten nicht weiter von
der Sache.“

— „Jch aber hatte ſie immer vor Augen und
ſie ließ mir weder Tag noch Nacht Ruhe. Eifriger
denn je ſtellte ich jetzt dem Rothwilde und dem Büf-
fel auf der Jagd nach, nicht des Fleiſches wegen,
denn wir hatten deſſen im Ueberfluſſe im Wigwam
und ich ſpeiſte die Raubthiere damit, ſondern um
viele Felle zu erhalten, für die man von den Trap-
pers haben kann, was man will. Die ſchönſten hob
ich auf, die ſchlechteren vertauſchte ich gegen Feuer-
waſſer, Pulver, Blei und andere Dinge, auf die man
wegen ihrer Nützlichkeit Werth ſetzt, und als ich ge-
nug zu haben glaubte, belud ich meinen Mustang,
ein ſtarkes und munteres Thier, damit und ritt fort
aus der Niederlaſſung, ohne Jemanden zu ſagen,
wohin.“

— „Nachdem ich zwei Tagereiſen gemacht, langte

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[48/0054] — „Jch antwortete: Nicht dulden dürfen wir, Vater, daß ein Freund, ein Bruder, ſich ſo für uns beraube; daher will ich trachten, ihm ſeinen Schatz wieder zu verſchaffen, und ſollte ich das Leben daran ſetzen müſſen.“ — „Thue das, mein Sohn, und Manitou, der gute Handlungen belohnt und böſe beſtraft, er, der ein Feind der Undankbaren iſt, wird dir beiſtehen, ſagte mein Vater und wir redeten nicht weiter von der Sache.“ — „Jch aber hatte ſie immer vor Augen und ſie ließ mir weder Tag noch Nacht Ruhe. Eifriger denn je ſtellte ich jetzt dem Rothwilde und dem Büf- fel auf der Jagd nach, nicht des Fleiſches wegen, denn wir hatten deſſen im Ueberfluſſe im Wigwam und ich ſpeiſte die Raubthiere damit, ſondern um viele Felle zu erhalten, für die man von den Trap- pers haben kann, was man will. Die ſchönſten hob ich auf, die ſchlechteren vertauſchte ich gegen Feuer- waſſer, Pulver, Blei und andere Dinge, auf die man wegen ihrer Nützlichkeit Werth ſetzt, und als ich ge- nug zu haben glaubte, belud ich meinen Mustang, ein ſtarkes und munteres Thier, damit und ritt fort aus der Niederlaſſung, ohne Jemanden zu ſagen, wohin.“ — „Nachdem ich zwei Tagereiſen gemacht, langte

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/54>, abgerufen am 20.05.2024.