die Gewalt zu erklären, die sie über ihn -- und, wie ihm eine innere Stimme sagt, er auch auf sie -- ausgeübt hatte.
Er hätte jetzt, wo ihn doch der Schlaf floh und er sich unaufhörlich mit ihr beschäftigen mußte, ihr Vermächtniß hervornehmen und die ihm hinterlassenen Papiere lesen können, denn jetzt durfte er es ja ihrer Bestimmung nach; allein trotz dem unterließ er es, weil er dazu eine Zeit abwarten wollte, wo es in seinem eigenen Jnnern ruhiger als jetzt war. Mit dem ersten falben Scheine des erwachenden Tages meldete sich auch so gebieterisch das Bedürfniß des Schlafes bei ihm, daß er sich völlig angekleidet auf sein Lager warf und schon nach wenigen Minuten fest einschlief.
Das Aufgehen seiner Thür erweckte ihn endlich wieder. Die Sonne stand bereits ziemlich hoch am Himmel und warf ihre glänzenden Strahlen auf sein Lager. Die Regenwolken hatten sich ihres segens- reichen Ueberflusses in der Frühe entladen und die er- quicklichsten Düfte drangen durch das offen gelassene Fenster zu ihm ein.
-- "Verzeihen Sie, wenn ich Sie störte," sagte Joe Smith, denn dieser war es, der, nachdem er auf wiederholtes Klopfen keine Einladung zum Eintritt vernommen hatte, zu ihm eintrat. "Sie noch jetzt
die Gewalt zu erklären, die ſie über ihn — und, wie ihm eine innere Stimme ſagt, er auch auf ſie — ausgeübt hatte.
Er hätte jetzt, wo ihn doch der Schlaf floh und er ſich unaufhörlich mit ihr beſchäftigen mußte, ihr Vermächtniß hervornehmen und die ihm hinterlaſſenen Papiere leſen können, denn jetzt durfte er es ja ihrer Beſtimmung nach; allein trotz dem unterließ er es, weil er dazu eine Zeit abwarten wollte, wo es in ſeinem eigenen Jnnern ruhiger als jetzt war. Mit dem erſten falben Scheine des erwachenden Tages meldete ſich auch ſo gebieteriſch das Bedürfniß des Schlafes bei ihm, daß er ſich völlig angekleidet auf ſein Lager warf und ſchon nach wenigen Minuten feſt einſchlief.
Das Aufgehen ſeiner Thür erweckte ihn endlich wieder. Die Sonne ſtand bereits ziemlich hoch am Himmel und warf ihre glänzenden Strahlen auf ſein Lager. Die Regenwolken hatten ſich ihres ſegens- reichen Ueberfluſſes in der Frühe entladen und die er- quicklichſten Düfte drangen durch das offen gelaſſene Fenſter zu ihm ein.
— „Verzeihen Sie, wenn ich Sie ſtörte,“ ſagte Joe Smith, denn dieſer war es, der, nachdem er auf wiederholtes Klopfen keine Einladung zum Eintritt vernommen hatte, zu ihm eintrat. „Sie noch jetzt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0076"n="70"/>
die Gewalt zu erklären, die ſie über ihn — und, wie<lb/>
ihm eine innere Stimme ſagt, er auch auf ſie —<lb/>
ausgeübt hatte.</p><lb/><p>Er hätte jetzt, wo ihn doch der Schlaf floh und<lb/>
er ſich unaufhörlich mit ihr beſchäftigen mußte, ihr<lb/>
Vermächtniß hervornehmen und die ihm hinterlaſſenen<lb/>
Papiere leſen können, denn jetzt durfte er es ja ihrer<lb/>
Beſtimmung nach; allein trotz dem unterließ er es,<lb/>
weil er dazu eine Zeit abwarten wollte, wo es in<lb/>ſeinem eigenen Jnnern ruhiger als jetzt war. Mit<lb/>
dem erſten falben Scheine des erwachenden Tages<lb/>
meldete ſich auch ſo gebieteriſch das Bedürfniß des<lb/>
Schlafes bei ihm, daß er ſich völlig angekleidet auf<lb/>ſein Lager warf und ſchon nach wenigen Minuten<lb/>
feſt einſchlief.</p><lb/><p>Das Aufgehen ſeiner Thür erweckte ihn endlich<lb/>
wieder. Die Sonne ſtand bereits ziemlich hoch am<lb/>
Himmel und warf ihre glänzenden Strahlen auf ſein<lb/>
Lager. Die Regenwolken hatten ſich ihres ſegens-<lb/>
reichen Ueberfluſſes in der Frühe entladen und die er-<lb/>
quicklichſten Düfte drangen durch das offen gelaſſene<lb/>
Fenſter zu ihm ein.</p><lb/><p>—„Verzeihen Sie, wenn ich Sie ſtörte,“ſagte<lb/>
Joe Smith, denn dieſer war es, der, nachdem er auf<lb/>
wiederholtes Klopfen keine Einladung zum Eintritt<lb/>
vernommen hatte, zu ihm eintrat. „Sie noch jetzt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[70/0076]
die Gewalt zu erklären, die ſie über ihn — und, wie
ihm eine innere Stimme ſagt, er auch auf ſie —
ausgeübt hatte.
Er hätte jetzt, wo ihn doch der Schlaf floh und
er ſich unaufhörlich mit ihr beſchäftigen mußte, ihr
Vermächtniß hervornehmen und die ihm hinterlaſſenen
Papiere leſen können, denn jetzt durfte er es ja ihrer
Beſtimmung nach; allein trotz dem unterließ er es,
weil er dazu eine Zeit abwarten wollte, wo es in
ſeinem eigenen Jnnern ruhiger als jetzt war. Mit
dem erſten falben Scheine des erwachenden Tages
meldete ſich auch ſo gebieteriſch das Bedürfniß des
Schlafes bei ihm, daß er ſich völlig angekleidet auf
ſein Lager warf und ſchon nach wenigen Minuten
feſt einſchlief.
Das Aufgehen ſeiner Thür erweckte ihn endlich
wieder. Die Sonne ſtand bereits ziemlich hoch am
Himmel und warf ihre glänzenden Strahlen auf ſein
Lager. Die Regenwolken hatten ſich ihres ſegens-
reichen Ueberfluſſes in der Frühe entladen und die er-
quicklichſten Düfte drangen durch das offen gelaſſene
Fenſter zu ihm ein.
— „Verzeihen Sie, wenn ich Sie ſtörte,“ ſagte
Joe Smith, denn dieſer war es, der, nachdem er auf
wiederholtes Klopfen keine Einladung zum Eintritt
vernommen hatte, zu ihm eintrat. „Sie noch jetzt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/76>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.