Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

drohten Staaten zu Hülfe zu rufen, lag nahe, und
so nahm er sich vor, den Weg zu ihren Districten
einzuschlagen.

Aus den vom Congreß erhaltenen Antworten
glaubte er abnehmen zu dürfen, daß man auf Unter-
stützung von dieser Seite her nicht zu rechnen habe,
und so erheischte die dringende Gefahr ungewöhnliche
Hülfsmittel. Daß ihn seine wilden Freunde nicht im
Stiche lassen würden, wußte er, denn nie brechen sie
die beschworene Treue, nie ihr gegebenes Wort.

Erst jetzt, als er so ganz allein durch die grüne
Wüste der Prairie hinritt, mußte er des geschiedenen
Freundes, seines treuen Brunos, wieder gedenken,
der sonst so munter neben ihm herzuspringen pflegte,
und er schämte sich der Thräne nicht, die beim An-
denken an dieses gute, treue Thier seine Wimpern be-
netzte. Hatte er es doch selbst groß gezogen und so
manchen rührenden Beweis seiner Anhänglichkeit em-
pfangen; war es doch in seiner Vertheidigung ge-
storben!



Sechstes Kapitel.

Der Aufregung, in die ihn die letzten, fast an
Wunder grenzenden Begebenheiten versetzt hatte, folgte,

7 *

drohten Staaten zu Hülfe zu rufen, lag nahe, und
ſo nahm er ſich vor, den Weg zu ihren Diſtricten
einzuſchlagen.

Aus den vom Congreß erhaltenen Antworten
glaubte er abnehmen zu dürfen, daß man auf Unter-
ſtützung von dieſer Seite her nicht zu rechnen habe,
und ſo erheiſchte die dringende Gefahr ungewöhnliche
Hülfsmittel. Daß ihn ſeine wilden Freunde nicht im
Stiche laſſen würden, wußte er, denn nie brechen ſie
die beſchworene Treue, nie ihr gegebenes Wort.

Erſt jetzt, als er ſo ganz allein durch die grüne
Wüſte der Prairie hinritt, mußte er des geſchiedenen
Freundes, ſeines treuen Brunos, wieder gedenken,
der ſonſt ſo munter neben ihm herzuſpringen pflegte,
und er ſchämte ſich der Thräne nicht, die beim An-
denken an dieſes gute, treue Thier ſeine Wimpern be-
netzte. Hatte er es doch ſelbſt groß gezogen und ſo
manchen rührenden Beweis ſeiner Anhänglichkeit em-
pfangen; war es doch in ſeiner Vertheidigung ge-
ſtorben!



Sechſtes Kapitel.

Der Aufregung, in die ihn die letzten, faſt an
Wunder grenzenden Begebenheiten verſetzt hatte, folgte,

7 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0105" n="99"/>
drohten Staaten zu Hülfe zu rufen, lag nahe, und<lb/>
&#x017F;o nahm er &#x017F;ich vor, den Weg zu ihren Di&#x017F;tricten<lb/>
einzu&#x017F;chlagen.</p><lb/>
        <p>Aus den vom Congreß erhaltenen Antworten<lb/>
glaubte er abnehmen zu dürfen, daß man auf Unter-<lb/>
&#x017F;tützung von die&#x017F;er Seite her nicht zu rechnen habe,<lb/>
und &#x017F;o erhei&#x017F;chte die dringende Gefahr ungewöhnliche<lb/>
Hülfsmittel. Daß ihn &#x017F;eine wilden Freunde nicht im<lb/>
Stiche la&#x017F;&#x017F;en würden, wußte er, denn nie brechen &#x017F;ie<lb/>
die be&#x017F;chworene Treue, nie ihr gegebenes Wort.</p><lb/>
        <p>Er&#x017F;t jetzt, als er &#x017F;o ganz allein durch die grüne<lb/>&#x017F;te der Prairie hinritt, mußte er des ge&#x017F;chiedenen<lb/>
Freundes, &#x017F;eines treuen Brunos, wieder gedenken,<lb/>
der &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o munter neben ihm herzu&#x017F;pringen pflegte,<lb/>
und er &#x017F;chämte &#x017F;ich der Thräne nicht, die beim An-<lb/>
denken an die&#x017F;es gute, treue Thier &#x017F;eine Wimpern be-<lb/>
netzte. Hatte er es doch &#x017F;elb&#x017F;t groß gezogen und &#x017F;o<lb/>
manchen rührenden Beweis &#x017F;einer Anhänglichkeit em-<lb/>
pfangen; war es doch in &#x017F;einer Vertheidigung ge-<lb/>
&#x017F;torben!</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sech&#x017F;tes Kapitel.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p>Der Aufregung, in die ihn die letzten, fa&#x017F;t an<lb/>
Wunder grenzenden Begebenheiten ver&#x017F;etzt hatte, folgte,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">7 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0105] drohten Staaten zu Hülfe zu rufen, lag nahe, und ſo nahm er ſich vor, den Weg zu ihren Diſtricten einzuſchlagen. Aus den vom Congreß erhaltenen Antworten glaubte er abnehmen zu dürfen, daß man auf Unter- ſtützung von dieſer Seite her nicht zu rechnen habe, und ſo erheiſchte die dringende Gefahr ungewöhnliche Hülfsmittel. Daß ihn ſeine wilden Freunde nicht im Stiche laſſen würden, wußte er, denn nie brechen ſie die beſchworene Treue, nie ihr gegebenes Wort. Erſt jetzt, als er ſo ganz allein durch die grüne Wüſte der Prairie hinritt, mußte er des geſchiedenen Freundes, ſeines treuen Brunos, wieder gedenken, der ſonſt ſo munter neben ihm herzuſpringen pflegte, und er ſchämte ſich der Thräne nicht, die beim An- denken an dieſes gute, treue Thier ſeine Wimpern be- netzte. Hatte er es doch ſelbſt groß gezogen und ſo manchen rührenden Beweis ſeiner Anhänglichkeit em- pfangen; war es doch in ſeiner Vertheidigung ge- ſtorben! Sechſtes Kapitel. Der Aufregung, in die ihn die letzten, faſt an Wunder grenzenden Begebenheiten verſetzt hatte, folgte, 7 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/105
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/105>, abgerufen am 24.11.2024.