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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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im Kampfe fällt, der bedarf weder der einen noch
der andern. Laß es also gut seyn und gönne uns
die Freude, Dir ohne Eigennutz zu dienen. Jch habe
es gesagt!"

Nach dieser Rede verließ White-hawk den Hü-
gel, um die ferner noch nöthigen Anordnungen zu
treffen. Die Geschenke der Mormons wurden zusam-
mengepackt und auf Rosse gebunden; eine Anzahl
tapferer und muthiger Jünglinge, an deren Spitze
sich White-hawk selbst stellte, färbte sich das Gesicht
schwarz, wie es Sitte war, wenn man andern Stäm-
men den Krieg erklärte, legte die beste Kleidung und
den glänzendsten Waffenschmuck an, bestieg die bereit
gehaltenen Mustangs und setzte sich, nach einem herz-
lichen Abschiede von Arnold, nach Nauvoo in Be-
wegung.

Joe Smith war bald nach Arnolds Entfernung
ganz wieder der Mann von früher. Er schämte sich
fast der Schwäche, in die ihn die Entdeckung, daß
Arnold sein Sohn sei, für eine kurze Zeit versetzt
hatte, ja sogar der Empfindungen, die er diesem ent-
gegengetragen, und freute sich, daß er stark genug
gewesen war, ihm gegenüber sein Geheimniß zu be-
wahren. Nur Hieram, vor dem er Nichts geheim
zu halten brauchte, weil er der Verschwiegenheit die-
ses Menschen ganz sicher war, theilte er die Beweg-

im Kampfe fällt, der bedarf weder der einen noch
der andern. Laß es alſo gut ſeyn und gönne uns
die Freude, Dir ohne Eigennutz zu dienen. Jch habe
es geſagt!“

Nach dieſer Rede verließ White-hawk den Hü-
gel, um die ferner noch nöthigen Anordnungen zu
treffen. Die Geſchenke der Mormons wurden zuſam-
mengepackt und auf Roſſe gebunden; eine Anzahl
tapferer und muthiger Jünglinge, an deren Spitze
ſich White-hawk ſelbſt ſtellte, färbte ſich das Geſicht
ſchwarz, wie es Sitte war, wenn man andern Stäm-
men den Krieg erklärte, legte die beſte Kleidung und
den glänzendſten Waffenſchmuck an, beſtieg die bereit
gehaltenen Muſtangs und ſetzte ſich, nach einem herz-
lichen Abſchiede von Arnold, nach Nauvoo in Be-
wegung.

Joe Smith war bald nach Arnolds Entfernung
ganz wieder der Mann von früher. Er ſchämte ſich
faſt der Schwäche, in die ihn die Entdeckung, daß
Arnold ſein Sohn ſei, für eine kurze Zeit verſetzt
hatte, ja ſogar der Empfindungen, die er dieſem ent-
gegengetragen, und freute ſich, daß er ſtark genug
geweſen war, ihm gegenüber ſein Geheimniß zu be-
wahren. Nur Hieram, vor dem er Nichts geheim
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[107/0113] im Kampfe fällt, der bedarf weder der einen noch der andern. Laß es alſo gut ſeyn und gönne uns die Freude, Dir ohne Eigennutz zu dienen. Jch habe es geſagt!“ Nach dieſer Rede verließ White-hawk den Hü- gel, um die ferner noch nöthigen Anordnungen zu treffen. Die Geſchenke der Mormons wurden zuſam- mengepackt und auf Roſſe gebunden; eine Anzahl tapferer und muthiger Jünglinge, an deren Spitze ſich White-hawk ſelbſt ſtellte, färbte ſich das Geſicht ſchwarz, wie es Sitte war, wenn man andern Stäm- men den Krieg erklärte, legte die beſte Kleidung und den glänzendſten Waffenſchmuck an, beſtieg die bereit gehaltenen Muſtangs und ſetzte ſich, nach einem herz- lichen Abſchiede von Arnold, nach Nauvoo in Be- wegung. Joe Smith war bald nach Arnolds Entfernung ganz wieder der Mann von früher. Er ſchämte ſich faſt der Schwäche, in die ihn die Entdeckung, daß Arnold ſein Sohn ſei, für eine kurze Zeit verſetzt hatte, ja ſogar der Empfindungen, die er dieſem ent- gegengetragen, und freute ſich, daß er ſtark genug geweſen war, ihm gegenüber ſein Geheimniß zu be- wahren. Nur Hieram, vor dem er Nichts geheim zu halten brauchte, weil er der Verſchwiegenheit die- ſes Menſchen ganz ſicher war, theilte er die Beweg-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/113>, abgerufen am 25.11.2024.