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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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keit darüber vergaß und sitzen blieb, während sie vor
ihm stand und ihn mit fragenden Blicken ansah, denn
ihre Lippen schwiegen: sie war selbst zu ergriffen, um
reden zu können.

Die Blicke dieser beiden reinen, tief poetischen
Wesen trafen sich und Eins schaute dem Andern gleich-
sam in die Seele hinein. Jn dem Blicke Florens lag
deutlich das Verlangen ausgedrückt, ein paar freund-
liche Worte aus Arnolds Munde über die einzige
Kunst, die sie besaß, zu vernehmen; in dem seini-
gen eine Bewunderung, die vergebens nach Wor-
ten rang.

Er fand sie nicht; aber doch mußte er ihr seine
Huldigung darbringen; er erhob sich, kniete vor ihr
nieder und küßte ehrerbietig ihre kleine, sammetweiche
Hand. Sie lächelte ihn zufrieden an, denn sie hatte
ihn verstanden, ohne daß er sprach.

-- "Jetzt ist an Jhnen die Reihe, Sir," sagte
sie dann nach einer Pause, nachdem er sich wieder er-
hoben hatte.

-- "O, nicht jetzt, in diesem Augenblick nicht!"
flehte er.

-- "Wann dann?" fragte sie. "Sie müssen
mir Jhr Versprechen halten, Mr. Arnold; Versprechen
macht Schuld!"

-- "Jch will es halten," versetzte er, "gewiß,

keit darüber vergaß und ſitzen blieb, während ſie vor
ihm ſtand und ihn mit fragenden Blicken anſah, denn
ihre Lippen ſchwiegen: ſie war ſelbſt zu ergriffen, um
reden zu können.

Die Blicke dieſer beiden reinen, tief poetiſchen
Weſen trafen ſich und Eins ſchaute dem Andern gleich-
ſam in die Seele hinein. Jn dem Blicke Florens lag
deutlich das Verlangen ausgedrückt, ein paar freund-
liche Worte aus Arnolds Munde über die einzige
Kunſt, die ſie beſaß, zu vernehmen; in dem ſeini-
gen eine Bewunderung, die vergebens nach Wor-
ten rang.

Er fand ſie nicht; aber doch mußte er ihr ſeine
Huldigung darbringen; er erhob ſich, kniete vor ihr
nieder und küßte ehrerbietig ihre kleine, ſammetweiche
Hand. Sie lächelte ihn zufrieden an, denn ſie hatte
ihn verſtanden, ohne daß er ſprach.

— „Jetzt iſt an Jhnen die Reihe, Sir,“ ſagte
ſie dann nach einer Pauſe, nachdem er ſich wieder er-
hoben hatte.

— „O, nicht jetzt, in dieſem Augenblick nicht!“
flehte er.

— „Wann dann?“ fragte ſie. „Sie müſſen
mir Jhr Verſprechen halten, Mr. Arnold; Verſprechen
macht Schuld!“

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[25/0031] keit darüber vergaß und ſitzen blieb, während ſie vor ihm ſtand und ihn mit fragenden Blicken anſah, denn ihre Lippen ſchwiegen: ſie war ſelbſt zu ergriffen, um reden zu können. Die Blicke dieſer beiden reinen, tief poetiſchen Weſen trafen ſich und Eins ſchaute dem Andern gleich- ſam in die Seele hinein. Jn dem Blicke Florens lag deutlich das Verlangen ausgedrückt, ein paar freund- liche Worte aus Arnolds Munde über die einzige Kunſt, die ſie beſaß, zu vernehmen; in dem ſeini- gen eine Bewunderung, die vergebens nach Wor- ten rang. Er fand ſie nicht; aber doch mußte er ihr ſeine Huldigung darbringen; er erhob ſich, kniete vor ihr nieder und küßte ehrerbietig ihre kleine, ſammetweiche Hand. Sie lächelte ihn zufrieden an, denn ſie hatte ihn verſtanden, ohne daß er ſprach. — „Jetzt iſt an Jhnen die Reihe, Sir,“ ſagte ſie dann nach einer Pauſe, nachdem er ſich wieder er- hoben hatte. — „O, nicht jetzt, in dieſem Augenblick nicht!“ flehte er. — „Wann dann?“ fragte ſie. „Sie müſſen mir Jhr Verſprechen halten, Mr. Arnold; Verſprechen macht Schuld!“ — „Jch will es halten,“ verſetzte er, „gewiß,

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/31>, abgerufen am 21.11.2024.