Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.sal hat uns gleichsam darauf angewiesen, einander Er- Sie reichte ihm mit diesen Worten die Hand, Beide durchblätterten dann die Kupferstiche. Flora Unsre Beiden verbrachten so eine Stunde und Sie weinte selbst da noch fort, als der Gesang ſal hat uns gleichſam darauf angewieſen, einander Er- Sie reichte ihm mit dieſen Worten die Hand, Beide durchblätterten dann die Kupferſtiche. Flora Unſre Beiden verbrachten ſo eine Stunde und Sie weinte ſelbſt da noch fort, als der Geſang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="28"/> ſal hat uns gleichſam darauf angewieſen, einander Er-<lb/> ſatz für das Fehlende zu gewähren.“</p><lb/> <p>Sie reichte ihm mit dieſen Worten die Hand,<lb/> die er ſich nicht erwehren konnte, an ſeine Lippen zu<lb/> drücken.</p><lb/> <p>Beide durchblätterten dann die Kupferſtiche. Flora<lb/> hatte immer etwas zu fragen und ſtreute hie und da<lb/> Bemerkungen ein, die Arnold um ſo mehr überraſch-<lb/> ten, da ſie in der That unwiſſend war und ſich Frem-<lb/> des durchaus nicht angeeignet hatte, außer einige Ge-<lb/> dichte, denn wie für die Tonkunſt, glühte ihre Seele<lb/> auch für die Poeſie.</p><lb/> <p>Unſre Beiden verbrachten ſo eine Stunde und<lb/> darüber mit einander. Dann mußte Arnold ſich auf<lb/> Florens Wunſch an das Jnſtrument ſetzen und er that<lb/> es jetzt, ohne ſich zu ſträuben. Er wählte ſein Lieb-<lb/> lingslied, ein neugriechiſches Volkslied an den Tod,<lb/> und obgleich Flora den Jnhalt deſſelben nicht ver-<lb/> ſtehen konnte, ſo ergriff ſie doch die Melodie, eine<lb/> der ſchönſten und tiefſten, die man hören kann, der-<lb/> maßen, daß ihr Auge heiße Thränenſtröme vergoß<lb/> und ſie ſich in einer ganz andern Welt fühlte, in ei-<lb/> ner Welt voll Poeſie und Wohllaut.</p><lb/> <p>Sie weinte ſelbſt da noch fort, als der Geſang<lb/> bereits verſtummt war und Arnold ſich erhoben hatte<lb/> und an das Fenſter getreten war. Dieſes Lied,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0034]
ſal hat uns gleichſam darauf angewieſen, einander Er-
ſatz für das Fehlende zu gewähren.“
Sie reichte ihm mit dieſen Worten die Hand,
die er ſich nicht erwehren konnte, an ſeine Lippen zu
drücken.
Beide durchblätterten dann die Kupferſtiche. Flora
hatte immer etwas zu fragen und ſtreute hie und da
Bemerkungen ein, die Arnold um ſo mehr überraſch-
ten, da ſie in der That unwiſſend war und ſich Frem-
des durchaus nicht angeeignet hatte, außer einige Ge-
dichte, denn wie für die Tonkunſt, glühte ihre Seele
auch für die Poeſie.
Unſre Beiden verbrachten ſo eine Stunde und
darüber mit einander. Dann mußte Arnold ſich auf
Florens Wunſch an das Jnſtrument ſetzen und er that
es jetzt, ohne ſich zu ſträuben. Er wählte ſein Lieb-
lingslied, ein neugriechiſches Volkslied an den Tod,
und obgleich Flora den Jnhalt deſſelben nicht ver-
ſtehen konnte, ſo ergriff ſie doch die Melodie, eine
der ſchönſten und tiefſten, die man hören kann, der-
maßen, daß ihr Auge heiße Thränenſtröme vergoß
und ſie ſich in einer ganz andern Welt fühlte, in ei-
ner Welt voll Poeſie und Wohllaut.
Sie weinte ſelbſt da noch fort, als der Geſang
bereits verſtummt war und Arnold ſich erhoben hatte
und an das Fenſter getreten war. Dieſes Lied,
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