Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. Menschenkinder auf unzahlbare Arten hinein eilen/ undnach dem Hinneinsturtz kein Außweg in alle Ewigkeit hinwieder verhanden/ weil die Thür nun einmahl ver- schlossen/ und der Gnaden Eingang und die rechte Zeit verseumet worden. Matth. 25. v. 10. 12. Der Christliche Poet Aonius beschreibet diesen Außgang also: Nunc haud egressus patet ullus, & ostia claudunt Da man immer stirbt und doch nimmer- sten/ C
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Menſchenkinder auf unzahlbare Arten hinein eilen/ undnach dem Hinneinſturtz kein Außweg in alle Ewigkeit hinwieder verhanden/ weil die Thuͤr nun einmahl ver- ſchloſſen/ und der Gnaden Eingang und die rechte Zeit verſeumet worden. Matth. 25. v. 10. 12. Der Chriſtliche Poet Aonius beſchreibet dieſen Außgang alſo: Nunc haud egreſſus patet ullus, & oſtia claudunt Da man immer ſtirbt und doch nimmer- ſten/ C
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der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Menſchenkinder auf unzahlbare Arten hinein eilen/ und
nach dem Hinneinſturtz kein Außweg in alle Ewigkeit
hinwieder verhanden/ weil die Thuͤr nun einmahl ver-
ſchloſſen/ und der Gnaden Eingang und die rechte Zeit
verſeumet worden. Matth. 25. v. 10. 12. Der Chriſtliche
Poet Aonius beſchreibet dieſen Außgang alſo:
Nunc haud egreſſus patet ullus, & oſtia claudunt
Sexcentum Pondo & multâ rubigine vectes.
Deſcenſus dantur plurimi, aſcenſus omnis de-
negatur: Quisquis ſemel incidit, ille ſemper manet,
& abſque ſpei ullius levimento interit.
Da man immer ſtirbt und doch nimmer-
nimmermehr den begehrten Todt erwirbt) Jm-
mer-ſterben heiſſet dieſes/ wenn man als ewig von Gott
abgeſondert/ durch ſtetig-wehrende toͤdtliche Qwaal
immer den Tod ſuchet/ und nach dem Tode greiffet/
der Tod aber immer davon weichet/ wie die Schrifft
ſelbſt ſaget Apoc. 9. v. 6. Des habenden Lebens hoͤchſt
uͤberdruͤſſigſt/ und des Abſterbens aͤuſſerſt begierig zu
ſeyn: Nimmer-nimmermehr aber abſterben heiſſet nach
des Auguſtini Worten/ quando mors ſecunda, per
quam quidem ſemper quis moritur, animam tamen
nolentem tenet in corpore, wenn man durch Abwuͤr-
gungs-Stiche des anderen Todes immer dahin
ſterben/ und bei unaufhoͤrlicher Angſt- und Qwaal ent-
pfindung gleichſam todt ſeyn muß/ und doch nimmer
recht abſterben/ und den begehrten Tod erwerben kan.
Habebunt, ſagt Auguſtinus, impii in cruciatibus vi-
tam. Sed qui vivunt in tormentis, cupiunt, ſi fieri
poſſet, finire vitam talem, ſed nemo dat eis interi-
tum, ut nemo auferat cruciatum: O wie ſo hertzlich
gern/ und ſo aͤngſtlich gern/ wolten wol alle Verdamten
in der Hoͤlle ſterben und abſterben/ und ſich zu tode aͤng-
ſten/
C
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