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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
Gestalt der Teufel: Und zwar auch deshalber/ daß ihr
Gesicht/ ihr Sehen und Anschauen auch ewig mit ge-
straffet werde/ weil durch Augenlust man auch sich viel-
fältig an GOtt versündiget hat. Omnia sensus instru-
menta, quia fuerunt etiam instrumenta peccandi,
etiam erunt subjicienda cruciatui.

Ob demnach wol dieser auf seinem Angesichte li-
gender verdamter gottloser Mensch/ seine Augen und Ge-
sicht zu einigem ergetzlichen verenderlichen Anschauen
nicht aufheben kan/ sondern in dem spitzigen Flammen-
feur schmertzhaftigst darnieder ligen muß/ und also seine
Augen eigentlich nicht recht öfnen kan/ so kan und wird
er dennoch stets anblikken alle seine übergrosse Noht/ und
alle seine übergrosse Qwaal/ und nicht eben blindlings/
sondern zusehens seine unaussprechliche Marter entfin-
den müssen.

Meinstu/ mitten in den Flammen
Zuzuschliessen dir zusammen
Deine Augen/ dein Gesicht?
Nein/ dir bleibet doch ein Liecht/
Und ein Höllendunkles sehen/
Dadurch du wirst recht verstehen/
Und anschauen allzumahl
Leibes und der Seelenqwaal/
Auch der Mitverdamten Pein/
Und der Teufeln greslich-sein.


XXVII.

Nachdenkliche Beſchreibung
Geſtalt der Teufel: Und zwar auch deshalber/ daß ihr
Geſicht/ ihr Sehen und Anſchauen auch ewig mit ge-
ſtraffet werde/ weil durch Augenluſt man auch ſich viel-
faͤltig an GOtt verſuͤndiget hat. Omnia ſenſus inſtru-
menta, quia fuerunt etiam inſtrumenta peccandi,
etiam erunt ſubjicienda cruciatui.

Ob demnach wol dieſer auf ſeinem Angeſichte li-
gender verdamter gottloſer Menſch/ ſeine Augen und Ge-
ſicht zu einigem ergetzlichen verenderlichen Anſchauen
nicht aufheben kan/ ſondern in dem ſpitzigen Flammen-
feur ſchmertzhaftigſt darnieder ligen muß/ und alſo ſeine
Augen eigentlich nicht recht oͤfnen kan/ ſo kan und wird
er dennoch ſtets anblikken alle ſeine uͤbergroſſe Noht/ und
alle ſeine uͤbergroſſe Qwaal/ und nicht eben blindlings/
ſondern zuſehens ſeine unausſprechliche Marter entfin-
den muͤſſen.

Meinſtu/ mitten in den Flammen
Zuzuſchlieſſen dir zuſammen
Deine Augen/ dein Geſicht?
Nein/ dir bleibet doch ein Liecht/
Und ein Hoͤllendunkles ſehen/
Dadurch du wirſt recht verſtehen/
Und anſchauen allzumahl
Leibes und der Seelenqwaal/
Auch der Mitverdamten Pein/
Und der Teufeln greslich-ſein.


XXVII.
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[110/0178] Nachdenkliche Beſchreibung Geſtalt der Teufel: Und zwar auch deshalber/ daß ihr Geſicht/ ihr Sehen und Anſchauen auch ewig mit ge- ſtraffet werde/ weil durch Augenluſt man auch ſich viel- faͤltig an GOtt verſuͤndiget hat. Omnia ſenſus inſtru- menta, quia fuerunt etiam inſtrumenta peccandi, etiam erunt ſubjicienda cruciatui. Ob demnach wol dieſer auf ſeinem Angeſichte li- gender verdamter gottloſer Menſch/ ſeine Augen und Ge- ſicht zu einigem ergetzlichen verenderlichen Anſchauen nicht aufheben kan/ ſondern in dem ſpitzigen Flammen- feur ſchmertzhaftigſt darnieder ligen muß/ und alſo ſeine Augen eigentlich nicht recht oͤfnen kan/ ſo kan und wird er dennoch ſtets anblikken alle ſeine uͤbergroſſe Noht/ und alle ſeine uͤbergroſſe Qwaal/ und nicht eben blindlings/ ſondern zuſehens ſeine unausſprechliche Marter entfin- den muͤſſen. Meinſtu/ mitten in den Flammen Zuzuſchlieſſen dir zuſammen Deine Augen/ dein Geſicht? Nein/ dir bleibet doch ein Liecht/ Und ein Hoͤllendunkles ſehen/ Dadurch du wirſt recht verſtehen/ Und anſchauen allzumahl Leibes und der Seelenqwaal/ Auch der Mitverdamten Pein/ Und der Teufeln greslich-ſein. XXVII.

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/178>, abgerufen am 21.11.2024.