Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung ge Zeit dich ausdorren/ und mit gantz neuen Marterstrik-ken dich in diese Gluet elendigst einbinden lassen. Als ob du ins Höllsche Feur kämst erst die- Hundert Jahr und tausend Jahr/ Hundert tausend immerdar/ Nimt nicht die geringste Zeit Ab/ von dieser Ewigkeit: Laß es Millionen sein/ Es bricht nicht ein Krümelein Ab/ auch nicht ein Haares breit: Ewigkeit bleibt Ewigkeit. Hundert tausend mahl ein End/ Stetig sich den Anfang nennt. XXIX.
Nachdenkliche Beſchreibung ge Zeit dich ausdorren/ und mit gantz neuen Marterſtrik-ken dich in dieſe Gluet elendigſt einbinden laſſen. Als ob du ins Hoͤllſche Feur kaͤmſt erſt die- Hundert Jahr und tauſend Jahr/ Hundert tauſend immerdar/ Nimt nicht die geringſte Zeit Ab/ von dieſer Ewigkeit: Laß es Millionen ſein/ Es bricht nicht ein Kruͤmelein Ab/ auch nicht ein Haares breit: Ewigkeit bleibt Ewigkeit. Hundert tauſend mahl ein End/ Stetig ſich den Anfang nennt. XXIX.
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Nachdenkliche Beſchreibung
ge Zeit dich ausdorren/ und mit gantz neuen Marterſtrik-
ken dich in dieſe Gluet elendigſt einbinden laſſen.
Als ob du ins Hoͤllſche Feur kaͤmſt erſt die-
ſen Augenblikk) Ob du ſchon allbereit in der Hoͤl-
liſchen Gluet zugebracht hundert Jahr in Pechflammen/
tauſend Jahr in Schwefelflammen/ zwantzig tauſend
Jahr auf und in gluͤenden Eiſen/ und hundert tauſend
Jahr im Pfriemen Feur und durchſtechenden ſpitzigen
Flammen/ ſo iſt doch alle dieſe lange/ uͤberlange und al-
lerlaͤngeſte Zeit nicht eines anzurechnen wie ein Augen-
blikk gegen die Ewigkeit/ alle dieſe Zeiten/ dieſe lange
Zeiten brechen nicht ab ein Augenblikk/ von der langen
im̃erwehrenden Ewigkeit/ als ob dieſelbe koͤnte daher et-
was kuͤrtzer werden: Und daher etwas von der Ewigkeit
abgehen: Nein/ ſonderen es wird eben alſo ſein/ und dem
Verdamten begegnen/ als ob er erſt dieſes erſte Augen-
blikk/ nach ſo erſchreklichſt-langer Marter Zeit were in die
Hoͤlle gekommen; weil auch nach ſo viel tauſend und
hundert tauſend Jahren immerfort der Anfang wird
ſein/ und keine Zeitabbruch von der Ewigkeit irgends-
wo geſchehen kan. Wie vorhin ſchon gereimet:
Hundert Jahr und tauſend Jahr/
Hundert tauſend immerdar/
Nimt nicht die geringſte Zeit
Ab/ von dieſer Ewigkeit:
Laß es Millionen ſein/
Es bricht nicht ein Kruͤmelein
Ab/ auch nicht ein Haares breit:
Ewigkeit bleibt Ewigkeit.
Hundert tauſend mahl ein End/
Stetig ſich den Anfang nennt.
XXIX.
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