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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
untrieglichen Schluß/ das jedesmahls dabei gefügte
nachdenkliche Wort Sündengierig: Welches so fort
die Ungerechtigkeit und den Unglauben/ und also die höl-
lische Flammen mit einschleust.

Sündengierig füllestu Kisten/ Kasten/
Beutelvoll)
Wer es bedenket/ was Christus selbst
saget Matth. 19. v. 24. und Luc. 18. v. 23. das leichter
sei/ daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe/ als daß ein
Reicher in das Himmelreich komme/ dem muß gewiß
alles Reich werden verdächtig und gefährlich vor-
kommen; Und das einige/ in der Schrift auch geoffenbarte
Hülf Mittel/ das Hertz nicht daran hengen/ sondern
sich dadurch bei der Armuht Freunde machen/ aufs
fleissigste dabei practiciren/ und in Ubung bringen. Aber
diese betriegliche Dorne/ wie sie der HErr selbst nennet
Matth. 13. v. 22. Marc. 4. v. 18. Luc. 8. v. 14. erstik-
ken
und verblenden auch die Klügesten also/ daß man
nach Einraht des Eigennutzes/ und nach dem Brill des
Geitzes/ Gottes Wort fein weiß auszulegen: Und be-
denket man gar selten was für Gefahr und Höllenfun-
ken
man in einen Beutel voll Geldes mit einstoppelet.

Wan nun solches Kisten-Kasten- und Beutel-
füllen Gewissenlos und Sündengierig allhier ge-
schiehet/ davon der Reimtext redet/ und man alles allhier
solcher gestallt vollauf haben wil/ so wird man auch müs-
sen erfahren/ daß hinwieder in der Hölle/ da die endliche
und ewige Vergeltung sein wird/ man an höllischen
Güteren wieder müsse vollauf/ und Bauch und Aderen
mit Schwefelgluet der höllischen Flammen ausgefüllet/
und ewiglich in Besitz haben. Bedenk doch und schau
an den vorhin in dem Schwefel Feur auf der Seit ligen-
den Geitzhals/ durchbesinne die dabei vorgestellte schrek-
liche Worte/ und vergleiche deinen augenblikklichen
koht-vollen Beutel/ mit dieser ewig durchdringen-
den Schwefelqwaal!

Der

Nachdenkliche Beſchreibung
untrieglichen Schluß/ das jedesmahls dabei gefuͤgte
nachdenkliche Wort Suͤndengierig: Welches ſo fort
die Ungerechtigkeit und den Unglauben/ und alſo die hoͤl-
liſche Flammen mit einſchleuſt.

Suͤndengierig fuͤlleſtu Kiſten/ Kaſten/
Beutelvoll)
Wer es bedenket/ was Chriſtus ſelbſt
ſaget Matth. 19. v. 24. und Luc. 18. v. 23. das leichter
ſei/ daß ein Kamel durch ein Nadeloͤhr gehe/ als daß ein
Reicher in das Himmelreich komme/ dem muß gewiß
alles Reich werden verdaͤchtig und gefaͤhrlich vor-
kom̃en; Und das einige/ in der Schrift auch geoffenbarte
Huͤlf Mittel/ das Hertz nicht daran hengen/ ſondern
ſich dadurch bei der Armuht Freunde machen/ aufs
fleiſſigſte dabei practiciren/ und in Ubung bringen. Aber
dieſe betriegliche Dorne/ wie ſie der HErꝛ ſelbſt nennet
Matth. 13. v. 22. Marc. 4. v. 18. Luc. 8. v. 14. erſtik-
ken
und verblenden auch die Kluͤgeſten alſo/ daß man
nach Einraht des Eigennutzes/ und nach dem Brill des
Geitzes/ Gottes Wort fein weiß auszulegen: Und be-
denket man gar ſelten was fuͤr Gefahr und Hoͤllenfun-
ken
man in einen Beutel voll Geldes mit einſtoppelet.

Wan nun ſolches Kiſten-Kaſten- und Beutel-
fuͤllen Gewiſſenlos und Suͤndengierig allhier ge-
ſchiehet/ davon der Reimtext redet/ und man alles allhier
ſolcher geſtallt vollauf haben wil/ ſo wird man auch muͤſ-
ſen erfahren/ daß hinwieder in der Hoͤlle/ da die endliche
und ewige Vergeltung ſein wird/ man an hoͤlliſchen
Guͤteren wieder muͤſſe vollauf/ und Bauch und Aderen
mit Schwefelgluet der hoͤlliſchen Flammen ausgefuͤllet/
und ewiglich in Beſitz haben. Bedenk doch und ſchau
an den vorhin in dem Schwefel Feur auf der Seit ligen-
den Geitzhals/ durchbeſinne die dabei vorgeſtellte ſchrek-
liche Worte/ und vergleiche deinen augenblikklichen
koht-vollen Beutel/ mit dieſer ewig durchdringen-
den Schwefelqwaal!

Der
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[148/0216] Nachdenkliche Beſchreibung untrieglichen Schluß/ das jedesmahls dabei gefuͤgte nachdenkliche Wort Suͤndengierig: Welches ſo fort die Ungerechtigkeit und den Unglauben/ und alſo die hoͤl- liſche Flammen mit einſchleuſt. Suͤndengierig fuͤlleſtu Kiſten/ Kaſten/ Beutelvoll) Wer es bedenket/ was Chriſtus ſelbſt ſaget Matth. 19. v. 24. und Luc. 18. v. 23. das leichter ſei/ daß ein Kamel durch ein Nadeloͤhr gehe/ als daß ein Reicher in das Himmelreich komme/ dem muß gewiß alles Reich werden verdaͤchtig und gefaͤhrlich vor- kom̃en; Und das einige/ in der Schrift auch geoffenbarte Huͤlf Mittel/ das Hertz nicht daran hengen/ ſondern ſich dadurch bei der Armuht Freunde machen/ aufs fleiſſigſte dabei practiciren/ und in Ubung bringen. Aber dieſe betriegliche Dorne/ wie ſie der HErꝛ ſelbſt nennet Matth. 13. v. 22. Marc. 4. v. 18. Luc. 8. v. 14. erſtik- ken und verblenden auch die Kluͤgeſten alſo/ daß man nach Einraht des Eigennutzes/ und nach dem Brill des Geitzes/ Gottes Wort fein weiß auszulegen: Und be- denket man gar ſelten was fuͤr Gefahr und Hoͤllenfun- ken man in einen Beutel voll Geldes mit einſtoppelet. Wan nun ſolches Kiſten-Kaſten- und Beutel- fuͤllen Gewiſſenlos und Suͤndengierig allhier ge- ſchiehet/ davon der Reimtext redet/ und man alles allhier ſolcher geſtallt vollauf haben wil/ ſo wird man auch muͤſ- ſen erfahren/ daß hinwieder in der Hoͤlle/ da die endliche und ewige Vergeltung ſein wird/ man an hoͤlliſchen Guͤteren wieder muͤſſe vollauf/ und Bauch und Aderen mit Schwefelgluet der hoͤlliſchen Flammen ausgefuͤllet/ und ewiglich in Beſitz haben. Bedenk doch und ſchau an den vorhin in dem Schwefel Feur auf der Seit ligen- den Geitzhals/ durchbeſinne die dabei vorgeſtellte ſchrek- liche Worte/ und vergleiche deinen augenblikklichen koht-vollen Beutel/ mit dieſer ewig durchdringen- den Schwefelqwaal! Der

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/216>, abgerufen am 21.11.2024.