Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung gesaltzen/ einige Abkühlung und versüssende Erleichter-ung durch Vergiessung der Thränen zu erlangen ver- meinet; so auch thunlich und möglich durch bitterlich Weinen bei rechter Zeit/ wie dem David/ Petro und der Mariae Magdalenae begegnet: Bitterlichs Ge- wein nun/ das ist stetigs unaufhörliches Weinen/ nicht ohn Geleut und klägliche Stimme/ hat zwar hie im Le- ben und bei wehrender Gnadenzeit seine mitleidentliche Wirkung und Erbarmungsvöllige Erhörung; Aber in der Hölle/ bei nunmehr angegangener Ewigkeit/ ist alles Heulen/ alles Achtzen und alles bitterliches Gewein ein anderst nicht/ als/ wie der Reimtext sagt/ ein Gethös nur unendliches weinens: Gethös ist eine Zusammenkunft allerhand Geleuts und Geräusches/ das Gethös nun unendlichen Weinens ist ein unaufhörliches daher- schallen/ und ein immer-zunehmendes Geleut/ und stets durcheinanderlauffendes Gereusch vieles Heulens/ vieles Aechtzens und vieles Weinens/ so doch nirgends und nimmer in der Hölle einiges Mitleiden erwekken kan noch wird. XLVIII.
Nachdenkliche Beſchreibung geſaltzen/ einige Abkuͤhlung und verſuͤſſende Erleichter-ung durch Vergieſſung der Thraͤnen zu erlangen ver- meinet; ſo auch thunlich und moͤglich durch bitterlich Weinen bei rechter Zeit/ wie dem David/ Petro und der Mariæ Magdalenæ begegnet: Bitterlichs Ge- wein nun/ das iſt ſtetigs unaufhoͤrliches Weinen/ nicht ohn Geleut und klaͤgliche Stimme/ hat zwar hie im Le- ben und bei wehrender Gnadenzeit ſeine mitleidentliche Wirkung und Erbarmungsvoͤllige Erhoͤrung; Aber in der Hoͤlle/ bei nunmehr angegangener Ewigkeit/ iſt alles Heulen/ alles Achtzen und alles bitterliches Gewein ein anderſt nicht/ als/ wie der Reimtext ſagt/ ein Gethoͤs nur unendliches weinens: Gethoͤs iſt eine Zuſammenkunft allerhand Geleuts und Geraͤuſches/ das Gethoͤs nun unendlichen Weinens iſt ein unaufhoͤrliches daher- ſchallen/ und ein immer-zunehmendes Geleut/ und ſtets durcheinanderlauffendes Gereuſch vieles Heulens/ vieles Aechtzens und vieles Weinens/ ſo doch nirgends und nimmer in der Hoͤlle einiges Mitleiden erwekken kan noch wird. XLVIII.
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Nachdenkliche Beſchreibung
geſaltzen/ einige Abkuͤhlung und verſuͤſſende Erleichter-
ung durch Vergieſſung der Thraͤnen zu erlangen ver-
meinet; ſo auch thunlich und moͤglich durch bitterlich
Weinen bei rechter Zeit/ wie dem David/ Petro und
der Mariæ Magdalenæ begegnet: Bitterlichs Ge-
wein nun/ das iſt ſtetigs unaufhoͤrliches Weinen/ nicht
ohn Geleut und klaͤgliche Stimme/ hat zwar hie im Le-
ben und bei wehrender Gnadenzeit ſeine mitleidentliche
Wirkung und Erbarmungsvoͤllige Erhoͤrung; Aber in
der Hoͤlle/ bei nunmehr angegangener Ewigkeit/ iſt alles
Heulen/ alles Achtzen und alles bitterliches Gewein ein
anderſt nicht/ als/ wie der Reimtext ſagt/ ein Gethoͤs nur
unendliches weinens: Gethoͤs iſt eine Zuſammenkunft
allerhand Geleuts und Geraͤuſches/ das Gethoͤs nun
unendlichen Weinens iſt ein unaufhoͤrliches daher-
ſchallen/ und ein immer-zunehmendes Geleut/ und
ſtets durcheinanderlauffendes Gereuſch vieles Heulens/
vieles Aechtzens und vieles Weinens/ ſo doch nirgends
und nimmer in der Hoͤlle einiges Mitleiden erwekken
kan noch wird.
XLVIII.
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