Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. Nacht beweinen möchte: Wie die Augen sein sollenund sein müssen die Thränen-qwellen/ wen man unauf- hörlich was beweinen wil/ vernimt man auch hieraus: O ein solches unaufhörliches Geheul/ und Beweinen wird sonderlich und vor allen Dingen in der Hölle vor- gehen; da den Verdamten auch ihre Augen verbleiben/ und der Ort/ und der Uhrsprung der Thränen-qwelle al- so verbleiben/ die Uhrsach des Weinens auch ewiglich und im höchsten Grad verhanden sein wird; Aber was vor Thränen werden heraus brechen? Der Reimtext allhier saget/ Thränen sind es Funken gleich: Von Thränen Brodt stehet Psalm. 80. v. 6. Auch von Thränen Saat Psalm. 126. v. 5. Auch sonst von Thrä- nen Qwellen Jerem. 9. v. 1. Auch von Thränen- Flüssen und Thränen Bächen ist wol etwas zu fin- den Jerem. 13. & cap. 14. Aber von Thränen Funken/ oder Funkengleichen Thränen/ wird man nicht leichtlich was sagen können/ ausser den feurigen glintz- ernden Thränen der Verdamten in der Hölle. Dieweil aber in der Höllenqwaal/ da man ewig Angst L ij
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Nacht beweinen moͤchte: Wie die Augen ſein ſollenund ſein muͤſſen die Thraͤnen-qwellen/ wen man unauf- hoͤrlich was beweinen wil/ vernimt man auch hieraus: O ein ſolches unaufhoͤrliches Geheul/ und Beweinen wird ſonderlich und vor allen Dingen in der Hoͤlle vor- gehen; da den Verdamten auch ihre Augen verbleiben/ und der Ort/ und der Uhrſprung der Thraͤnen-qwelle al- ſo verbleiben/ die Uhrſach des Weinens auch ewiglich und im hoͤchſten Grad verhanden ſein wird; Aber was vor Thraͤnen werden heraus brechen? Der Reimtext allhier ſaget/ Thraͤnen ſind es Funken gleich: Von Thraͤnen Brodt ſtehet Pſalm. 80. v. 6. Auch von Thraͤnen Saat Pſalm. 126. v. 5. Auch ſonſt von Thraͤ- nen Qwellen Jerem. 9. v. 1. Auch von Thraͤnen- Fluͤſſen und Thraͤnen Baͤchen iſt wol etwas zu fin- den Jerem. 13. & cap. 14. Aber von Thraͤnen Funken/ oder Funkengleichen Thraͤnen/ wird man nicht leichtlich was ſagen koͤnnen/ auſſeꝛ den feurigen glintz- ernden Thraͤnen der Verdamten in der Hoͤlle. Dieweil aber in der Hoͤllenqwaal/ da man ewig Angſt L ij
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der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Nacht beweinen moͤchte: Wie die Augen ſein ſollen
und ſein muͤſſen die Thraͤnen-qwellen/ wen man unauf-
hoͤrlich was beweinen wil/ vernimt man auch hieraus:
O ein ſolches unaufhoͤrliches Geheul/ und Beweinen
wird ſonderlich und vor allen Dingen in der Hoͤlle vor-
gehen; da den Verdamten auch ihre Augen verbleiben/
und der Ort/ und der Uhrſprung der Thraͤnen-qwelle al-
ſo verbleiben/ die Uhrſach des Weinens auch ewiglich
und im hoͤchſten Grad verhanden ſein wird; Aber was
vor Thraͤnen werden heraus brechen? Der Reimtext
allhier ſaget/ Thraͤnen ſind es Funken gleich: Von
Thraͤnen Brodt ſtehet Pſalm. 80. v. 6. Auch von
Thraͤnen Saat Pſalm. 126. v. 5. Auch ſonſt von Thraͤ-
nen Qwellen Jerem. 9. v. 1. Auch von Thraͤnen-
Fluͤſſen und Thraͤnen Baͤchen iſt wol etwas zu fin-
den Jerem. 13. & cap. 14. Aber von Thraͤnen Funken/
oder Funkengleichen Thraͤnen/ wird man nicht
leichtlich was ſagen koͤnnen/ auſſeꝛ den feurigen glintz-
ernden Thraͤnen der Verdamten in der Hoͤlle.
Dieweil aber in der Hoͤllenqwaal/ da man ewig
heulen und weinen wird/ nach oftmahligem Ausſpruch
der H. Schrift/ unſere zwar unſterbliche und unvergeng-
liche/ aber zu allem natuͤrlichem Zuwachs und Abwachs
ewig-unfaͤhige Leiber/ nicht weiter ſchwitzen noch ſchlaff-
en/ weder eſſen noch trinken/ und alſo auch kein Thraͤ-
nenwaſſer bei ſich anwachſen/ noch recht flieſſende Thraͤn-
lein hervor bringen/ und vergieſſen werden koͤnnen/ frag-
et es ſich nicht unbillig/ was es dan daſelbſt werde fuͤr
eine wunderbare Weinens- und Heulens Art ab-
geben koͤnnen? Darauf zu antworten/ daß ſolches
hoͤlliſches Weinen und Heulen nicht in ſtetem Vergieſ-
ſen des Thraͤnen Waſſers/ und Herauspreſſung ſolch-
er Feuchtigkeit beſtehen werde/ ſondern vielmehr wird
wegen der heftigen/ erſchreklichen/ ewig-anhaltenden
Angſt
L ij
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