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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
neinlich dieses zu schliessen/ daß alle solche von dem
Christlichen Glauben allerdings abgewandte übergros-
se Heidnische Völker und Königreiche/ dennoch immer-
dar in allem/ was sie blinder weise auf dieser Welt den-
noch klüglich vornehmen/ ihnen immer vorstellen/ und
ein dem anderen immerfort erinneren dessen/ was sie
für ihr künftiges Ewiges erachten/ und durch solche
ihre Ewigkeit mit prächtigen Worten jederman anlok-
ken oder abschrekken.

Dieses alles wird einer/ dem solche Bücher zu Han-
den sein/ nicht ohn sonderbares Nachdenken vernehmen
können. Wan nun derogleichen offentliche grosse Ver-
handlungen in dem Christenthum (wie es auch mag
bei hohen und niederen Nahmen haben) vorgehen;
wan wegen obhandenen wichtigen Sachen werden be-
nöhtigte geheime Rahtschläge angestellet/ (wie es mag
Nahmen haben) wan endliche resolutiones, Urtheile/
oder sonst offentliche Entschliessungen erfolgen (wie
auch dieses sonst mag Nahmen haben) so bedenke man
den stylum mundi Christiani, die hergebrachte Ver-
haltungsart in der Christen Welt/ so wol in allen hohen
publicis, als in den niedrigen privatis, ob und wie von
unserer ewigen Seeligkeit/ oder unserer ewigen
Unseeligkeit/
(derer wir doch in Gottes Wort gnug-
sam vergewissert/ und alle unsere Anschläge/ Thun und
Lassen darnach billig einrichten solten und müssen) wer-
de etwas darbei erwehnt? zur Uhrsach pro vel contra
angezogen? und ob sonderlich wol irrgendswo ein me-
dium concludendi,
daher genommen werde? Gar sel-
ten möchte man es finden/ und kan die angezogene
Heidnische Verhandelungsart das Christenthum
hierunter fast beschämen. Dahin der Reimtext war-
nungsweis zielet/ daß man zwar unterweilen von der
Ewigkeit was sage/ was höre/ aber alles nicht bedenke

noch

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
neinlich dieſes zu ſchlieſſen/ daß alle ſolche von dem
Chriſtlichen Glauben allerdings abgewandte uͤbergroſ-
ſe Heidniſche Voͤlker und Koͤnigreiche/ dennoch immer-
dar in allem/ was ſie blinder weiſe auf dieſer Welt den-
noch kluͤglich vornehmen/ ihnen immer vorſtellen/ und
ein dem anderen immerfort erinneren deſſen/ was ſie
fuͤr ihr kuͤnftiges Ewiges erachten/ und durch ſolche
ihre Ewigkeit mit praͤchtigen Worten jederman anlok-
ken oder abſchrekken.

Dieſes alles wird einer/ dem ſolche Buͤcher zu Han-
den ſein/ nicht ohn ſonderbares Nachdenken vernehmen
koͤnnen. Wan nun derogleichen offentliche groſſe Ver-
handlungen in dem Chriſtenthum (wie es auch mag
bei hohen und niederen Nahmen haben) vorgehen;
wan wegen obhandenen wichtigen Sachen werden be-
noͤhtigte geheime Rahtſchlaͤge angeſtellet/ (wie es mag
Nahmen haben) wan endliche reſolutiones, Urtheile/
oder ſonſt offentliche Entſchlieſſungen erfolgen (wie
auch dieſes ſonſt mag Nahmen haben) ſo bedenke man
den ſtylum mundi Chriſtiani, die hergebrachte Ver-
haltungsart in der Chriſten Welt/ ſo wol in allen hohen
publicis, als in den niedrigen privatis, ob und wie von
unſerer ewigen Seeligkeit/ oder unſerer ewigen
Unſeeligkeit/
(derer wir doch in Gottes Wort gnug-
ſam vergewiſſert/ und alle unſere Anſchlaͤge/ Thun und
Laſſen darnach billig einrichten ſolten und muͤſſen) wer-
de etwas darbei erwehnt? zur Uhrſach pro vel contra
angezogen? und ob ſonderlich wol irꝛgendswo ein me-
dium concludendi,
daher genommen werde? Gar ſel-
ten moͤchte man es finden/ und kan die angezogene
Heidniſche Verhandelungsart das Chriſtenthum
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[267/0335] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. neinlich dieſes zu ſchlieſſen/ daß alle ſolche von dem Chriſtlichen Glauben allerdings abgewandte uͤbergroſ- ſe Heidniſche Voͤlker und Koͤnigreiche/ dennoch immer- dar in allem/ was ſie blinder weiſe auf dieſer Welt den- noch kluͤglich vornehmen/ ihnen immer vorſtellen/ und ein dem anderen immerfort erinneren deſſen/ was ſie fuͤr ihr kuͤnftiges Ewiges erachten/ und durch ſolche ihre Ewigkeit mit praͤchtigen Worten jederman anlok- ken oder abſchrekken. Dieſes alles wird einer/ dem ſolche Buͤcher zu Han- den ſein/ nicht ohn ſonderbares Nachdenken vernehmen koͤnnen. Wan nun derogleichen offentliche groſſe Ver- handlungen in dem Chriſtenthum (wie es auch mag bei hohen und niederen Nahmen haben) vorgehen; wan wegen obhandenen wichtigen Sachen werden be- noͤhtigte geheime Rahtſchlaͤge angeſtellet/ (wie es mag Nahmen haben) wan endliche reſolutiones, Urtheile/ oder ſonſt offentliche Entſchlieſſungen erfolgen (wie auch dieſes ſonſt mag Nahmen haben) ſo bedenke man den ſtylum mundi Chriſtiani, die hergebrachte Ver- haltungsart in der Chriſten Welt/ ſo wol in allen hohen publicis, als in den niedrigen privatis, ob und wie von unſerer ewigen Seeligkeit/ oder unſerer ewigen Unſeeligkeit/ (derer wir doch in Gottes Wort gnug- ſam vergewiſſert/ und alle unſere Anſchlaͤge/ Thun und Laſſen darnach billig einrichten ſolten und muͤſſen) wer- de etwas darbei erwehnt? zur Uhrſach pro vel contra angezogen? und ob ſonderlich wol irꝛgendswo ein me- dium concludendi, daher genommen werde? Gar ſel- ten moͤchte man es finden/ und kan die angezogene Heidniſche Verhandelungsart das Chriſtenthum hierunter faſt beſchaͤmen. Dahin der Reimtext war- nungsweis zielet/ daß man zwar unterweilen von der Ewigkeit was ſage/ was hoͤre/ aber alles nicht bedenke noch

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/335>, abgerufen am 24.11.2024.