Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung her wol überdacht und überlegt haben: Hat man nunerst die Wissenschaft eines Dinges/ und verstehet/ was darunter verborgen ist/ so entstehet so fort darüber ein Verlangen/ oder ein Abscheu: Erkennet man erst den Greuel der Höllenpein/ man wird dazu kein Verlangen schöpfen/ sondern den Abscheu vielmehr allerdings ent- pfinden: Auf welchen Abscheu alsofort entstehen wird eine Andacht/ Lust/ Wunsch und Fleiß/ solche Höllen- pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten; Ein solches gläubiges Gebet aber wird allererst die rechte Uhrsach die Hölle zu vermeiden/ und in den Himmel wird derselbe kommen/ wer die Hölle kan vermeiden: Also veruhrsachet ein wahres Bedenken und Betrach- ten/ so wol den Himmel als die Hölle: Daher man leicht vernimt/ was an unserem Bedenken und meditation uns allen sei gelegen. Und heisset es: Meditatio parit scientiam scientia compunctionem, compunctio de- votionem, devotio perficit Orationem. Sind Wor- te des Augustini. Es hat uns auch gleichsam die Natur vorstellen wel-
Nachdenkliche Beſchreibung her wol uͤberdacht und uͤberlegt haben: Hat man nunerſt die Wiſſenſchaft eines Dinges/ und verſtehet/ was darunter verborgen iſt/ ſo entſtehet ſo fort daruͤber ein Verlangen/ oder ein Abſcheu: Erkennet man erſt den Greuel der Hoͤllenpein/ man wird dazu kein Verlangen ſchoͤpfen/ ſondern den Abſcheu vielmehr allerdings ent- pfinden: Auf welchen Abſcheu alſofort entſtehen wird eine Andacht/ Luſt/ Wunſch und Fleiß/ ſolche Hoͤllen- pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten; Ein ſolches glaͤubiges Gebet aber wird allererſt die rechte Uhrſach die Hoͤlle zu vermeiden/ und in den Himmel wird derſelbe kommen/ wer die Hoͤlle kan vermeiden: Alſo veruhrſachet ein wahres Bedenken und Betrach- ten/ ſo wol den Himmel als die Hoͤlle: Daher man leicht vernimt/ was an unſerem Bedenken und meditation uns allen ſei gelegen. Und heiſſet es: Meditatio parit ſcientiam ſcientia compunctionem, compunctio de- votionem, devotio perficit Orationem. Sind Wor- te des Auguſtini. Es hat uns auch gleichſam die Natur vorſtellen wel-
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Nachdenkliche Beſchreibung
her wol uͤberdacht und uͤberlegt haben: Hat man nun
erſt die Wiſſenſchaft eines Dinges/ und verſtehet/ was
darunter verborgen iſt/ ſo entſtehet ſo fort daruͤber ein
Verlangen/ oder ein Abſcheu: Erkennet man erſt den
Greuel der Hoͤllenpein/ man wird dazu kein Verlangen
ſchoͤpfen/ ſondern den Abſcheu vielmehr allerdings ent-
pfinden: Auf welchen Abſcheu alſofort entſtehen wird
eine Andacht/ Luſt/ Wunſch und Fleiß/ ſolche Hoͤllen-
pein zuvermeiden/ und deshalber mit Glauben zu beten;
Ein ſolches glaͤubiges Gebet aber wird allererſt die rechte
Uhrſach die Hoͤlle zu vermeiden/ und in den Himmel
wird derſelbe kommen/ wer die Hoͤlle kan vermeiden:
Alſo veruhrſachet ein wahres Bedenken und Betrach-
ten/ ſo wol den Himmel als die Hoͤlle: Daher man leicht
vernimt/ was an unſerem Bedenken und meditation
uns allen ſei gelegen. Und heiſſet es: Meditatio parit
ſcientiam ſcientia compunctionem, compunctio de-
votionem, devotio perficit Orationem. Sind Wor-
te des Auguſtini.
Es hat uns auch gleichſam die Natur vorſtellen
wollen die Ewigkeit/ und einen Abſcheu fuͤr der unſeeli-
gen Ewigkeit an den Drachen/ die man Baſilisken nen-
net/ davon man ſchreibet/ und die Erfahrung bezeugen
ſol/ daß ein Baſilisk nicht allein das allervergiftigſte
Thier ſei/ ſo nur durch ſein Anhauchen alles Gras und
Kraͤuter vergiften und verderben/ auch alle andere
boͤſe Thiere mit ſeinem bloſſen Geziſch von ferne verja-
gen/ die Voͤgel aus der Luft vertreiben/ auch durch
Menſchliche Gewalt nicht ertoͤdtet werden kan. Ælia-
nus erwehnt/ daß in einem wuͤſten Orte in Africa ein
Aas gelegen/ welches zuverzehren allerlei grimmige
Thiere und Schlangen ſich heran gefunden; Es haͤtte
ſich aber auch ein ziſchender Baſilisk herzu genahet/ auf
wel-
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