Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. ein Fünklein Feur/ und ein Lichtlein gegen solches unab-reichliches übergrosses Flammenfeur? Also was ist ein Sandkörnlein gegen einen Berg/ ein Tröpflein gegen das Meer/ ein Augenblikk gegen tausend Jahr? Also auch was ist ein Stündlein dieser Zeit gegen die unend- liche Ewigkeit? Und dannoch hanget an dieser unserer kurtzen Zeit/ an dem Augenblikke dieser Zeit/ die künf- tige unbegreifliche Ewigkeit: Der Gewinn durch Glau- ben/ und der Verlust durch Unglauben bei kurtzer Le- benszeit verbleibet unaufhörlich/ so wol in der künftigen ewigen Seeligkeit/ als in der künftigen ewigen Unsee- ligkeit. Wan einer aus jähen Zorn einen anderen/ als im XCV. U ij
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. ein Fuͤnklein Feur/ und ein Lichtlein gegen ſolches unab-reichliches uͤbergroſſes Flammenfeur? Alſo was iſt ein Sandkoͤrnlein gegen einen Berg/ ein Troͤpflein gegen das Meer/ ein Augenblikk gegen tauſend Jahr? Alſo auch was iſt ein Stuͤndlein dieſer Zeit gegen die unend- liche Ewigkeit? Und dannoch hanget an dieſer unſerer kurtzen Zeit/ an dem Augenblikke dieſer Zeit/ die kuͤnf- tige unbegreifliche Ewigkeit: Der Gewinn durch Glau- ben/ und der Verluſt durch Unglauben bei kurtzer Le- benszeit verbleibet unaufhoͤrlich/ ſo wol in der kuͤnftigen ewigen Seeligkeit/ als in der kuͤnftigen ewigen Unſee- ligkeit. Wan einer aus jaͤhen Zorn einen anderen/ als im XCV. U ij
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der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
ein Fuͤnklein Feur/ und ein Lichtlein gegen ſolches unab-
reichliches uͤbergroſſes Flammenfeur? Alſo was iſt ein
Sandkoͤrnlein gegen einen Berg/ ein Troͤpflein gegen
das Meer/ ein Augenblikk gegen tauſend Jahr? Alſo
auch was iſt ein Stuͤndlein dieſer Zeit gegen die unend-
liche Ewigkeit? Und dannoch hanget an dieſer unſerer
kurtzen Zeit/ an dem Augenblikke dieſer Zeit/ die kuͤnf-
tige unbegreifliche Ewigkeit: Der Gewinn durch Glau-
ben/ und der Verluſt durch Unglauben bei kurtzer Le-
benszeit verbleibet unaufhoͤrlich/ ſo wol in der kuͤnftigen
ewigen Seeligkeit/ als in der kuͤnftigen ewigen Unſee-
ligkeit.
Wan einer aus jaͤhen Zorn einen anderen/ als im
Augenblikke/ erſchoͤſſe oder erſteche/ der muß ſolche Au-
genblikkliche Ubelthat oft mit langer grauſamer Gefaͤng-
niß/ und gar dem Tode ſelbſt buͤſſen; Wan ein Sclave
ſolte eine ehrliche Frau kuͤſſen/ und ſolches geſchehe als
im Augenblikke/ ſolches muͤſte er mit Streichen und
Pruͤgelen/ und uͤbergroſſen und uͤberlangen Schmertzen
und Unluſt entgelten/ wobei der Zeit und Wehrenheit
nach/ keine Gleichheit der Straffe und des Verbrechens
geachtet oder attendiret wird.
XCV.
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