Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

der Hölle und Höllischen Zustandes.
ten immerfort annoch in der Hölle/ in dem sie durch ihre
Verzweifelung GOtt immerfort lästeren/ den From-
men und Seeligen ihren Zustand äusserst misgönnen/
sich unter sich hassen und wol erwürgeten/ wan sie nur
könten/ (der Leser wolle vernehmen/ was davon oben in
dem neundten Reimschlusse gesagt worden) daher auch
der Göttlichen Gerechtigkeit gemeß/ das unaufhörliche
Sündigen/ auch unaufhörlich zubestraffen. Qui sem-
per peccant, semper juste puniuntur.

Zudem/ stimmet die Göttliche Bestraffung nach
ihrer Vergeltungsart nicht ab von demselben/ daß der
jenige/ welcher in seinem ewigen (in dem jenigen/ was
er als ein Ewiges ihm einbildet und vorstellet) frei
und frech sündiget/ werde auch hernach in dem Ewigen
Gottes
(in dem jenigen/ was GOtt hinwieder als ein
Ewiges vorstellet) hinwieder gestraffet: Qui in suo
aeterno peccat, in aeterno DEI puniatur.
Nach des Au-
gustini
Worten: Der Gottlose sündiget wider GOtt
so lange er lebet: Nun lebet er etwa viertzig oder funfzig
oder sechzig Jahr/ und sündiget immerfort: Solte er
noch können hinleben achzig/ neunzig oder hundert Jahr/
er würde immerhin sündigen/ und so lange er könte le-
ben/ so lange würde er auch sündigen; Ja er wünschte
wol ewig zu leben/ damit er also könte ewig sündigen:
Und ist also/ dem bösen Willen nach/ bei einem solchen
Menschen ein endeloses Sündigen/ darum ist auch
nicht unrecht/ hernechst eine endelose Straffe: Ewig
lüsteren sein zu sündigen/ verdienet auch ewigwehrende
Bestraffung.

GOtt der HErr auch nach seiner Allmacht/ und
gestrengem Gerichte/ welches alsdan über die Verdam-
ten ergehet/ schauet nicht allein an die Sünde/ so began-
gen und schon verrichtet/ sonderen er betrachtet und
straffet auch des Verdamten Sündengier und bösen

un-
U iiij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
ten immerfort annoch in der Hoͤlle/ in dem ſie durch ihre
Verzweifelung GOtt immerfort laͤſteren/ den From-
men und Seeligen ihren Zuſtand aͤuſſerſt misgoͤnnen/
ſich unter ſich haſſen und wol erwuͤrgeten/ wan ſie nur
koͤnten/ (der Leſer wolle vernehmen/ was davon oben in
dem neundten Reimſchluſſe geſagt worden) daher auch
der Goͤttlichen Gerechtigkeit gemeß/ das unaufhoͤrliche
Suͤndigen/ auch unaufhoͤrlich zubeſtraffen. Qui ſem-
per peccant, ſemper juſtè puniuntur.

Zudem/ ſtimmet die Goͤttliche Beſtraffung nach
ihrer Vergeltungsart nicht ab von demſelben/ daß der
jenige/ welcher in ſeinem ewigen (in dem jenigen/ was
er als ein Ewiges ihm einbildet und vorſtellet) frei
und frech ſuͤndiget/ werde auch hernach in dem Ewigen
Gottes
(in dem jenigen/ was GOtt hinwieder als ein
Ewiges vorſtellet) hinwieder geſtraffet: Qui in ſuo
æterno peccat, in æterno DEI puniatur.
Nach des Au-
guſtini
Worten: Der Gottloſe ſuͤndiget wider GOtt
ſo lange er lebet: Nun lebet er etwa viertzig oder funfzig
oder ſechzig Jahr/ und ſuͤndiget immerfort: Solte er
noch koͤnnen hinleben achzig/ neunzig oder hundert Jahr/
er wuͤrde immerhin ſuͤndigen/ und ſo lange er koͤnte le-
ben/ ſo lange wuͤrde er auch ſuͤndigen; Ja er wuͤnſchte
wol ewig zu leben/ damit er alſo koͤnte ewig ſuͤndigen:
Und iſt alſo/ dem boͤſen Willen nach/ bei einem ſolchen
Menſchen ein endeloſes Suͤndigen/ darum iſt auch
nicht unrecht/ hernechſt eine endeloſe Straffe: Ewig
luͤſteren ſein zu ſuͤndigen/ verdienet auch ewigwehrende
Beſtraffung.

GOtt der HErꝛ auch nach ſeiner Allmacht/ und
geſtrengem Gerichte/ welches alsdan uͤber die Verdam-
ten ergehet/ ſchauet nicht allein an die Suͤnde/ ſo began-
gen und ſchon verrichtet/ ſonderen er betrachtet und
ſtraffet auch des Verdamten Suͤndengier und boͤſen

un-
U iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0379" n="311"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi></fw><lb/>
ten immerfort annoch in der Ho&#x0364;lle/ in dem &#x017F;ie durch ihre<lb/>
Verzweifelung GOtt immerfort la&#x0364;&#x017F;teren/ den From-<lb/>
men und Seeligen ihren Zu&#x017F;tand a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t misgo&#x0364;nnen/<lb/>
&#x017F;ich unter &#x017F;ich ha&#x017F;&#x017F;en und wol erwu&#x0364;rgeten/ wan &#x017F;ie nur<lb/>
ko&#x0364;nten/ (der Le&#x017F;er wolle vernehmen/ was davon oben in<lb/>
dem neundten Reim&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;agt worden) daher auch<lb/>
der Go&#x0364;ttlichen Gerechtigkeit gemeß/ das unaufho&#x0364;rliche<lb/>
Su&#x0364;ndigen/ auch unaufho&#x0364;rlich zube&#x017F;traffen. <hi rendition="#aq">Qui &#x017F;em-<lb/>
per peccant, &#x017F;emper ju&#x017F;tè puniuntur.</hi></p><lb/>
        <p>Zudem/ &#x017F;timmet die Go&#x0364;ttliche Be&#x017F;traffung nach<lb/>
ihrer Vergeltungsart nicht ab von dem&#x017F;elben/ daß der<lb/>
jenige/ welcher in <hi rendition="#fr">&#x017F;einem ewigen</hi> (in dem jenigen/ was<lb/>
er als <hi rendition="#fr">ein Ewiges ihm</hi> einbildet und vor&#x017F;tellet) frei<lb/>
und frech &#x017F;u&#x0364;ndiget/ werde auch hernach in dem <hi rendition="#fr">Ewigen<lb/>
Gottes</hi> (in dem jenigen/ was GOtt hinwieder als ein<lb/>
Ewiges vor&#x017F;tellet) hinwieder ge&#x017F;traffet: <hi rendition="#aq">Qui in &#x017F;uo<lb/>
æterno peccat, in æterno DEI puniatur.</hi> Nach des <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
gu&#x017F;tini</hi> Worten: Der Gottlo&#x017F;e &#x017F;u&#x0364;ndiget wider GOtt<lb/>
&#x017F;o lange er lebet: Nun lebet er etwa viertzig oder funfzig<lb/>
oder &#x017F;echzig Jahr/ und &#x017F;u&#x0364;ndiget immerfort: Solte er<lb/>
noch ko&#x0364;nnen hinleben achzig/ neunzig oder hundert Jahr/<lb/>
er wu&#x0364;rde immerhin &#x017F;u&#x0364;ndigen/ und &#x017F;o lange er ko&#x0364;nte le-<lb/>
ben/ &#x017F;o lange wu&#x0364;rde er auch &#x017F;u&#x0364;ndigen; Ja er wu&#x0364;n&#x017F;chte<lb/>
wol ewig zu leben/ damit er al&#x017F;o ko&#x0364;nte ewig &#x017F;u&#x0364;ndigen:<lb/>
Und i&#x017F;t al&#x017F;o/ dem bo&#x0364;&#x017F;en Willen nach/ bei einem &#x017F;olchen<lb/>
Men&#x017F;chen ein <hi rendition="#fr">endelo&#x017F;es Su&#x0364;ndigen/</hi> darum i&#x017F;t auch<lb/>
nicht unrecht/ hernech&#x017F;t eine <hi rendition="#fr">endelo&#x017F;e Straffe:</hi> Ewig<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;teren &#x017F;ein zu &#x017F;u&#x0364;ndigen/ verdienet auch ewigwehrende<lb/>
Be&#x017F;traffung.</p><lb/>
        <p>GOtt der HEr&#xA75B; auch nach &#x017F;einer Allmacht/ und<lb/>
ge&#x017F;trengem Gerichte/ welches alsdan u&#x0364;ber die Verdam-<lb/>
ten ergehet/ &#x017F;chauet nicht allein an die Su&#x0364;nde/ &#x017F;o began-<lb/>
gen und &#x017F;chon verrichtet/ &#x017F;onderen er betrachtet und<lb/>
&#x017F;traffet auch des Verdamten <hi rendition="#fr">Su&#x0364;ndengier</hi> und bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U iiij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">un-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0379] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. ten immerfort annoch in der Hoͤlle/ in dem ſie durch ihre Verzweifelung GOtt immerfort laͤſteren/ den From- men und Seeligen ihren Zuſtand aͤuſſerſt misgoͤnnen/ ſich unter ſich haſſen und wol erwuͤrgeten/ wan ſie nur koͤnten/ (der Leſer wolle vernehmen/ was davon oben in dem neundten Reimſchluſſe geſagt worden) daher auch der Goͤttlichen Gerechtigkeit gemeß/ das unaufhoͤrliche Suͤndigen/ auch unaufhoͤrlich zubeſtraffen. Qui ſem- per peccant, ſemper juſtè puniuntur. Zudem/ ſtimmet die Goͤttliche Beſtraffung nach ihrer Vergeltungsart nicht ab von demſelben/ daß der jenige/ welcher in ſeinem ewigen (in dem jenigen/ was er als ein Ewiges ihm einbildet und vorſtellet) frei und frech ſuͤndiget/ werde auch hernach in dem Ewigen Gottes (in dem jenigen/ was GOtt hinwieder als ein Ewiges vorſtellet) hinwieder geſtraffet: Qui in ſuo æterno peccat, in æterno DEI puniatur. Nach des Au- guſtini Worten: Der Gottloſe ſuͤndiget wider GOtt ſo lange er lebet: Nun lebet er etwa viertzig oder funfzig oder ſechzig Jahr/ und ſuͤndiget immerfort: Solte er noch koͤnnen hinleben achzig/ neunzig oder hundert Jahr/ er wuͤrde immerhin ſuͤndigen/ und ſo lange er koͤnte le- ben/ ſo lange wuͤrde er auch ſuͤndigen; Ja er wuͤnſchte wol ewig zu leben/ damit er alſo koͤnte ewig ſuͤndigen: Und iſt alſo/ dem boͤſen Willen nach/ bei einem ſolchen Menſchen ein endeloſes Suͤndigen/ darum iſt auch nicht unrecht/ hernechſt eine endeloſe Straffe: Ewig luͤſteren ſein zu ſuͤndigen/ verdienet auch ewigwehrende Beſtraffung. GOtt der HErꝛ auch nach ſeiner Allmacht/ und geſtrengem Gerichte/ welches alsdan uͤber die Verdam- ten ergehet/ ſchauet nicht allein an die Suͤnde/ ſo began- gen und ſchon verrichtet/ ſonderen er betrachtet und ſtraffet auch des Verdamten Suͤndengier und boͤſen un- U iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/379
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/379>, abgerufen am 22.11.2024.