Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdenkliche Beschreibung
merke/ aber ich sehe ihr Wesen wol/ was sie allenthalben
treiben. Alle Lust zur Zeitlichkeit/ und alle Unlust zur E-
wigkeit/ ist GOtt im Himmel wol bekant: Ob schon die-
se Blindlinge sagen/ ja/ GOtt weis viel wie es uns ge-
hen wird Jer. 12. v. 4. Aber auf solche boshafte Sicher-
heit sich verlassen/ stürtzet durch solche Weißheit und Kunst
des Zeitlichen Esai. 47. v. 10. Dieses sind die vermeinten
Glükkseeligen in der Welt Psalm. 37. v. 11. Welche
also kühn sind zu diesen Anschlägen/ ertichten solche eite-
le Schalkheit/ und haben böse Renke Psalm. 64. v. 6.
Als ob GOtt der HErr das Angesicht verborgen hätte/
und es nimmer sehen könte Psalm. 10. v. 11.

Alle die jenigen/ so dieses Eitele mit solcher Sicher-
heit lieben/ und GOtt und das Ewige allhier nicht ach-
ten noch betrachten/ gehören mit hin in die Zunft/ die
Judas nennet/ als die da gehen den Weg Cain/ fallen in
den Jrrthum des Balaams/ gehören zu der Rotte Core/
sind Unfläter/ prassen von den Allmosen/ weiden sich selbst/
sind wolken ohn Wasser/ von dem Winde umgetrie-
ben/ kahle unfruchtbare Bäume/ zweimahl gestorben und
ausgewurtzelt/ wilde Wellen des Meers/ die ihre eigene
Schande ausscheumen/ irrige Sterne/ welchen behalten
ist das Dunkele der Finsterniß in Ewigkeit. Jud. v. 12.
13. Nemlich in den weit aufgesperreten Rachen der
Hölle/ dahinunter sinken beide die Herrlichen und Pöbel/
beide die Reichen und Fröligen/ davon Esai. 5. v. 14. sa-
get/ gehören und müssen hinnein fahren alle die jenige
grosse Menge der Menschen/ welche bei solcher Sicher-
heit/ Liebe und Hochschetzung des eitelen Zeitlichen/ aller
Ewigkeit vergessen/ weder die Hölle achten/ noch den
Himmel betrachten/ und wird also die verschwindende
Sündenlust der Zeitlichkeit gewislich erwucheren die
peinliche Ewigkeit/ daher der Prophet dahin deutet/ wie
der Höllen Rache sei aufgethan und aufgesperret ohn al-
le Maasse. Wohin der Kupfer Titul zielet.

C.

Nachdenkliche Beſchreibung
merke/ aber ich ſehe ihr Weſen wol/ was ſie allenthalben
treiben. Alle Luſt zur Zeitlichkeit/ und alle Unluſt zur E-
wigkeit/ iſt GOtt im Himmel wol bekant: Ob ſchon die-
ſe Blindlinge ſagen/ ja/ GOtt weis viel wie es uns ge-
hen wird Jer. 12. v. 4. Aber auf ſolche boshafte Sicher-
heit ſich verlaſſen/ ſtuͤrtzet durch ſolche Weißheit uñ Kunſt
des Zeitlichen Eſai. 47. v. 10. Dieſes ſind die vermeinten
Gluͤkkſeeligen in der Welt Pſalm. 37. v. 11. Welche
alſo kuͤhn ſind zu dieſen Anſchlaͤgen/ ertichten ſolche eite-
le Schalkheit/ und haben boͤſe Renke Pſalm. 64. v. 6.
Als ob GOtt der HErꝛ das Angeſicht verborgen haͤtte/
und es nimmer ſehen koͤnte Pſalm. 10. v. 11.

Alle die jenigen/ ſo dieſes Eitele mit ſolcher Sicher-
heit lieben/ und GOtt und das Ewige allhier nicht ach-
ten noch betrachten/ gehoͤren mit hin in die Zunft/ die
Judas nennet/ als die da gehen den Weg Cain/ fallen in
den Jrꝛthum des Balaams/ gehoͤren zu der Rotte Core/
ſind Unflaͤter/ praſſen von den Allmoſen/ weidẽ ſich ſelbſt/
ſind wolken ohn Waſſer/ von dem Winde umgetrie-
ben/ kahle unfruchtbare Baͤume/ zweimahl geſtorben und
ausgewurtzelt/ wilde Wellen des Meers/ die ihre eigene
Schande ausſcheumen/ irrige Sterne/ welchen behalten
iſt das Dunkele der Finſterniß in Ewigkeit. Jud. v. 12.
13. Nemlich in den weit aufgeſperreten Rachen der
Hoͤlle/ dahinunter ſinken beide die Herꝛlichen und Poͤbel/
beide die Reichen und Froͤligen/ davon Eſai. 5. v. 14. ſa-
get/ gehoͤren und muͤſſen hinnein fahren alle die jenige
groſſe Menge der Menſchen/ welche bei ſolcher Sicher-
heit/ Liebe und Hochſchetzung des eitelen Zeitlichen/ aller
Ewigkeit vergeſſen/ weder die Hoͤlle achten/ noch den
Himmel betrachten/ und wird alſo die verſchwindende
Suͤndenluſt der Zeitlichkeit gewislich erwucheren die
peinliche Ewigkeit/ daher der Prophet dahin deutet/ wie
der Hoͤllen Rache ſei aufgethan und aufgeſperret ohn al-
le Maaſſe. Wohin der Kupfer Titul zielet.

C.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0390" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
merke/ aber ich &#x017F;ehe ihr We&#x017F;en wol/ was &#x017F;ie allenthalben<lb/>
treiben. Alle Lu&#x017F;t zur Zeitlichkeit/ und alle Unlu&#x017F;t zur E-<lb/>
wigkeit/ i&#x017F;t GOtt im Himmel wol bekant: Ob &#x017F;chon die-<lb/>
&#x017F;e Blindlinge &#x017F;agen/ ja/ GOtt weis viel wie es uns ge-<lb/>
hen wird <hi rendition="#aq">Jer. 12. v.</hi> 4. Aber auf &#x017F;olche boshafte Sicher-<lb/>
heit &#x017F;ich verla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;tu&#x0364;rtzet durch &#x017F;olche Weißheit un&#x0303; Kun&#x017F;t<lb/>
des Zeitlichen <hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. 47. v.</hi> 10. Die&#x017F;es &#x017F;ind die vermeinten<lb/>
Glu&#x0364;kk&#x017F;eeligen in der Welt <hi rendition="#aq">P&#x017F;alm. 37. v.</hi> 11. Welche<lb/>
al&#x017F;o ku&#x0364;hn &#x017F;ind zu die&#x017F;en An&#x017F;chla&#x0364;gen/ ertichten &#x017F;olche eite-<lb/>
le Schalkheit/ und haben bo&#x0364;&#x017F;e Renke <hi rendition="#aq">P&#x017F;alm. 64. v.</hi> 6.<lb/>
Als ob GOtt der HEr&#xA75B; das Ange&#x017F;icht verborgen ha&#x0364;tte/<lb/>
und es nimmer &#x017F;ehen ko&#x0364;nte <hi rendition="#aq">P&#x017F;alm. 10. v.</hi> 11.</p><lb/>
        <p>Alle die jenigen/ &#x017F;o die&#x017F;es Eitele mit &#x017F;olcher Sicher-<lb/>
heit lieben/ und GOtt und das Ewige allhier nicht ach-<lb/>
ten noch betrachten/ geho&#x0364;ren mit hin in die Zunft/ die<lb/>
Judas nennet/ als die da gehen den Weg Cain/ fallen in<lb/>
den Jr&#xA75B;thum des Balaams/ geho&#x0364;ren zu der Rotte Core/<lb/>
&#x017F;ind Unfla&#x0364;ter/ pra&#x017F;&#x017F;en von den Allmo&#x017F;en/ weide&#x0303; &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;ind wolken ohn Wa&#x017F;&#x017F;er/ von dem Winde umgetrie-<lb/>
ben/ kahle unfruchtbare Ba&#x0364;ume/ zweimahl ge&#x017F;torben und<lb/>
ausgewurtzelt/ wilde Wellen des Meers/ die ihre eigene<lb/>
Schande aus&#x017F;cheumen/ irrige Sterne/ welchen behalten<lb/>
i&#x017F;t das Dunkele der Fin&#x017F;terniß in Ewigkeit. <hi rendition="#aq">Jud. v.</hi> 12.<lb/>
13. Nemlich in den weit aufge&#x017F;perreten Rachen der<lb/>
Ho&#x0364;lle/ dahinunter &#x017F;inken beide die Her&#xA75B;lichen und Po&#x0364;bel/<lb/>
beide die Reichen und Fro&#x0364;ligen/ davon <hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. 5. v.</hi> 14. &#x017F;a-<lb/>
get/ geho&#x0364;ren und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hinnein fahren alle die jenige<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Menge der Men&#x017F;chen/ welche bei &#x017F;olcher Sicher-<lb/>
heit/ Liebe und Hoch&#x017F;chetzung des eitelen Zeitlichen/ aller<lb/>
Ewigkeit verge&#x017F;&#x017F;en/ weder die Ho&#x0364;lle achten/ noch den<lb/>
Himmel betrachten/ und wird al&#x017F;o die ver&#x017F;chwindende<lb/>
Su&#x0364;ndenlu&#x017F;t der Zeitlichkeit gewislich erwucheren die<lb/>
peinliche Ewigkeit/ daher der Prophet dahin deutet/ wie<lb/>
der Ho&#x0364;llen Rache &#x017F;ei aufgethan und aufge&#x017F;perret ohn al-<lb/>
le Maa&#x017F;&#x017F;e. Wohin der Kupfer Titul zielet.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">C.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0390] Nachdenkliche Beſchreibung merke/ aber ich ſehe ihr Weſen wol/ was ſie allenthalben treiben. Alle Luſt zur Zeitlichkeit/ und alle Unluſt zur E- wigkeit/ iſt GOtt im Himmel wol bekant: Ob ſchon die- ſe Blindlinge ſagen/ ja/ GOtt weis viel wie es uns ge- hen wird Jer. 12. v. 4. Aber auf ſolche boshafte Sicher- heit ſich verlaſſen/ ſtuͤrtzet durch ſolche Weißheit uñ Kunſt des Zeitlichen Eſai. 47. v. 10. Dieſes ſind die vermeinten Gluͤkkſeeligen in der Welt Pſalm. 37. v. 11. Welche alſo kuͤhn ſind zu dieſen Anſchlaͤgen/ ertichten ſolche eite- le Schalkheit/ und haben boͤſe Renke Pſalm. 64. v. 6. Als ob GOtt der HErꝛ das Angeſicht verborgen haͤtte/ und es nimmer ſehen koͤnte Pſalm. 10. v. 11. Alle die jenigen/ ſo dieſes Eitele mit ſolcher Sicher- heit lieben/ und GOtt und das Ewige allhier nicht ach- ten noch betrachten/ gehoͤren mit hin in die Zunft/ die Judas nennet/ als die da gehen den Weg Cain/ fallen in den Jrꝛthum des Balaams/ gehoͤren zu der Rotte Core/ ſind Unflaͤter/ praſſen von den Allmoſen/ weidẽ ſich ſelbſt/ ſind wolken ohn Waſſer/ von dem Winde umgetrie- ben/ kahle unfruchtbare Baͤume/ zweimahl geſtorben und ausgewurtzelt/ wilde Wellen des Meers/ die ihre eigene Schande ausſcheumen/ irrige Sterne/ welchen behalten iſt das Dunkele der Finſterniß in Ewigkeit. Jud. v. 12. 13. Nemlich in den weit aufgeſperreten Rachen der Hoͤlle/ dahinunter ſinken beide die Herꝛlichen und Poͤbel/ beide die Reichen und Froͤligen/ davon Eſai. 5. v. 14. ſa- get/ gehoͤren und muͤſſen hinnein fahren alle die jenige groſſe Menge der Menſchen/ welche bei ſolcher Sicher- heit/ Liebe und Hochſchetzung des eitelen Zeitlichen/ aller Ewigkeit vergeſſen/ weder die Hoͤlle achten/ noch den Himmel betrachten/ und wird alſo die verſchwindende Suͤndenluſt der Zeitlichkeit gewislich erwucheren die peinliche Ewigkeit/ daher der Prophet dahin deutet/ wie der Hoͤllen Rache ſei aufgethan und aufgeſperret ohn al- le Maaſſe. Wohin der Kupfer Titul zielet. C.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/390
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/390>, abgerufen am 22.11.2024.